Interview und Buchtipp – Yoga so einfach wie nie?! Nicole Reese weiß als Yogalehrerin, wie schwer es für Yoga Schüler*innen oft ist, sich an die korrekte Ausführung der Asanas zu erinnern. Vor allem außerhalb einer gut angeleiteten Yoga-Stunde. Mit ihrem Buch, das 2020 im Trias Verlag erschienen ist, schafft sie eine Möglichkeit, Übungsschritte der 55 der gängigsten Asanas auch zu Hause zu vertiefen und gesund durchzuführen. Doris Buchinger hat sich nicht nur dem Buch gewidmet, sondern sich für yogazeit.at mit Nicole Reese näher unterhalten …
Nicole Reese studierte Kulturwissenschaften und wurde als Studentin zufällig auf Yoga aufmerksam, als sie auf der Suche nach mehr Ruhe im Geist war. Die Wirkung und Faszination für Yoga ließ sie nicht mehr los. 2008 begann sie mit einer Kundalini-Lehrerausbildung. Wenige Jahre später führte sie ihr Weg zu Lance Schuller nach Australien, wo Nicole das Vinyasa Teacher Training absolvierte. Nach ein paar Stationen bei Filmfestivals und in der PR, verfasste Texte für verschiedene Print- und Onlinepublikationen und begann parallel dazu, Yoga zu unterrichten. Aktuell arbeitet Nicole als freie Autorin und Yogalehrerin in Hamburg und war auch Mitbegründerin des „Yoga Elements“-Studios. Nun hat sie Ihre Erfahrungen und ihre Liebe zum Yoga in ein wundervolles Buch verpackt.


Einfach, umfassend, hilfreich
Bereits beim ersten Durchblättern konnte ich die Liebe zum Detail und das Bestreben, Yoga einfach zu machen, spüren. Man kann auf einem Blick sehen, auf was es bei den bekanntesten Asanas ankommt. Darüber hinaus wird klar, worauf es zu achten gilt, um jede Asana für sich richtig auszuführen. Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen der Asanas sind detailliert beschrieben; durch die große Illustration jeder einzelnen Yoga Position die wichtigsten Ausrichtungen auf einem Blick zu sehen. Für mich ist es wirklich eines der einfachsten Yoga-Bücher, die mir für den Einstieg und das alleinige Durchführen zu Hause bekannt sind. Ergänzend und gut finde ich auch, dass bei jeder Asana Hilfestellungen, kurze Tipps, Varianten und Wirkungsweisen beschrieben sind.
Fazit
Nicole Reese hat mit diesem Buch ein schönes Werk geschaffen, dass bei bestrebten Yoga-Anfängern aber auch Yoga-LehrerInnen nicht im Regal fehlen sollte. So hat man eine gute Grundlage, einzelne Stellungen auch zuhause gesund auszuführen oder als Yoga-Lehrender seine Ansagen zu verfeinern.
In einem Interview durfte ich mehr über die Autorin und ihr Buch “Das einfachste Yogabuch aller Zeiten” erfahren. Diese inspirierenden Worte möchte ich gerne mit euch teilen:
Welcher Weg hat dich zum Yoga geführt?
„Eine Freundin in Berlin schleppte mich zu einer Yogastunde in einem kleinen Studio mit. Ich war sofort Feuer und Flamme. Neben dem Spaß an der Bewegung, hat mich aber vor allem auch diese innere Ruhe und Entspannung begeistert, die sich mit der Yogapraxis einstellte. Danach habe ich eigentlich alles, was ich damals an Yogastunden finden konnte, ausprobiert. Irgendwann landete ich beim Kundalini Yoga und Vinyasa Flow. Seitdem habe ich nicht mehr aufgehört, mich mit den unzähligen Aspekten des Yoga auseinanderzusetzen.“
Welche Stilrichtungen sprechen dich am meisten an?
„Irgendwie kann ich allen Stilen etwas abgewinnen. Am meisten mag ich allerdings Yogastunden, in denen die Bewegungen fließend und kreativ miteinander verbunden werden. Aber auch das Langmachen beim Yin Yoga, die Ausrichtungsprinzipien im Anusara, die Präzision der Spiraldynamik oder die verschiedenen Kriyas aus dem Kundalini Yoga gefallen mir.“
Was bedeutet für dich “Yoga”? Wie lebst du es neben der Asana-Praxis?
„Klarheit. Freiheit. Ein Ausbalancieren der Gegensätze. Eine Art Ankommen im Kopf und auch im Körper. Ich versuche das, was ich auf der Matte praktiziere und unterrichte, in mein Leben zu integrieren. Also immer wieder meine Intention hinter meinen Handlungen und Gedanken zu hinterfragen und zu verstehen. Gelassenheit im Alltag zu finden. Doch Yoga ist für mich noch viel mehr: Lebendigkeit, Freude, Spaß und vor allem die Verbindung zu anderen Menschen.“
Was hat Yoga für dich verändert?
„Die Yogapraxis hat mir eine gewisse Struktur und Stabilität gegeben. Daaas war damals, am Ende meines Studiums und auch danach, extrem wichtig für mich. Durch die Praxis kann ich mich immer wieder selbst in mir verankern – und das ist auch heute noch so.“
Welche Asana ist für dich (momentan) eine persönliche Herausforderung und warum?
„In den letzten Tagen war es definitiv die Krähe, Bhakasana. Dabei merke ich immer sofort, wenn ich nicht bei der Sache bin und mich nicht gut konzentrieren kann. Und auch Twists zeigen mir immer sehr deutlich, wie ausgeruht oder erschöpft ich gerade bin.“
Was bedeutet für dich Spiritualität?
„Ein Gefühl von Ganzheit und das Wissen, Teil von etwas Größerem zu sein. Das kann auch über eine bewusste Asanapraxis erreicht werden, indem sich alles leicht und geschmeidig ineinanderfügt, alle Knochen am richtigen Ort sitzen, der Atem mühelos fließt und der Kopf still ist.“
Was macht dein Buch so besonders und einfach?
„Die grundlegende Idee dahinter ist, die jeweiligen Asanas in ihrem Aufbau zu verstehen und die Ausführung der Haltungen entsprechend auf die Basis der Bewegung runter zu brechen. Sobald du diese Ausrichtungsprinzipien verinnerlicht hast, werden die Übungen fast von selbst leichter und gleichzeitig stabiler. So kannst du auch immer weiterführende Varianten ausprobieren. Zur besseren Übersichtlichkeit sind die wichtigsten Anleitungen auf einem extra Bild neben der Übung aufgelistet.“
Die Übungsfolgen im hinteren Teil sind sehr schön aufgebaut – wie bist du auf diese Art der Darstellung gekommen? Würdest du es noch verbessern?
„Der Aufbau der Sequenzen ist so gedacht, dass sich die einzelnen Teile unterschiedlich kombinieren lassen. Je nachdem, wie viel Zeit, wie viel Erfahrung oder welchen Schwerpunkt du setzten möchtest. Hast du morgens nur 20 Minuten, könntest du beispielsweise mit einer Meditation starten und danach die Mobilisation, Sonnengrüße und eine gekürzte Variante der Slow Down Sequenz praktizieren. Oder aber die Sequenz um einem Flow deiner Wahl ergänzen. Ich bin ein großer Fan von Varianten und Modifikationen, so dass wirklich jeder Körper den Nutzen der jeweiligen Asana erfahren kann. Aber für das Buch musste ich mich natürlich auf die wichtigsten Aspekte beschränken.“
Bist du bei den Shootings für “Das einfachste Yoga-Buch aller Zeiten” dabei gewesen? Hast du die Haltungen angeleitet?
„Ja, ich bin immer mit dabei um das Model entsprechend anzuleiten und korrekt auszurichten. Wobei Sinah, unser Model, alle Übungen mit der größten Grazie und Entspannung ausgeführt hat, die man sich vorstellen kann. Aber manchmal kommt die Beugung des Knies durch das Foto nicht korrekt rüber, die Ellenbogen sind überstreckt oder der Fuß sieht merkwürdig verdreht aus. Da gilt es dann zu korrigieren.“
Wie entstehen deine Ideen für ein Yogabuch? Was sind deine Inspirationen? Fällt es dir leicht ein ganzes Buch zu einem Thema zu schreiben?
„Das ist ganz unterschiedlich. Meistens entstehen Ideen durch Gespräche mit Freunden, durch das tägliche Unterrichten und die eigene Praxis oder auch durch Texte, die ich lese. Bei ‚Yoga Kitchen‘ wollten Iris – die die Rezepte und den Ernährungsteil geschrieben hat – und ich unbedingt unsere beiden Leidenschaften, Yoga und Ernährung, zusammenbringen. Sie ergänzen und bereichern einander unglaublich gut. Bei ‚Das Einfachste Yogabuch aller Zeiten‘ ist der Verlag mit der Idee an mich herangetreten. Das hat mich sehr gefreut, da ich so die Gelegenheit bekam, die Feinheiten der Asanas herauszuarbeiten und für alle verständlich umzusetzen. Und so hoffentlich zu zeigen, dass Yoga nicht ausschließlich etwas für bewegliche Leute ist, sondern, dass jeder Yoga praktizieren kann. Auch wenn im Buch die Asanas Praxis im Fokus steht, umfasst Yoga mehr als die Körperübungen, die einen Aspekt des Yoga darstellen. Viele kommen aber über die Asanapraxis überhaupt erst wieder in Kontakt mit ihrem Körper. Und entdecken darüber auch die Meditation, Pranayama und andere Aspekte des Yoga für sich.“
Ist für dich Schreiben auch eine Form von Yoga? Wenn ja, warum?
„Irgendwie schon. Beim Schreiben und beim Yoga geht es darum, im Flow zu sein, dieses Ineinanderfließen zu erreichen, einen Rhythmus zu finden. Wenn das gelingt, ist es natürlich großartig. Wenn nicht, gilt es, beim Yoga wie auch beim Schreiben, trotzdem dranzubleiben und in kleinen Schritten weiter zu machen und eventuell mal die Perspektive zu ändern. Was sich aber dann doch oft wesentlich schwieriger gestaltet, als es sich jetzt vielleicht anhören mag. Die Erfahrung von Frustration gehört aber nun mal dazu – und ist in der Theorie natürlich leichter durchzustehen als akut zu Hause am Schreibtisch oder auf der Matte.“
Was ist deine Botschaft an die Welt?
„Seid nett zueinander und nehmt euch gegenseitig ernst. Denkt nach und übernehmt Verantwortung für euer Handeln. Haltet euch mit eurer Zuneigung und Zugewandtheit nicht zurück. Praktiziert Yoga. Kurzgefasst: Love & Peace & Respect.“
Ich möchte mich bei Nicole Reese für dieses großartige Interview und die wundervollen Schlussworte bedanken, zu denen man nicht mehr hinzufügen kann.
Das einfachste Yoga-Buch aller Zeiten
von Nicole Reese
TRIAS Verlag, 2020
ISBN: 9783432109879
Fotocredit Nicole Reese: Johannes Némecky
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