Sobald man sich mit ayurvedischer Ernährung auseinandersetzt, wird man mit dem Begriff „Ama“ konfrontiert. Doch was bedeutet das? Nun, wörtlich übersetzt heißt Ama „unreif, ungekocht oder unverdaut“ und bezeichnet in der Regel Verdauungsschlacken oder Zwischenprodukte, die im Stoffwechselprozess nicht vollständig aufgespalten und metabolisiert wurden. Ama gilt als hoch pathologisch (krankheitsverursachend) und beeinträchtigt sämtliche Körperfunktionen. Ama kann sehr starke systemische Symptome verursachen und ist keinesfalls mit vorübergehenden leichten Unpässlichkeiten zu vergleichen.
Eine Grundeigenschaft von Ama ist seine Klebrigkeit. Daher tendiert Ama dazu, sich mit anderen Körperkomponenten wie etwa den Doshas Vata, Pitta und Kapha, den Körpergeweben oder Körperkanälen zu verbinden und wie ein zäher Leim deren Funktionen zu beeinträchtigen.
Wofür Ama also sorgt? Im Allgemeinen für Appetitlosigkeit, einen aufgetriebener Bauch, Schweregefühl, Stillstand im Verdauungstrakt, Verdauungsstörungen, Trägheit und Müdigkeit. Ein dicker weißer Zungenbelag, der sich auch mit dem Zungenschaber nicht vollständig entfernen lässt sowie klebriger, sinkender und übel riechender Stuhl sind weitere Anzeichen für das Vorhandensein von Ama.
Ama entsteht dann, wenn das Verdauungsfeuer „Agni“ geschwächt ist. Daher setzt die ayurvedische Ernährungstherapie zunächst immer bei der Korrektur oder Wiederherstellung des Verdauungsfeuers an. Sprich: Um das vorhandene Ama vollkommen zu verstoffwechseln und ein Wiederauftreten von Ama zu vermeiden, muss das Verdauungsfeuer so richtig in Schwung gebracht werden.
Welche Faktoren fördern das Entstehen von Ama und was kann man dagegen tun? Strategien wie du Ama vermeiden kannst und einfache, höchst wirkungsvolle Tipps wie du dein Verdauungsfeuer so richtig anfachst, findest du hier:
Ursachen für Ama
Ama entsteht dann, wenn das Verdauungsfeuer (Agni) zu schwach ist. Im Ayurveda spricht man dann von einem „Mandagni“. Es ist sehr langsam, schwach, arbeitet träge und selbst ausgewogene und zur richtigen Zeit eingenommene Speisen werden nicht ausreichend verdaut. Über mehrere Stunden dauerndes Aufstoßen, Schweregefühl nach dem Essen und Appetitlosigkeit sind die Folgen.
Mandagni resultiert hauptsächlich aus Ernährungsfehlern und emotionalem Stress. Es heißt im Ayurveda nicht umsonst: „Du bist, was du verdaust.“ Die Bildung von Ama als „unreifes“ also unverdautes Stoffwechselzwischenprodukt, kann durch folgende Ernährungsfehler entstehen:
- Verdauungszeiten werden nicht eingehalten – es wird also gegessen, bevor die vorangegangene Mahlzeit verdaut ist
- es wird zu viel gegessen
- es kommt zu starken Emotionen während oder nach der Mahlzeit wie z. B. Aggression, Wut, Angst, Eifersucht, Trauer
- Aufnahme von ungünstigen Nahrungsmittel-Kombinationen (siehe „Strategien zur Ama-Vermeidung“)
- Aufnahme von schwer verdaulichen Nahrungsmitteln (sehr Fettiges, Fleisch- und Milchprodukte, üppige Torten und Kuchen, Frittiertes, etc.)
- Aufnahme von verdorbenen Nahrungsmitteln
- Aufnahme von Abneigung oder Ekel verursachenden Nahrungsmitteln. Bitte Kinder niemals (!!!) dazu zwingen, bestimmte Dinge zu essen, gegen die sie eine starke Abneigung haben.
Faktoren, die eine Ama-Bildung begünstigen, sind …
- starke Kapha-Erhöhung
- allgemeine Schwäche
- Tagesschlaf vor allem unmittelbar nach den Mahlzeiten
- emotionaler Stress, Ängste, Sorgen
Strategien zur Ama-Vermeidung
Der einfachste und wirkungsvollste Tipp, um Ama zu verhindern: Iss nur, wenn du wirklich hungrig bist! Lass dein Verdauungsfeuer richtig anspringen und ganz wichtig: lerne zwischen bloßem Gusto und echtem Hunger zu unterscheiden.
- Iss langsam, kaue gründlich und lege zwischendurch das Besteck zur Seite. Spüre hin, ob du bereits satt bist.
- Isst nur so viel, dass du angenehm gesättigt, aber nicht voll bist – auch wenn das Essen noch so gut schmeckt. Überlaste den Magen nicht, fülle ihn nur zu ca. 2/3. Du wirst dich nach der Mahlzeit leicht, frisch und voller Energie fühlen.
- Trinke während und unmittelbar nach dem Essen keine zu großen Mengen und vor allem keine sehr kalten Getränke. Ein kleines Glas zimmertemperiertes oder warmes Wasser, ein Glas wohl temperierter Wein oder ein Pfiff Bier sind in Ordnung.
- Beachte die richtigen Nahrungsmittelkombinationen. Im Ayurveda werden manche Nahrungsmittelkombinationen als Ama-begünstigend angesehen und sollten daher vermieden werden.
- Milch IMMER nur alleine einnehmen, so warm wie möglich trinken. Du kannst die Milch mit verdauungsfördernden Gewürzen wie Ingwer, Nelke, Kardamom, Fenchel, Sternanis und Safran aufkochen und mit etwas Rohrzucker gesüßt als Frühstücks- oder Gute-Nacht-Milch trinken.
- Frische Früchte sollten stets alleine und am besten vormittags essen. Du kannst die Früchte untereinander kombinieren mit Ausnahme von Melonen – diese sollten mit keinem anderen Obst gemischt werden.
- Mische tierische Eiweiße nicht miteinander und nur bedingt mit sehr süßen Nahrungsmitteln (Kohlehydraten).
- Honig und Ghee nicht zu gleichen Mengen einnehmen.
- Kombiniere Fisch nicht mit Bananen, Jogurt oder Buttermilch.
- Kalte Speisen nicht mit sehr heißen Speisen gemeinsam verzehren (z. B. heißer Schokokuchen mit Eis, oder Vanilleeis mit heißen Beeren)
- Eier sollten nicht mit Milch, Joghurt, Käse, Melonen, Früchten oder Erdäpfeln gemeinsam verzehrt werden.
Tipps zur Entfachung des Verdauungsfeuers
- Reinige deine Zunge morgens nach dem Aufstehen mit einem Zungenschaber und trinke danach ein bis zwei Tassen Ingwertee.
- Lass bei wenig Appetit das Frühstück ausfallen und faste bis zum Mittagessen.
- Trinke über den Tag verteilt 1 Liter Ayurvedawasser. Koche dazu das Wasser ca. 15 Minuten lang ab, fülle es in eine Thermoskanne und trinke es über den Tag verteilt schluckweise zur üblichen Trinkmenge dazu.
- Iss maximal drei kleine, leicht verdauliche, frisch gekochte Mahlzeiten.
- Verzichte, bis Ihr Agni so richtig angesprungen ist, auf jegliche Rohkost und frische Früchte.
- Verwende verstärkt „Scharfmacher“ wie schwarzen Pfeffer, langen Pfeffer, frischen Ingwer und grünen Chili.
- Baue verstärkt verdauungsfördernde Gewürze wie Fenchel, Kreuzkümmel, Kurkuma, Koriander, Bockshornkleesamen und frische Gartenkräuter ein.
- Um das Agni vor den Hauptmahlzeiten anzufeuern, nimm 1 TL frisch geriebenen Ingwer mit etwas Salz und etwas Zitronensaft ca. ½ Stunde vor den Mahlzeiten ein.
- Iss abends nur eine Suppe, bei sehr starkem Hunger kannst du ein Stück getoastetes Dinkelbrot dazu essen.
- Beweg dich! Baue ein schweißtreibendes Workout oder Ausdauertraining in deinen Tagesablauf ein.
- Rege deine Verdauungsfunktion mit drei oder mehr intensiven Runden Kapalabhati (Feueratmung) vor dem Essen an.
- Gehe regelmäßig in die Sauna.
- Gönne dir stoffwechselanregende Massagen wie Garshan (Seidenhandschuhmassage) oder Udvartana (Pulvermassage) mit anschließendem Schwitzbad geben, um den Stoffwechsel so richtig anzukurbeln. Auch Pinda sveda (dynamische Massage mit heißen Kräuterbeuteln) mit stoffwechselanregenden Kräutern und Substanzen ist möglich.
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