Was ist Schmerz? Wie kommt es, dass unser Körper chronische oder akute Warnsignale gibt? Hier liest du mehr über akute und chronische Schmerzen und welchen Sinn sie für uns haben.
Alarmanlage für Körper, Geist und Seele
Sie klopfen, pochen oder stechen. Bohren, brennen oder beißen. Ziehen, drücken oder reißen. Um Schmerzen zu beschreiben und in Worte zu fassen, gibt es viele unterschiedliche Wege. Denn Schmerzen haben verschiedene Naturen und werden von jedem Menschen anders empfunden – stark, leicht, schwach, kaum merkbar, kaum auszuhalten. Doch etwas ist der kleinste gemeinsame Nenner aller schmerzhaften Sinnesempfindungen. Denn alle drücken sie dasselbe aus, nämlich: “Achtung! Hier stimmt was nicht!”
Schmerzen sind oder waren wahrscheinlich bereits bei allen von uns schon einmal ein Thema. Und sehr oft verbindet man mit diesem Thema etwas Negatives, das man so schnell als möglich zu beseitigen versucht. Sei es mit Medikamenten, Kräutern oder Zauberei. Dabei spielen sie für uns eine durchaus wichtige und sinnvolle Rolle – egal, ob sie sich als Rückenschmerzen, Nackenverspannungen, Migräne, Verletzungen, Entzündungen, Liebeskummer, Trauer, Ängsten oder Verzweiflung äußern.

Ein Leben ohne Schmerz
Wie wäre ein Leben ganz ohne Pein? Wenn es nichts gäbe, das uns vor einer körperlichen oder auch psychischen Gefahr warnen würde? Kurzum: das Leben wäre ein einziges Chaos. Man würde überrumpelt, hätte nicht einmal die Chance, darauf zu reagieren. Führen wir uns doch nur einmal das klassische Beispiel mit der heißen Herdplatte vor Augen. Wenn es keinen Schmerz gäbe, der uns vor der Gefahr „zu heiß“ warnt, wir würden uns ein jedes Mal aufs Neue verbrennen.
Somit ist die Schmerzempfindung eine der wichtigsten Reaktionen des Körpers überhaupt, der wir erstmal nicht mit Angst, sondern eher mit Dankbarkeit und Respekt begegnen sollten. Schmerzen sind im Endeffekt DIE Alarmsprache von Körper, Geist und Seele.
Schmerz – Definition
„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit tatsächlicher oder potenzieller Gewebeschädigung einhergeht oder von betroffenen Personen so beschrieben wird, als wäre eine solche Gewebeschädigung die Ursache.“
Definition von Schmerz laut Internationaler Gesellschaft zur Erforschung von Schmerz (International Association for the Study of Pain – IASP)
Chronische Schmerzen, akute Schmerzen
Grundsätzlich wird in der Medizin unterschieden zwischen „akuten“ und „chronischen“ Schmerzen.
Akute Schmerzen
Bei akutem Schmerz handelt es sich um ein zeitlich limitiertes, sinnvolles Phänomen. Er weist uns als Warn- und Leitsignal auf unsere Grenzen hin, psychisch und physisch. Tendenziell aber, nicht zuletzt aufgrund des Leistungsdrucks in unserer heutigen Zeit, ignorieren wir oft unsere Grenzen und zwingen unser System Körper und Geist zu noch mehr Leistung.
Chronische Schmerzen
Bei chronischen Schmerzen handelt es sich um zeitlich länger andauernden Schmerz. Er tritt auf, wenn wir Signale unseres Körpers zu lange ignorieren oder zu lange “aushalten”. Das System ist dann im Dauer-Alarmmodus, was mitunter sehr anstrengend und kräftezehrend ist. Leider kämpft unsere Gesellschaft zunehmend mit chronischen Schmerzen, die oft – bedingt durch Stress und psychosomatische Themen – unsere Medizin mit neuartigen Problemen konfrontieren. Denn der Körper hat sich bereits an den dauerhaften Schmerzreiz gewöhnt und diese Situation wieder umzukehren ist nicht nur zeitaufwendig und komplex, sondern auch kostspielig.

Der Sinn von Schmerzen
Schmerzen sind immer sinnvoll, denn sie zeigen uns ein Ungleichgewicht auf. Doch es liegt in weiterer Folge an uns, dieses Ungleichgewicht aufzuspüren und wieder auszugleichen. Tun wir dies nicht – aus welchen Gründen auch immer – führt dies meist dazu, dass die Signale nur noch lauter werden und der Weg, sie zu bewältigen, nur noch länger wird. Oft ist es so, dass der Schmerz ein Indikator dafür ist, dass unsere Reserven nahezu verbraucht sind. Dann braucht es Zeit. Aufmerksamkeit. Vielleicht auch Hilfe von Außen. Und vor allem GEDULD! Diese Entscheidung liegt ganz individuell bei uns selbst, uns die Zeit und Aufmerksamkeit auch zu geben.
Für ein weitestgehend schmerzfreies Leben benötigt es also viel Hingabe und bewusste Zuwendung an sich selbst, und vor allem ein Respektieren und Einhalten der eigenen Grenzen, die bei jedem Menschen unterschiedlich sind.
Der Schmerz ist der große Lehrer der Menschen. Unter seinem Hauche entfalten sich die Seelen.
Marie von Ebner Eschenbach
Bildquellen:
Sujetbild (pexels.com), andere Beitragsbilder: rawpixel (Unsplash.com)
Folge uns auch auf Facebook und auf Instagram.
yoga.ZEIT übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Die Inhalte dieser Plattform dienen zu informativen Zwecken in redaktioneller Art und Weise und stellen somit keine Heilaussagen oder Versprechen zu Behandlungserfolgen und dergleichen dar.