Im Buch “Die vier Versprechen” schreibt Autor Don Miguel Ruiz von vier kraftvollen Entscheidungen, die im Leben zu mehr Selbstbestimmung und Freiheit führen können. Welche “four agreements” das sind? Was sie uns für unser Leben bringen? Darüber schreibt hier Gastautorin Doris Buchinger.
Die Weisheit der Tolteken
Die Lehren der Tolteken reichen Tausende von Jahren zurück. Sie waren Künstler*innen und Wissenschaftler*innen, die sich zu einer Gesellschaft zusammenschlossen, um das spirituelle Wissen ihrer Vorfahren zu erforschen und weiterzugeben. Diese Meister*innen – auch naguals genannt – sahen sich durch den Missbrauch durch die unweisen Menschen gezwungen, dieses Wissen viele Generationen vor der Öffentlichkeit zu verbergen.
Don Miguel Ruiz ist ein nagual der Eagle-Knigh-Linie, der die Lehre der ursprünglichen Wahrheit mit uns in seinem Buch “The four agreements – die vier Versprechen” teilt. Eine Lebensart, durch die wir Glück, Freiheit, Souveränität und Liebe in unserem Leben erlangen können.
Der Traum vom Leben
Wir Menschen träumen von Geburt an ununterbrochen. Dabei wurde und wird laut Don Miguel Ruiz der persönliche Traum maßgeblich vom kollektiven Traum (Traum des Planeten) geformt. Dieser äußere Traum lehrt uns, was wir glauben sollen. Das haben wir von Säuglingsalter an, voller Vertrauen und Aufmerksamkeit in uns aufgenommen. Wir waren einverstanden mit diesen Regeln und Glaubenssätzen, weil wir es auch noch nicht besser wussten.
mitote & maya
Diesen Vorgang nennt Ruiz auch die “Domestizierung des Menschen”. Dieses Glaubenssystem ist das, was unseren Geist beherrscht. All unsere Ansichten und Urteile basieren daher auf Grundlage dieses Gesetzbuches – auch wenn sie gegen unsere innere Natur verstoßen. Aber warum machen wir das? Es gibt uns ein Gefühl der Sicherheit und Zugehörigkeit. Es füttert unseren inneren Richter und das innere Opfer. Dieser Traum des Planeten wird auch mit der Hölle verglichen, denn es ist ein Traum voller Strafe, Angst, Schmerzen und Leid. Unser persönlicher Traum ist dermaßen davon beeinflusst, dass er ebenfalls von Angst bestimmt ist und zu unserem persönlichen Albtraum wird. Wir leben also in einem Nebel, den die Tolteken mitote nennen. Alles was wir über uns selbst und über die Welt glauben, alle Konzepte in unseren Köpfen – all das ist mitote. In Indien wird dieser Nebel auch maya genannt (Illusion).

Vier Versprechen von Don Miguel Ruiz
Im Laufe der Domestizierung bildet sich unsere Vorstellung davon was Perfektion ist, nach der wir streben sollen, um akzeptiert zu werden. Wir tragen eine Maske und entwürdigen uns selbst, aus der Angst heraus, jemand würde herausfinden, wer wir wirklich sind. Dieser Selbstmissbrauch resultiert aus der Selbstablehnung, die wir auf Grundlage des vorgegebenen Perfektionismus entwickelt haben. Wir haben unzählige Vereinbarungen mit uns selbst und unserem Umfeld getroffen und bilden daraus das, was wir Persönlichkeit nennen. Diese Versprechen gilt es aufzulösen, um den Traum unseres Lebens zu verändern. Dazu braucht es eigentlich nur vier kraftvolle Versprechen, um die gewünschte Transformation hin zum persönlichen Traum vom Paradies zu erfahren,

Das erste Versprechen: Be impaccable with your words – Wähle deine Worte mit Bedacht.
…denn wer die Wahrheit spricht und seine Worte weise wählt, wird allein dadurch das emotionale Gift nach und nach aus seinem Körper holen. Worte haben eine kraftvolle Wirkung und schon seit jeher wird dem Wort eine unglaubliche Macht zugesprochen. Falsche Worte und vor allem auch Klatsch können pures Gift sähen und sich wie ein Virus in Menschen und ganze Gesellschaftssysteme einnisten. Wenn wir unsere Worte auf richtige Art benutzen, um der Liebe Ausdruck zu verleihen, wird es unser Leben zur persönlichen Freiheit, großem Erfolg und voller Freude verhelfen.

Das zweite Versprechen: Don’t take anything personal – Nimm nichts persönlich.
Wenn wir alles persönlich nehmen und unserem Ego freien Lauf lassen, schaffen wir Konflikte und Leid. Wenn wir aber Dinge nicht mehr persönlich nehmen, können uns Aktionen und Kommentare anderer und uns selbst nichts mehr anhaben. Die alten Vereinbarungen, die Kummer und Leid bereitet haben, beginnen sich aufzulösen. Wir können mit offenen Herzen durch das Leben schreiten, ohne Angst zu haben, abgelehnt zu werden. Wir können Nein und Ja sagen, ohne Schuldgefühle und Selbstverurteilung. Innerer Frieden und Glückseligkeit finden ihren Platz.

Das dritte Versprechen: Don’t make any assumptions – Ziehe keine voreiligen Schlüsse.
Wenn wir voreilige Schlüsse ziehen, lassen wir es zu, dass das mitote in unserem Geist Chaos schafft. Vieles entspringt aus unserer Fantasie und schafft dadurch Leid. Wir müssen eigentlich nur den Mut haben zu fragen – denn wir können nicht davon ausgehen, dass alle das Leben auf die gleiche Weise sehen wie wir. Das Fragen kann Klarheit schaffen und Missverständnisse auflösen.

Das vierte Versprechen: Always do your best – Gib immer dein Bestes.
Dieses Versprechen hat die Kraft die drei anderen zu unserer neuen Gewohnheit werden zu lassen. Wer immer das Bestmögliche tut – unabhängig von der gerade möglichen Qualität – hat keinen Grund sich jemals selbst zu verurteilen. Wir tun die Dinge nach unserem Bestmöglichen, ohne eine Belohnung zu erwarten. Wir werden produktiver, haben Spaß und tun alles ohne Frustration und ohne Bedauern. Wir handeln, weil wir die Handlung genießen. Handeln heißt, lebendig zu sein und mit Taten zu Resultaten zu kommen. Jeder hat das Recht, seinen Traum zu realisieren. Die ersten drei Versprechen werden nur funktionieren, wenn wir unser Bestes tun. Wir dürfen auch hier nicht erwarten oder annehmen, dass wir nie wieder in unsere alten Vereinbarungen rutschen. Aber da wir unser Bestes tun, werden wir uns trotz Rückschläge gut fühlen.
Die vier Versprechen – ein Weg der Transformation
Wenn wir die vier Versprechen in unser Leben integriert haben, werden wir ein wundervolles Leben führen. Die vier Versprechen sind die Summe der Meisterschaft der Transformation – eine große Leistung der Tolteken. Sie werden unser Leben verändern. Wer trotz anfänglicher Schwierigkeiten dran bleibt, wird eines Tages feststellen, dass sich das Leben mit Hilfe dieser neuen Vereinbarungen wunderbar regeln lässt. Wir sollen uns keine Sorgen um die Zukunft machen, sondern in der Gegenwart präsent bleiben. Die Menschen, die ihre ganze Aufmerksamkeit auf den heutigen Tag richten und ihr Bestes tun die vier Versprechen einzuhalten, die beginnen ihren neuen Traum.
Wie lösen wir alte Vereinbarungen auf?
Auf welche Art und Weise können wir alte Vereinbarungen mit uns verabschieden? Wie finden wir wieder unsere Freiheit und können unser wirkliches Wesen entfalten? Vor allem durch Wachsamkeit und Bewusstsein. Nur wenn wir uns einer Sache bewusst sind, können wir sie verändern und in unserem persönlichen Traum umwandeln. Der Traum des Planeten ist nur ein Traum und hat keinerlei Wirklichkeitsgehalt. Die meisten Glaubenssätze entsprechen nicht der Wahrheit.
Tolteke zu sein heißt, die eigene Wahrheit zu leben – wild und weise. Um Tolteke zu werden, gibt es drei Möglichkeiten: die Meisterschaft des Bewusstseins, die Meisterschaft der Transformation und die Meisterschaft der Absicht/ Liebe.
Die Tolteken glauben, dass ein Parasit unseren Verstand kontrolliert. Der Parasit tritt als innerer Richter, als Opfer und als Glaubenssystem in unseren Geist auf und kontrolliert unseren persönlichen Traum. Menschen aus der schamanischen Tradition nennen all jene „Krieger“, die sich dem Parasiten in unserem Geist stellen (das ist die wahre Herkunft der Bezeichnung „Krieger“). Entweder wir attackieren diesen Parasiten oder wir lassen ihn verhungern.

Traum der Aufmerksamkeit & Tod als Lehrer
Eine Lösung besteht in der Kreation des Traumes der zweiten Aufmerksamkeit. Zuerst müssen wir uns der Vereinbarung bewusst werden, die wir ändern wollen. Dann müssen wir diese auf Angst basierenden Glaubenssätze umprogrammieren, zum Beispiel durch die Übernahme der vier Versprechen.
Dazu brauchen wir allerdings die Eigenschaften eines Kriegers – waches Bewusstsein, Disziplin und Kontrolle. Wir sind uns dem Krieg in unserem Kopf bewusst und diszipliniert darin, wir selbst zu sein, egal was passiert. So hat man die vollständige Kontrolle über die eigenen Gefühle, über das eigene Verhalten.
Eine weitere Möglichkeit ist den Tod selbst als Lehrer anzunehmen. Der Engel des Todes kann uns zeigen, wie wir jeden Tag leben als wäre es unser – und zwar genauso wie wir sind. Durch den initiierten Tod stirbt auch der Parasit in unserem Geist. Durch diese Auferstehung sind wir wieder wild und frei und können die Domestizierung durchbrechen. Wir können die Vergangenheit loslassen und folglich im Namen der Liebe im Hier und Jetzt leben. Glücklich zu sein ist eine Entscheidung.
Fazit der Gastautorin: Für mich war das Buch eine Offenbarung, da ich tagtäglich in diesem Nebel existiere und ich sehr darunter leide. Ich habe folglich viele Jahre meines Lebens damit verbracht, mit einer Maske durch das Leben zu gehen und mich dafür zu schämen wie ich bin. Dadurch habe ich aus Unsicherheit oder Ärger oft unüberlegte Worte gewählt und mich in weiterer Folge selbst sehr verletzt. Durch diese Verletzlichkeit nahm ich wiederum oft Dinge sehr persönlich und brachte dadurch immer mehr Unsicherheit und Selbstzweifel in mein Leben. Nun habe ich angefangen, die vier Versprechen immer mehr in mein Leben zu integrieren und beginne mein wahres Ich wieder kennenzulernen …

Die vier Versprechen
Don Miguel Ruiz
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