Sie lebt ihren Traum: gibt Yoga-Workshops auf internationalen Konferenzen, unterrichtet begeisterte Yogis von USA bis Bali und ihre Termine lesen sich wie Etappenziele einer Traumreise – für die sie nichts zahlt, sondern gutes Geld verdient.
Doch nach vielen Jahren, fallen Schatten auf ihr Leben. Sie fühlt sich ausgebrannt, ohne Energie, allein, hat zwar Hunderte von Freund/innen, doch diese sind über alle Kontinente verteilt. Acro Yoga-Begründerin Jenny Sauerklein sieht ein, dass sie viel gegeben hat, aber einen ganz wichtigen Menschen vergessen hat – sich selbst. Und dass sie ihr Leben radikal ändern muss.
Die größte Herausforderung
Die Geschichte von Jenny ist kein Einzelfall – sie widerfährt auch vielen anderen Yoga-Lehrer/innen (selbst, wenn sie nicht durch die Weltgeschichte jetten). Work-Life-Balance zu unterrichten und selbst in dieser zu bleiben, ist eine Herausforderung, die für Yogalehrer/innen schwieriger sein kann als ein Handstand. Ich selbst durchlebte Lebensphasen, in denen mir Krankheit und Energieverlust signalisierten, dass ich nicht ausreichend für mich selbst sorgte und ich begegne vielen Yogalehrer/innen, denen es genauso geht. Denn: Yogalehrer/in zu sein ist ein Job, der verdammt anstrengend sein kann. Und eh Du Dich versiehst, kannst Du als Berufseinsteiger/in leicht in eine von vielen Stressfallen tappen.
Um mir selbst Tipps zu holen – mit der Motivation diese auch weiterzugeben – habe ich sieben Top-Lehrer/innen nach ihren Rezepten gefragt, wie sie persönlich auf ihre Energie und Gesundheit achtgeben und was sie anderen Lehrer/innen dazu mitgeben können. Hier ihre Antworten.
Nicole Bongartz – www.vishnuscouch.de
„Das Wichtigste für mich: Ich umgebe mich mit Menschen und Dingen, die ich mag, die mir Freude machen und hinter denen ich stehe.“
Nicoles Tipp: „Mach Dir selbst keinen Druck! Auch ein Yogi darf mal müde sein oder ein Tief haben. Zudem müssen Üben und Unterrichten in Balance bleiben. Mir geht es zum Beispiel nicht gut, wenn ich acht Stunden die Woche unterrichte, aber keine Zeit für meine eigene Praxis bleibt. Da achte ich sehr akribisch drauf.“
David Lurey – www.findbalance.net
„Ich versuche an einem Tag, an dem ich lehre, davor selbst zu praktizieren. So verbrauche ich weniger Energie beim Unterrichten und kann aus meinem Körpergedächtnis unterrichten. Auf Reisen versuche ich, mindestens 6–8 Stunden Schlaf zu bekommen und bade wann immer möglich.“
Davids Tipp: „Schaffe im Umgang mit deinen Schüler/innen klare Grenzen, wie lange Du nach dem Unterricht mit ihnen Zeit verbringst. Sei achtsam gegenüber ‚Energievampiren‘; wisse, wie Du Dich abgrenzt. Finde Wege, Dich energetisch zu schützen – durch persönliche Rituale. Dusche, verbringe Zeit in der Natur. Wenn Du Zeit mit anderen Lehrern verbringst, sprich nicht die ganze Zeit über Yoga und Deine Schüler. Bleib neugierig und suche Dir neben Yoga noch andere Interessen, die Dich inspirieren und Dir Freude machen.“
Stefanie Arend – www.yinyoga.de
„Ganz wichtig ist für mich eine gesunde Ernährung, die ich mir nach meinen individuellen Bedürfnissen zusammenstelle. Es macht mir Freude, meinem Körper über die Ernährung genau das zu geben, was er gerade braucht.“
Stefanies Tipp: „Für mich ist es das Wichtigste beim Unterrichten, authentisch zu sein. Wer authentisch ist, kann in seiner Kraft bleiben und verschleudert keine unnötigen Energien. Außerdem durchschauen die Teilnehmer sowieso sehr schnell, wenn man sich verbiegt, um ihnen etwas vorzuspielen.“
Moritz Ulrich, www.peaceyoga.de
„Für mich gilt, mich daran zu erinnern, dass nicht ich als Person Moritz Ulrich besonders großartig bin und deswegen anderen Menschen ‚helfen‘ kann. Ich versuche so gut ich kann, die universellen, kosmischen oder göttlichen Ideen des Yoga durch mich hindurch nach außen dringen zu lassen und “ein Instrument” zu sein. So ist es auch keine Energie, die in irgendeiner Weise verloren gehen kann oder an meinen Kräften oder meiner Gesundheit zehrt.“
Moritz’ Tipp: „Übe Dich in Demut und sieh Deine Yogaschüler als erleuchtet an. Lege auf der Schwelle zum Yogaraum alles ab, was Dich als Person besonders machen könnte. Dies wird im Sanskrit ‚prasad‘ genannt. Das kannst Du auch auf Deine Yogapraxis zuhause anwenden. Vielleicht kann Dich ein Altar dabei unterstützen, Dich in Hingabe zu üben.“
Christiane Wolff – www.christiane-wolff.de
“Meine regelmäßige Yoga-Praxis ist meine Rückzugs-Oase. Ich ernähre mich seit Jahren gesund. Also lebe ich auf einem wunderbaren Polster aus Kraft und Freude. Ich kann die Herausforderungen des Alltags einer Yogalehrerin beschwingt annehmen und mit Freude feiern oder mit wenig Schlaf auskommen.“
Christianes Tipp: „Yoga zu lehren, ist eine große Verantwortung. Als Yogalehrerinnen brauchen wir einen widerstandsfähigen Körper und die stetige Bereitschaft, selbst wachsen zu wollen und unseren Yogaweg engagiert zu gehen. Der berufliche Alltag muss gut organisiert sein, Flexibilität und Zuverlässigkeit sind Grundvoraussetzungen, um erfolgreich zu sein. Hauptberuflich als Yogalehrender zu arbeiten, ist eine Lebensentscheidung, die gut überlegt sein sollte.“
Jang-Ho Kim – www.nowyoga.today
„Um meine Balance zu finden bzw. mich zu regenerieren, mache ich etwas komplett anderes. Ich tue etwas, was nichts mit Yoga zu tun hat. Beispielsweise genieße ich gerne ein Glas Rotwein mit Musik– sehr gerne auch allein. Oder ich lache herzhaft mit einem guten Film oder Stand-up-Comedy.“
Jang-Hos Tipp: „Als Lehrer sind wir in der Position des ‚Gebens‘. Deshalb ist es wichtig für Dich, etwas zu finden, womit Du auftanken kannst. Für mich persönlich ist das Humor. Wenn Du ihn noch nicht kennst, schau Dir mal die Youtube-Videos von Trevor Noah an.“
Roland Jensch – www.lizandroland.com
„Die eigene Praxis ist mir natürlich sehr wichtig – vor allem auch Meditation. Ich plane meinen Tag entsprechend, dass dafür genug Zeit ist. Das bedeutet für mich z.B. früh ins Bett zu gehen, damit ich früh am Morgen ausgeruht und wach bin.“
Rolands Tipp: „Schaffe kleine Rituale im Alltag. Eine kleine Geste oder ein selbst verfasstes Mantra, z. B. beim aufstehen, lässt dich den Tag mit einer bestimmten Intention beginnen. Versuche so gut es geht, jeden Tag zur gleichen Zeit aufzustehen, zu meditieren, zu praktizieren. So wird es bald zu einem Teil deines Alltags und fühlt sich weniger mühevoll an. Dafür, und das wird denke ich deutlich, bedarf es einer klaren Entscheidung, einer Art Bekenntnis dir gegenüber, dass du nun diesen Weg gehen möchtest. Mir hat diese Klarheit sehr geholfen, zu einer regelmäßigen Praxis zu finden.“
Was heißt das für Dich?
Auch wenn sie zum Teil sehr unterschiedlich sind – ich hoffe, diese „Rezepte“ konnten Dich genauso inspirieren wie mich. Wichtig ist, dass Du Deinen eigenen Weg findest, Dich wiederaufzutanken.
Meine persönlichen Kraftquellen sind simple Dinge wie die Natur, frische Luft oder eine bewusste Gedankenausrichtung. Willst du anderen Menschen viel geben, musst/darfst Du gut für Dich selbst sorgen. Und auch als Lehrer/in kannst Du nur authentisch unterrichten, wenn Du mit gutem Beispiel vorangehst. Wie willst Du Deinen Schüler/innen Entspannung und einen achtsamen Umgang mit dem eigenen Körper vermitteln, wenn Du selbst gestresst und ausgebrannt bist?
Du bist wichtig!
Voraussetzung für ein gesundes Leben ist, dass Du Dich selbst wichtig nimmst. Dein eigenes Wohlbefinden sollte den höchsten Stellenwert in Deinem Leben haben – nicht Deine Arbeit, auch wenn Du noch so gerne unterrichtest. Nur wenn es Dir gut geht, bist Du in der Lage, andere Menschen zu überzeugen und mitzureißen.
Jemand, der das konsequent getan hat und von dem ich viel in dieser Hinsicht gelernt habe, ist meine Lehrerin Jenny Sauerklein. Indem sie ihre Gesundheit, ihr Wohlbefinden und ihre eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellte, hat sie ihre persönliche Krise in eine Erfolgsgeschichte verwandelt.
Die Erkenntnis, dass ihr damaliger Lebensstil ihr nicht gut getan hat, hat sie dazu gebracht, AcroYoga hinter sich zu lassen und ihren eigenen Weg zu gehen. Heute gibt sie ihr Wissen, wie man Menschen begeistert und emotional anspricht, an Yogalehrer/innen und Seminarleiter/innen weiter. Und mit ihrem neuen Projekt „Play on Purpose“ hilft sie, Kommunikationsfähigkeit und Teambuilding Skills in Unternehmen auszubauen. Zu ihren Kunden zählen bereits namenhafte Player wie Google oder Pixar.
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Über den Autor:
Tobias Frank Lehrer, Body Worker und Autor des Buches “Thai Yoga – Körper & Seele berühren”. Kostenlose Leseprobe und den Gratis Videokurs “Loslassen leicht gemacht” findest Du auf www.thaiyoga.de
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Fotocredits: privat bzw. von den Yogalehrer/innen
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