Von Mittwoch, 16. bis Sonntag, 20. August 2017 fand bei Yoga Vidya in Horn-Bad Meinberg (Deutschland) zum ersten Mal das Xperience Festival statt. Ein Rückblick auf ein erfahrungsreiches Festival von Lena Raubaum.z
Nach fast 11 Stunden Autofahrt sagt das Navi, dass ich mein Ziel erreicht habe: Yogaweg 7, Horn-Bad Meinberg. Um mich herum ist es dunkel, weil Nacht, langsam steige ich aus dem Auto aus, weil müde. Es ist nicht das erste Mal, das ich hier bin. Schon mehrmals hat mich mein Weg zum Yoga Vidya Seminarhaus in Bad Meinberg geführt, zum größten Ashram außerhalb Indiens. Ich staune über dieses riesige Areal und all die Gebäude, die ursprünglich mal ein Kurzentrum gebildet haben. Es ist nicht das erste Mal, das ich hier bin und doch bin ich zum ersten Mal zum Xperience Festival gekommen, das in diesem Jahr seine Premiere feiert. Und da vernehme ich durch die Stille Finsternis Musik. Dumpfe Musik. Klänge, die von Party erzählen, von vielen Menschen, von tanzenden Beinen. Ich folge den Sounds, lasse nun sie mein Navi sein und erreiche schließlich ein großes, weißes Event-Zelt mit kunstvoll gestaltetem Eingang. Und ich trete ein, ready to xperience myself …
Xperience Festival – Wie kam es eigentlich dazu?
“Xperience yourself” war und ist das tragende Motto dieses Festivals. “Unsere Vision war und ist es, einen gemeinsamen Raum zu schaffen für Menschen, die sich selbst mit ihrem ganzen Potenzial an Freude, Mut, Mitgefühl und Kreativität erfahren möchten”, so steht es im Programmheft. Und weiter: “Es liegt in deiner Hand, was du hier teilst, mit wem du dich verbindest, welche Gespräche du führst, zu welcher Musik du tanzt. Genieße diesen FREIraum in vollen Zügen und trage auf deine ganz eigene dir geschenkte Art und Weise deinen Anteil dazu bei. Wir haben uns einen gemeinsamen Spielplatz kreiert. Wie und was du spielst, wie tief du eintauchst ist ganz deine Entscheidung.”
Eine wichtige Entscheidung war es auch von Seiten Yoga Vidya, dieses Spielplatz beziehungsweise dieses Festival auf die Yogabeine zu stellen. Yoga Vidya bildet seit 1992 Europas führendes Netzwerk von Yogalehrer/innen, Yogaschulen und Yoga-Seminarhäusern und wurde von Sukadev Bretz in Frankfurt gegründet. Heute gehören zu Yoga Vidya 4 große Yoga Vidya Seminarhäuser, etwa 80 Yoga Vidya Yogaschulen in Deutschland, in den Niederlanden und in Österreich, an die 3.500 Mitglieder der Yoga Vidya Berufsverbände sowie über 25.000 Absolventen von Yoga Vidya Ausbildungen. Etwa eine halbe Million Menschen üben Yoga nach dem Yoga Vidya System. Und auch wenn es sich bewährt hat, bildete sich aus Yoga Vidya heraus eine Arbeitsgruppe, die wusste: es ist Zeit für frischen Wind. Es ist Zeit den “integralen Yoga” neu zu definieren, aufzumachen und der Zeit anzupassen. Und so wurde schließlich ein Kernteam aus drei Menschen namens Kai, Jasmin und Dusty damit beauftragt, das Xperience Festival – gemeinsam mit vielen, vielen helfenden Händen – zu gestalten und aufzubauen.
Xperience the Vielfalt
Das “X” in “Xperience Festival” steht für eine Wegkreuzung, steht dafür, dass sich auf diesem Event sieben verschiedene Bereiche begegneten und auch in Zukunft begegnen werden: Yoga, Healing, Lifestyle, Music, Food, Activism und Satsang. Ein mehr als reichhaltiges Programm bot für Erwachsene als auch für Kinder verschiedene Möglichkeiten, sich selbst und Gemeinschaft zu erfahren, Neues auszuprobieren und schon Bekanntes zu pflegen, mit- und voneinander zu lernen, aktiv zu werden und passiv zu genießen, richtig “Abzugehen” und in Stille einzutauchen. Sowohl unter freiem Himmel, als auch geschützt durch Zelte und Yogaräume des Ashrams. (was nur gut war, da der Himmel sich an dem Wochenende entschieden hatte, ab und an vor Freude zu weinen und eine herbstliche Kälte aufkommen zu lassen.)
Vielfalt – ja sie war spürbar und wurde von denen vermittelt, die ein Festival – jedes Festival – schließlich ausmachen: Menschen. Bei der Musik verzauberten und begeisterten Rising Appalachia, Sarah Lesch, Ajeet Kaur, Deep Walka, Karnamrita Dasi, Renee Sunbird, Pascal Lacaze, Vijay Krishna und Fallou SY & Domon Africa mit Kirtan, World Beat, Pop, Tribal, Fusion und Ecstatic Dance.
Den Yoga-Bereich des Festivals bereicherten u. a. David Lee Lurey, die Gaiatrees, Petros Haffenrichter, Shirin Ourmutchi, Jang-Ho Kim, Ajeet Kaur, David Lurey, Birgit Gauriananda, Boris Georgiev, Percy Shakti Johannsen, Mike Erler, Florian Reitlinger, Helga Baumgartner.
Darüber hinaus wurden Energiearbeit und Heilsessions im Healing-Bereich angeboten. Auch Tanz, Jonglage, Wildkräuter-Wanderungen, Martial Arts, Selbsterfahrung, Coaching und Vorträge zu Themen wie “Karmakonsum”, “Gemeinwohlökonomie”, “Lebenskrise mit Yoga meistern” oder “Yoga und Migranten u. v. m. standen da auf dem bunten Stundenplan. Lifestyle- und vegane Shopping-Angebote bot der Marketplace und weiters boten u.a. Yoga Vidya-Gründer Sukadev Bretz und Swami Nirgunananda Meditationen, Kirtan, Lesungen und indische Ritualen an.
Was die Kulinarik anging, brachten sich Künstler der eco-veganen Szene in der Food-Area mit Koch-Seminaren, Live-Shows und Workshops ein, wie etwa Björn Moschinski, Kristin Knufmann oder Lea Green. Für’s leibliche Wohl war auch gesorgt. Zum einen war im Ticketpreis 2x täglich das Buffet des Ashrams inkludiert, das ebenfalls nur so von Vielfalt strotzt. Zum anderen wurde mittags und abends eines der Zelte zum Essensbreich verwandelt und dort ein wirklich köstliches Mahl serviert.
Ich gebe zu: bei Betrachtung des Stundenplans kam ab und an eine leichte Überforderung in mir auf. Doch letztendlich überwog eine staunende Dankbarkeit. Eine Dankbarkeit darüber, wie viele verschiedene Wege es gibt, das Leben als lebenswerter zu erfahren, sich selbst weiterzuentwickeln und in sich – und damit auch für die Welt – für etwas mehr Lebensfreude und Frieden zu sorgen.
Xperience the experience
Wie schon der Name es Festivals sagt, geht es nicht nur um viele verschiedene Wege, sich selbst zu erfahren. Sondern vor allem darum, sich überhaupt Zeit dafür zu nehmen, sich selbst zu erfahren, sich selbst zu erleben.
Mit all dem, was man ist, mit all dem, was einen ausmacht.
Mit all dem, was man an sich mag und all dem, was man an sich (noch) ablehnt.
Mit all dem, was man einfach großartig findet und all dem, was man voller Verzweiflung gerne aber sowas von anders hätte.
Mit all dem, was man im Leben schon bewältigt hat und all dem, was immer noch nach Bewältigungsstrategien sucht.
Mit all dem, was für tiefen Schmerz sorgt und all dem, was einen heilsam umarmt.
Mit all dem, was einen die Arme öffnend lachen lässt und all dem, was einen mit geballten Fausten zum Weinen bringt.
Mit all dem, was man teilt und all dem, was man für sich behält.
Ich muss mich an diesen Tagen oft an ein Zitat erinnern, das von dem Autor Eugène Ionesco stammt: “Wir glauben, Erfahrungen zu machen, aber die Erfahrungen machen uns.” Und dieses Festival hat mich daran erinnert, dass ich mich jeden Tag auf’s Neue dafür entscheiden kann, zu welchem Menschen mich diese Erfahrungen gemacht haben, machen und machen können.
Auch dafür sage ich Danke.
Save the date: Das nächste Xperience Festival findet von 21. bis 25. August 2019 statt
Mehr Infos findest du auf der Website xperience-festival.de
So und nun genug der Worte. Zeit für bewegte und bewegende Bilder:
Fotocredit: ZERO Gravity Pics
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