Was sind Glaubenssätze? Wie erkennst du sie? Und wie kannst du sie loslassen, wandeln und vor allem für dich und dein Leben nützen? In diesem Artikel erfährst du es.
Jeder Mensch trägt gewisse Glaubenssätze in sich. Glaubenssätze, die tief in uns begraben sind. Viele haben wir von unseren Eltern, unserer Familie geerbt. Einige haben wir uns selbst eingepflanzt oder die Umgebung, in der wir leben. Wir alle sind und wurden massiv geprägt – von außen oder von innen.
Glaubenssätze können positiv sein und negativ. Einige Beispiele für solche Glaubenssätze:
- „Wenn ich ruhig und folgsam bin, mögen mich die Menschen.“
- „Du bist ein Sportler/Kreativer/Denker usw.“
- „Alle Polen sind Diebe (vorzüglich Autodiebe).“
- „Geld ist die Wurzel allen Übels.“
- „Geld macht nicht glücklich.“
- „Aus eigener Kraft kann man nicht reich werden.“
- „Alle Unternehmer sind Ausbeuter und werden reich, auf Kosten der Angestellten.“
- „Du bist so schlau.“
- „Dein Po ist zu groß, besser du trägst keine engen Hosen mehr.“
- „Alle Gebrauchtwagenhändler sind Betrüger.“
- „Mädchen, die Widerworte geben, mag keiner.“
- „Gewisse Arbeiten sind nichts für Frauen.“
- „Du kannst alles schaffen, was du willst.“
- „Jungs dürfen nicht weinen.“
- „Eigenlob stinkt.“
- „Wir (=die Familie) mögen ?? nicht, weil er XY getan hat.“
- „Sei zufrieden, mit dem, was du hast.“
- „Bescheidenheit ist eine Zier.“
- „Schuster, bleib bei deinen Leisten.“
- „Geld stinkt.“
Glaubenssätze und ihre (Aus)Wirkungen
Obwohl das nur ein Mini-Auszug an Glaubenssätzen ist, denke ich, hast du einige wiedererkannt. Glaubenssätze sind von Person zu Person verschieden. Sie verändern sich von Familie zu Familie, Region zu Region und Land zu Land.
Einer meiner Glaubenssätze, an dem ich lange zu knabbern hatte (im wahrsten Sinne des Wortes) war:
„Ich bekomme nicht genug zu essen.“
Dieser Glaubenssatz wurde mir von meiner Mutter unbewusst eingepflanzt. Sie füllte meinen Teller mit extra großen Portionen und blickte besorgt auf jeden Bissen, den ich aß. Wenn der Teller erst halb leer war, wurde ich bereits zur nächsten Portion gedrängt. Ihre Lieblingssätze waren „Du musst schon was essen.“, „Ohne Essen hast du keine Kraft.“ und „Nimm dir noch was.“
Dadurch verfestigte sich in mir der Glaubenssatz, dass ich nie genug zu essen hätte. Meine Portionen nie groß genug wären und ich verhungern würde, wenn ich eine Mahlzeit auslassen würde.

Welche Glaubenssätze prägen dich?
Blicke sorgsam auf gewisse, anfällige Gebiete in deinem Leben: deine Sicht auf deinen Körper, dein Selbstgefühl und deinen Selbstwert, dein Verhalten zu Geld und Karriere, deine Gedanken zum Thema Frau-Sein oder Mann-Sein und dem „richtigen Verhalten“ in Bezug auf Geschlecht, deine Überzeugungen in Bezug auf dein Essverhalten, Freizeitbeschäftigungen, Freunden, zu sozialer Prägung und Umgang mit Neuem und Befremdlichen (wie etwa Ausländer und fremde Kulturen).
Dies sind die Hauptthemen, in denen sich unsere Glaubensätze gerne verbergen. Natürlich gibt es noch unzählige andere Quellen, denen du sicher auf die Spur kommen wirst – abhängig von deiner Familie, deinen Freunden und Freundinnen oder deinem Wohnort beziehungsweise Kulturkreis. Aber am Anfang beginnst du mit den oben genannten und es wird sich genug Arbeit für dich auftun.
Wenn du jetzt genau nachdenkst, über dich, deine Familie und dein Leben, bin ich mir sicher, dass du auf unzählige solcher Glaubenssätze stößt.
Das Wichtigste ist, dass du Glaubenssätze erkennst und beginnst, dich mit ihnen auseinanderzusetzen. Wie genau? Hier ein Vorschlag:
Beginne eine Liste, schreibe dir deinen Themen auf und denke in Ruhe darüber nach. Welche dieser Prägungen, Glaubenssätze und Konditionierungen kannst du in deinem Leben entdecken?
Woher kommen sie?
Gibt es bestimmte Themen in deiner Familie, die wiederkehren? Die irgendwie alle zu betreffen scheinen?
Solche Themen sind beispielsweise Geldschwierigkeiten, Feindschaften oder Familienzwiste, Einstellungen und Gewohnheiten, die niemand ablegen will.
Es beginnt oft schon mit Kleinigkeiten: gewisse Redewendungen oder Wörter, die in manchen Familien oft benutzt werden. Ich konnte auch schon beobachten, dass sich mehrere Personen einer Familie in der Art ihres Ganges ähneln und gewisse Wörter gleich aussprechen. Oder dass viele Generationen das gleiche Hobby oder dieselbe Leidenschaft für etwas teilen.
Ebenfalls große Themen sind Rituale und Routinen im Tagesablauf, in der Kindererziehung, in der Karriere oder im Jahreslauf. Viele sind nicht bereit, daran etwas zu ändern, weil „wir es schon immer so gemacht haben“.
Politische Einstellungen („wir“ wählen schon immer Rot, die „da unten“ will keiner, usw.), die Ernährungsweise, ja sogar welches Auto wir fahren kann – unbewusst – von unserer Familie vorgegeben sein. Als ich noch als Sekretärin in einem Autohaus beschäftig war, hatten wir Familien, in denen bis zu drei Generationen ihr Auto bei uns gekauft haben, eben weil es „schon immer so war“.
Dies alles sind typische Bereiche, in denen vorgefertigte Einstellungen an Kinder und Enkel weitergegeben wurden. Oftmals unbewusst, ziemlich oft auch bewusst (indem gehetzt wurde oder schlecht über andere gesprochen).

Welche Glaubenssätze wählst du?
Für die eigene persönliche Entwicklung ist es sehr wichtig, diese Glaubenssätze und Programmierungen zu entdecken und wenn nötig, sie abzulegen. Selbstverständlich kannst du dich auch mit deiner neuen Erkenntnis dafür entscheiden, dass sie gut sind und du sie weiterführen möchtest.
Hauptsache ist, du weißt, welche Entscheidungen du wahrhaftig aus deinem Herzen heraus triffst und welche Entscheidungen du nur deswegen triffst, weil es in deiner Familie (deiner Region, deinem Land) nun mal so üblich war.
So lernst du, wie du deinen eigenen Weg gehst und ihn auch aus vollem Herzen und mit ganzer Seele vertreten kannst. Du entscheidest von nun an selbst über dein Leben, kreierst womöglich neue Rituale für dich und deine Kinder und brichst aus ungesunden Verhaltensweisen in deinem Leben heraus.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Erforschung deiner Familie und ich bin mir sicher, du wirst einige interessante Lehren daraus ziehen.

Über die Gastautorin:
Angelika Stranger schreibt seit 2017 auf ihrem Blog www.umgekrempelt.at über die Themen Selbstliebe, Selbstfürsorge und persönliches Wachstum. Vor kurzem hat sie ihr E-Book „Die Selfcare Bibel – dein Weg zu mehr Selbstliebe und innerer Stärke“ veröffentlicht. Im Moment designt sie ihren ersten Kurs („Neustart – so erreichst du deine Ziele“), der ab Ende November online erhältlich ist. Beides findest du auf ihrer Seite www.umgekrempelt.at .
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