Bedeutet das Wort „Retreat“ eigentlich Rückzug der Sinne, so wäre die Auszeit beim Nock/Spirit Yoga- & Lauf-Retreat powered by Fitico Sportswear am Hotel Gut Trattlerhof & Chalets **** in Bad Kleinkirchheim eher als Ausfahren der Sinne in alle Richtungen zu sehen. Ganz so, wie die Fühler der Schnecke der kulinarischen Slow-Food Region.
Den Umweltgedanken von Anfang an mitgedacht, startet die Reise bereits mit der Urlaubsplanung im Kopf. Ganz CO2 neutral steige ich in Bruck an der Mur in den Zug nach Spittal am Millstättersee. Yogamatte und Nordic Walking Stöcke sind mit dabei. Eine angenehme Direktverbindung besteht unter der Woche ab Wien zur Urlaubsdestination, retour geht’s mit Umstieg in Villach.

In der Rubrik ‚Trattlerhof goes green‘ kann man die definitive Energieersparnis berechnen und erhält eine Übersicht zum Carbon Footprint des Aufenthalts – eine Maßnahme gemäß des europäischen und österreichischen Umweltgütesiegels des Hotels – www.trattlerhof.at.
Vorbei an Kühen, die gemächlich auf der Weide grasen, fällt der Blick auf Berggipfel und glitzerndes Seewasser. Die Kärntner Naturlandschaft präsentiert den letzten Schnee auf den Bergen und gleichzeitig bereits sommerliches Flair. Der Shuttlebus bringt uns nach etwa 30 Minuten Fahrtzeit zum 4*Hotel ins ruhige Bad Kleinkirchheim. Bekannt als Thermen- und Skiregion, verschreibt man sich hier bereits dem Yoga- und Bike Bergerlebnis. Die Broschüren zum 1. Mountain Yoga Trail und Europas längstem Flow Country Trail springen mir sofort ins Auge. Zwar ist mir das Programm bekannt, doch bin ich neugierig und voller Vorfreude, was mich in den Kärntner Nockbergen erwartet.
Von Be- und Entschleunigung. Einmal Energie-Akku aufladen bitte

Bald sollten wir die kurvige Straße ganz im Zeichen des E-Mobilitätskonzeptes vom Trattlerhof mit dem 500PS Tesla X7 erkunden um zum Outdoor-Yoga zu gelangen. Erst geht es ins Parkbad Döbriach am Millstättersee, wo seitens Unterkunft ein kostenloser Seezugang für UrlauberInnen geboten wird. Unter einem Eichenbaum kommen wir in einen aktiven Yoga-Flow. Schön, ist die Beteiligung einheimischer Yogis an der Einheit, das gibt ein Gefühl von Erdung. Ein Hüpfer in den See, ein paar Tempi bei 18 Grad und erfrischt geht es weiter zur nächsten Location.
Geräuschlos pirscht sich der Wagen an die Kraftorte auf 1.240m heran. Die Energie, der mit Spiegeln verbundenen Kraftplätze, soll als Kribbeln, Wärme oder Kälte wahrgenommen werden: ein Zufluchtsort für Stressgeplagte. Wir steigen bei Renates Einkehr in den Kneipp-Mirnock Panorama Rundweg ein. Oben angekommen genießen wir den Blick über die Millstätter Seeregion, bevor wir uns unter der Anleitung von Yogalehrerin Barbara mitten im Wald mit einer noch höheren Instanz in der Lichtmeditation verbinden.
„Asanas sind der äußere Teil einer angestrebten inneren Haltung“.
Zitat aus dem Impulsvortrag von Barbara frei nach Martina Weickel)

Barbara und Bettina sind die beiden wunderbaren und sehr erfahrenen Yogalehrerinnen am Trattlerhof, die den klassischen Hatha Yoga-Stil mit Elementen aus der Yogatherapie, dem Bodyweight Training sowie der Tiefenmeditation bereichern. Sie leiten ein Wechselspiel aus Kraft und Entspannung, aus Be- und Entlastung gekonnt an. Auch Klangschalen kommen zum Einsatz. Egal, ob Praktizierende ihre allererste Stunde erleben, oder ausgebildete Yogalehrerinnen sich nach mehreren Hundert dem Yoga hingeben, „Yoga holt jeden dort ab, wo er/sie sich mit seiner Geschichte gerade befindet“, fasst Bettina treffend zusammen. Gesagt, getan. Atemzug um Atemzug fühlen wir uns mit jeder Muskelfaser und Faszie innerlich wie äußerlich angekommen.
Täglich stehen für alle TeilnehmerInnen 5 Programmpunkte zur Verfügung. Wer überall dabei sein möchte, ist stark gefordert. Es kristallisiert sich heraus, dass die Läufer-Truppe sich gerne bei Yoga und Meditation ihren Ausgleich holt, während die Yogis den Laufeinheiten etwas zögerlich gegenüberstehen. Für Pärchen oder Freundinnen, die jeweils ihren Fokus setzen möchten, ist es natürlich ein perfektes Kombi-Angebot, alles kann-nichts muss.
Um die vielen tollen Eindrücke zu verarbeiten, dürften es auch längere Pausen sein um sich auch in der hauseigenen Bade- und Saunalandschaft samt, Infrarot-Kabinen, In- und Outdoor-Pool zu entspannen oder sich gar für eine Massage anzumelden.
Im-Puls der Zeit
Kennenlernen durften wir das Trainerinnen-Team und Sophie, Gründerin von Fitico Sportswear, gleich zu Beginn beim Impuls Vortrag „Achtsamkeit: fit und aktiv im Einklang mit der Natur“. TeilnehmerInnen und Gäste haben die Gelegenheit, sich hier monatlich von spannenden Lebensentwürfen und Herzensthemen rund um die Natur und deren Ressourcenschonung inspirieren zu lassen. Die Idee dazu stammt von Hotelchef Jakob Forstnig, der auch stets gastfreundlich die Gruppe begleitete. Frau Birgit, selbst ausgebildete Yogalehrerin, schloss sich uns auch beim Morgenyoga an und sorgte für Urlaubsstimmung und gute Laune.
Nebst dem Yoga-Team, motivierte Lauftrainerin Helena die Gruppe für die Trail-Run, Nordic-Walking und Intervall-Einheiten. „Es geht darum, mit Bewegung und Koordination die Stresshormone durch Glückshormone zu ersetzen. Auf der Couch können wir zwar auch die Atemfrequenz und den Blutdruck senken, aber eben nicht den Stresspegel und die muskuläre Kontraktion. … Den ‚langen Atem‘ erhalten wir dann am besten in der Natur, das sorgt für Zellregeneration und einen verbesserten Säure-Basen-Haushalt,“ so die TrainerInnen.
Um die sportliche Betätigung auch mit der richtigen Kleidung nachhaltig zu unterstützen, stellt Sophie das Konzept von Fitico Sportswear aus Wien vor. Die Besonderheit ist das „Upcycling“ von alten Fischernetzen, die aus dem Meer geholt werden. Durch ein spezielles Aufbereitungsverfahren entstehen daraus dünne Nylonfäden, die zur funktionellen Sportkleidung verarbeitet werden. Produziert wird unter fairen Bedingungen bei Familienbetrieben in Portugal. Die wenigsten wissen, dass die Modeindustrie mehr Emissionen erzeugt als die Luft- und Schifffahrt gemeinsam, erklärt Sophie, sie rangiert damit direkt hinter der Rohölindustrie auf Platz zwei. Darüber hinaus schwimme bis 2050 mehr Plastik im Meer als Fisch, dem gilt es aktiv entgegenzuwirken! Die Sportkleidung kann vor Ort probiert und erworben werden, oder zuhause mittels Online-Rabatt-Code im Webshop. Zum Abschluss überreicht Sophie jedem ein kleines Geschenk.
Nachhaltige und freundliche Atmosphäre
Der Diskurs findet im elliptischen Yoga- und Konferenzraum des Trattlerhofes statt. Ein lichtdurchfluteter Raum mit Echtholz-Boden, ganz ohne Ecken und Kanten. Hier soll Kreativität und das seelische Wohl gefördert werden, so der gelungene architektonische Zugang. Einige Yogamatten und Sitzkissen in schöner Himbeerfarbe sind zum Verleih vor Ort bereitgestellt. Für die Outdoor-Einheiten empfiehlt sich beim Retreat trotzdem eine eigene Matte, auch um bei Rutschfestigkeit und Stärke das Richtige dabei zu haben. Für längere Meditationseinheiten wären Decken im Raum empfehlenswert.
In gleichsam hoher Qualität wie der Yogaraum ‚Berglinse‘, zeigen sich der Fitness-Panorama Raum, die 15 neuen der insgesamt 60 Zimmer des Hotels, der Anbau des +1.000m² Wellness-Bereichs und das Chalet-Dorf mit 14 Häusern an der Talstation Maibrunn, ungefähr 10 Gehminuten vom Hotel entfernt. Im luxuriösen Chalet-Dorf gibt es eine eigene Sauna und eine Hot-Tub auf der Terrasse für Verliebte, Familien oder Freunde. Gleich nebenan liegt Trattler’s Einkehr, ein ehemaliges Bauernhaus aus Tirol. Dieses wurde abgetragen und zum Kulinarik-Betrieb umgebaut.
Wir sind im älteren Teil des Gutshofes untergebracht. Entstanden ist der Betrieb bereits 1642. Die Geschichte spürt man in jedem Balken und so manch Mobiliar. Dieses Zimmer ist mit schlichtem Interieur ausgestattet und sehr geräumig. Durch das straffe Programm war allerdings wenig me-time möglich. Außerdem hat es so viel Spaß gemacht, sich mit den anderen auszutauschen. Wir haben uns öfters im Garten oder zu Tisch verquatscht. Der rauschende Bach nebendran ist ein Naturerlebnis und hilft beim Einschlafen. Seitlich ist das eigene Kleinwasserkraftwerk des Gutshofes zu sehen, das, wie die hauseigene Wäscherei, Teil des Umweltkonzeptes ist. Bei Verzicht auf die tägliche Zimmerreinigung kann beispielsweise ein ‚3€ Umwelt-Euro‘ als Getränkegutschein im Haus eingelöst werden. Duschgel und Seife gibt es aus dem Spender und Kosmetik oder Reinigungsmittel stammen aus nachhaltigen Produktlinien.
Das allgemeine Angebot der Anlage ist riesig. Von Skifahren über Reiten, Tennis, Volleyball, traditionellen Musikabenden, Kulinarik, Pizza-Backen über E-Mobilität, Biken, Golf, Nordic Walken und Saunieren, will man vom Kind bis zu den Großeltern und von den Fleischliebhabern bis zu den Veganern alle ansprechen.
Wenn Veganismus auf Hedonismus trifft
Kulinarisch dürfte es beim Retreat gerne eine achtsamere Ausrichtung oder ‚Einfachheit‘ sein, frei nach den Yamas und Niyamas von Patanjali. Für das Wohlbefinden im yogischen Lebensweg sorgt grundsätzlich sattvische Kost, Wasser und Tees. Eine solche ist vegetarisch oder vegan, um die positive Energie und Frische in den Körper aufzunehmen.
Bei den Gala- und Degustationsmenüs am Trattlerhof setzten die Gastgeber aktuell auf traditionelle Speisen, die auf Wahl auch Mischkost und alkoholische Getränke inkludierten. Vegetarische Varianten der mehrgängigen Menüs wurden bereits sehr gut angenommen und optisch wie geschmacklich vorzüglich serviert. Der Geschmackssinn wurde von Bärlauch-Keksen über Trüffel-Pumpernickel bis zu frischem Apfel-Karottensaft in viele Richtungen entführt. Um auf individuelle Bedürfnisse einzugehen, wünschen wir uns, dass vegane Menüs jedenfalls an den Retreat-Wochenenden fix integriert werden. Selbst wenn es das 2. Chakra freut, dass der Genuss gefördert wird, so bedeutet Mischkost eher die Ausnahme als die Regel. Ernährung ist ein wesentlicher Aspekt im ganzheitlichen Lebensstil. Es gilt sich hier zu entscheiden, ob man ein durchgängig bewusstes Konzept anbieten möchte, oder einen hedonistischen Hotelaufenthalt mit Yoga- und Laufprogramm.
Nach dem Essen ist vor dem Laufen
Wie war das noch gleich, nach dem Essen sollst du ruh‘n, oder 1.000 Schritte tun? Die Programmpunkte am späten Vormittag umfassten Stabilitätstraining für LäuferInnen, Berg-Intervalle samt Quiz und Nordic Walking. Helena aktivierte die Gruppe mit Spaß und Spiel. Jene, die im Laufschritt die umliegende Natur erkundeten, schwärmten von den ausgeschilderten Wegen zwischen Kirchen und Almwiesen. Für Ungeübte war das Frühstück möglicherweise aktiver als die Beine 😉 und somit eine kleine Manifestation für den nächsten Termin – die Yogis wünschen sich sanftes Hineinschnuppern ins Laufen um doch noch die Schuhe aus dem Regal zu holen und den ein oder anderen Kilometer mit Freude und der richtigen Technik absolvieren zu können.
Fazit
Der Retreat ist eine wunderbare Möglichkeit für FreundInnen, Pärchen oder auch Alleinreisende, um neue Leute kennenzulernen und sich gut aufgehoben zu fühlen. Familie Forstnig und das Team des Trattlerhofes sind überaus engagiert allen einen bunten und abwechslungsreichen Aufenthalt in Bad Kleinkirchheim zu ermöglichen. Am liebsten hätten die Gastgeber selbst am Programm teilgenommen, was absolut dafür spricht. Beim Equipment gibt es nebst Yogamatte und Nordic Walking-Stöcken einiges zum Verleih. Allergien oder Ernährungswünsche sollten vorab abgestimmt werden. Wir traten energetisiert und etwas wehmütig die Heimreise an und sind in diesen knapp vier Tagen richtig zusammengerückt. Danke an alle für diesen gemeinsamen Abschnitt am Herzensweg.
Der nächste Yoga-Lauf Retreat findet von 06.-09. Oktober 2022 am Hotel Gut Trattlerhof & Chalets **** in Bad Kleinkirchheim statt.