YOGA läuft gut – YOGA UND AUSDAUERSPORT
Der Boom der klassischen Ausdauersportarten, wie zum Beispiel Laufen oder Radfahren, ist weiterhin ungebrochen. Gleichzeitig nehmen neben der körperlichen Fitness aber auch die mentale und seelische Gesundheit einen immer höheren Stellenwert ein. Scheinbar gegensätzliche Pole verschmelzen im Zuge dieser Entwicklung zu einer ganzheitlichen und sinnvollen Symbiose – Yoga und Ausdauersport entdecken einander als ergänzende und harmonische Partner. Die klassische Trainingslehre unterscheidet die konditionellen Grundfähigkeiten Ausdauer, Kraft, Koordination,
Schnelligkeit und Beweglichkeit.
Im Rahmen von Ausdauersportarten kommen hierbei der Ausdauer und der Kraft besondere Bedeutung zu. Einfach ausgedrückt: Möchte ich nach einem harten Bürotag eine Runde Joggen gehen, kann ich messen, wie lange und wie schnell ich laufen kann, bis ich die Belastung wieder abbrechen muss, und ob meine Muskulatur auch kräftig genug ist. Von mäßigem Interesse sind für den Hobbyläufer/innen hingegen die Schrittfrequenz pro Minute (zyklische Frequenzschnelligkeit), die Fähigkeit, fein abgestimmte, anspruchsvolle Bewegungen durchzuführen (Koordination), und die Fähigkeit, einen möglichst großen Bewegungsradius zu realisieren (Beweglichkeit).
Hinzu kommt außerdem, dass die meisten Ausdauersportarten einen Schwerpunkt auf die unteren Extremitäten legen und die Oberkörpermuskulatur tendenziell vernachlässigen. Die Folge: Viele Hobbyläufer/innen verbessern – ausgerüstet mit Pulsuhren, Smartwachtes und eventuell sogar auf Basis einer exakten Laktatmessung – wohl ihre aerobe Ausdauer, ihren Fettstoffwechsel und ihre maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit, jedoch kämpfen viele aufgrund einseitiger Belastungen mit muskulären Dysbalancen und Muskelverkürzungen oder weisen Defizite im Bereich der Koordination auf. Zudem spielt auch die Psyche bei Hobbyläufer/innen im Rahmen der Trainingsplanung eine untergeordnete Rolle.
Schon allein vom streng „westlichen“, vermessungsorientierten Standpunkt der Trainingslehre betrachtet ist Yoga daher eine ideale Ergänzung zum Laufsport.
Warum? Hier liest du sämtliche Vorteile der Kombination von Ausdauersport und Yoga
1) ISOMETRISCHES KRAFTTRAINING: Durch die zahlreichen länger zu haltenden Stellungen im Yoga (Asanas) erfolgt eine gleichmäßige Anspannung des Muskels gegen einen gleichmäßigen Widerstand (im Gegensatz zum sonst üblichen konzentrischen Krafttraining, wo sich Muskelursprung und -ansatz bei jeder Kontraktion annähern). Diese Form von Muskeltraining ist hocheffektiv und neben dem klassischen konzentrischen Training unbedingt zu empfehlen. Das ruhige Halten der Asanas ist auch mitverantwortlich für die außergewöhnliche Wirkung von Yoga. Jede Stellung sollte fest, aber angenehm gehalten wer- den. Yoga beugt durch zahlreiche Kräftigungsübungen muskulären Dysbalancen vor – ist sozusagen ein Ganzkörpertraining und gleichzeitig eine Ganzkörpermassage.
2) KOORDINATION: Yoga ermöglicht eine optimale Schulung zahlreicher koordinativer Fähigkeiten. Neben der klassischen Balancefähigkeit erfolgt eine Harmonisierung von Bewegungen zueinander, was letztendlich zu einer verbesserten Bewegungsokonomie führt. Auf die Schulung der Unterscheidungsfähigkeit und des Feingefühls wird hier großer Wert gelegt.
3) DEHNUNGS- UND BEWEGUNGSFÄHIGKEIT: Typische Muskelverkürzungen betreffen im Laufsport beispielsweise den hinteren Oberschenkelmuskel (M. biceps femoris) oder den Hüftbeuger (M. iliopsoas) im Radsport. Statisches Dehnen (oft im Anschluss an eine isometrische Belastung) ist hierbei als fixer Bestandteil des Yoga eine optimale Prävention gegen Muskelverkürzungen, erweitert die Bewegungsfähigkeit und verbessert somit die Bewegungsökonomie.
4) REGENERATIVER AUSDAUERBEREICH: Pulsmessungen während mittelintensiver bis sehr intensiver Yogaeinheiten haben ergeben, dass die erreichten Herzfrequenzwerte im klassischen Regenerationsbereich oder sogar im Fettstoffwechselbereich liegen. Yoga eignet sich somit auch ideal für eine Beschleunigung des Abtransports von Stoffwechselschlacken und ist als Regenerationsmaßnahme auch für Hochleistungssportler sinnvoll.
5) ENTLASTUNG DES VEGETATIVEN NERVENSYSTEMS: Yoga hat durch die Aktivierung des Parasympathikus nachweislich einen positiven Einfluss auf das vegetative Nervensystem, beruhigt Herz- und Pulsschlag und bremst die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, von Cortisol und Corticosteron. Weiters führt Yoga zu einem Abbau von Verspannungen und Toxinen, ist also auch entgiftend.
Neben dieser trainingswissenschaftlichen Sichtweise, die sich primär auf Fakten und messbare Tests stützt, soll an dieser Stelle aber auf eine andere – vielleicht sogar wesentlichere – Dimension des Yoga hingewiesen werden: Es ist wichtig zu betonen, dass die oben beschriebenen Vorzüge des Yoga sich primär auf die körperlichen Aspekte (Asanas) beziehen. Nach den Yoga-Sutras des Patanjali (einer der bekanntesten Yogaschriften) unterscheidet man zwischen insgesamt acht Gliedern des Yoga: Yama (der ethischen Disziplin), Niyama (der Selbstbetrachtung), Asana (der Körperübung bzw. Körperhaltung), Pranaya- ma (der Atemkontrolle / Regulierung der Lebensenergie), Pratyahara (dem Zurückziehen der Sinne), dem Dharana (der Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (dem Zustand des erfüllten Friedens).
Auch unser westlicher Yoga (meist „Hatha-Yoga“) beinhaltet zumindest einige Elemente dieses achtgliedrigen Weges = Ashtanga-Yoga: (ashta = 8, anga = Glieder) und geht somit weit über das rein Körperliche hinaus. Yoga versteht sich vor allem als Weg, seelisch zu wachsen und zu sich selbst zu finden – AUCH über körperliche Bewegung. Yoga ist eine Einladung, sich auf das Hier und Jetzt einzulassen, ohne dabei bereits an die nächste Trainingseinheit oder den nächsten Termin zu denken. Und Yoga ist eine Lebenseinstellung, in der permanentes Konkurrenz- und Leistungs- denken keinen Platz haben sollten. Am Ende jeder Yogastunde steht stets Zufriedenheit über das Erlebte, anstatt Unzufriedenheit über noch nicht ideal ausgeführte Übungen. Denn erst körperliche UND seelische Zufriedenheit ermöglichen es, auf lange Sicht optimale Leistung zu bringen und gesund zu bleiben.
Text: Markus Schmauss
Hier findest du Seminare & Workshop zu Yoga und Laufen:
April 2016: YOGA UND LAUFEN – mit Florian Reitlinger
April und September 2016: YOGA UND LAUFEN – Mental Fit – Christine Brunner
Juni 2016: YOGA UND LAUFEN/NORDIC WALKING – Hotel Retter / Stmk.
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