Wer das erste Mal mit Ayurveda in Berührung kommt und von den elementaren Bioenergien, den Doshas Vata, Pitta und Kapha, hört, stellt sich meist unmittelbar die Frage: Was bin ich? Welchem Konstitutionstyp gehöre ich an? Und, was fange ich dann mit dieser neu gewonnenen Information an?
Jedes Lebewesen im Universum ist einzigartig – wir bestehen zwar alle aus denselben Grundbausteinen Luft, Äther, Feuer, Wasser und Erde – nur die Zusammensetzung ebendieser ist bei jedem anders. Das heißt, dass jeder Mensch eine andere Konstitution hat. Die individuelle Konstitution, auch Grundkonstitution oder „Prakriti“ genannt, wird durch das Verhältnis der drei Dosha zueinander bestimmt. Sie prägt nicht nur die äußerliche Erscheinung, sondern steuert auch alle körperlichen und seelischen Vorgänge – sowohl im gesunden wie auch im kranken Zustand. Das Gleichgewicht der Dosha ist in der Ayurveda die Voraussetzung für Gesundheit – was aber nicht bedeutet, dass alle Dosha zu gleichen Teilen im Körper vorhanden sein müssen! Es geht um die individuelle Balance der Dosha. Wenn sich eines oder mehrere Dosha aus dem individuellen Gleichgewicht bewegen, so kann das zu gesundheitlichen Störungen oder Krankheiten führen. Das heißt, jeder Einzelne ist angehalten, seiner individuellen Natur entsprechend zu leben, um ein höchstes Maß an Gesundheit und Wohlbefinden zu erlangen.
Wenn du mehr über deine Grundkonstitution erfahren möchtest, dann dann füll einfach hier den passenden Konstitutionstest dazu aus! (gerne kannst du ihn dir auch ausdrucken)
Vata-Pitta Konstitution:
Du hast in Spalte 1 und 2 genau die gleiche Punktezahl oder nicht mehr als zwei Punkte Unterschied. In Spalte 3 hast du eine deutlich geringere Punktezahl. Dann bist du eine Vata-Pitta Konstitution. Hier finden vor allem die Elemente Wind und Feuer zusammen. Was passiert, wenn man mit dem Blasebalg Luft ins Feuer pumpt? – Es brennt lichterloh. Du bist ein Mensch, der extrem intensiv lebt. Du liebst es, alles zu geben – bis zur völligen Erschöpfung oder noch schlimmer, bis du wirklich nicht mehr weiter kannst. Das lodernde Feuer konsumiert alle Reserven. Deshalb musst du unbedingt dafür Sorge tragen, dass dir rechtzeitig jede Menge Energienachschub zur Verfügung steht. Du muss genügend Essen und die Nahrung muss kräftespendend sein. Was du gar nicht verträgst, sind austrocknende Nahrungsmittel wie Getreideflocken, Toast, Knäckebrot oder scharfe Speisen und wenn du einmal wieder vergessen hast, genügend zu trinken. Besser als Kräutertees oder heißes Wasser, sind nahrhafte Getränke wie Milch, Buttermilch, Lassi oder Proteingetränke. Falls du kein Fleisch essen möchtest, platziere Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen oder Dal auf deinem täglichen Speiseplan. Am besten bereitest du diese in Form von Suppen zu. Vata und Pitta sind beide trocken, nicht schleimig und recht leicht. Dem gilt es, entgegenzuwirken. Geh auch beim Yoga-Üben nicht an deine Leistungsgrenze. Die meditativen Übungen helfen, dein hitziges und sehr sensibles Gemüt zu beruhigen. Noch ein Hinweis aus der Praxis: Menschen mit dieser Konstitution leiden öfter unter Burn-out-Syndrom als andere.
Pitta-Kapha Konstitution:
Du hast in Spalte 2 und 3 genau die gleiche Punktezahl oder nicht mehr als zwei Punkte Unterschied. In Spalte 1 hast du eine deutlich geringere Punktezahl. Dann bist du eine Pitta-Kapha Konstitution. Hier finden vor allem die Elemente Feuer und Wasser zusammen. Das ist sehr praktisch, wenn du die Feuerwehr immer dabei hast. So kann nichts anbrennen. Im Vertrauen auf deine robuste Konstitution und Ausdauer, schnellst du zuerst mutig vor, machst dann aber oft einen Rückzieher. Die Grenzen, wie viel Wasser das Feuer verträgt und wie viel Feuer das Wasser, sind sehr eng. Wenn du diese nicht zu oft oder zu weit überschreitest, kann dir eigentlich nichts passieren. Das Gleiche gilt beim Essen: Vermeide fettige oder in Öl gebackene Speisen sowie schwere und üppige Mahlzeiten. Das Feuer ist schnell geschwächt und als Resultat nimmst du schnell zu. Angesagt ist eine vielseitige Ernährung, die bittere Elemente, wie grünes Gemüse oder entsprechende Gewürze, enthält. Iss bitte eher salzarm! Yoga ist dir eine große Hilfe, um dein delikates körperliches und emotionales Gleichgewicht zu erhalten. Atemübungen sind äußerst wichtig, beinhalten sie doch das fehlende Wind-Element.
Vata-Kapha Konstitution:
Du hast in Spalte 1 und 3 genau die gleiche Punktezahl oder nicht mehr als zwei Punkte Unterschied. In Spalte 2 hast du eine deutlich geringere Punktezahl. Dann bist du eine Vata-Kapha Konstitution. Hier finden sich die großen Gegensätze der leichten Elemente Äther und Wind mit den schweren Wasser und Erde zusammen. Das sind groß und breit gebaute, athletische Menschen: Bewegung und Ausdauer gehen eine ideale Verbindung ein. Du bist feinfühlig und sensibel obwohl dir das niemand ansieht und entsprechend unerwartet für dein Umfeld fällt oft deine Reaktion aus. Du musst immer in Bewegung bleiben und deine Kräfte messen können. Achtung: Vata und Kapha sind beide kalte Elemente! Du brauchst die Wärme nicht nur, sie ist absolut lebensnotwendig für dich. Nur warme Speisen und Getränke kommen für dich in Frage. Geschmacklich kommen für dich die Geschmacksrichtungen süß, sauer und salzig in Frage. Bei den Quantitäten solltest du aber auf deinen Kapha Anteil achten und dich zurücknehmen. Yogaübungen, die mehr Kraftaufwand erfordern, sind ideal. Dazu solltest du länger und öfter üben.
Vata Konstitution:
Du hast in Spalte 1 die größte Punktezahl. In Spalte 2 und 3 hast du deutlich weniger Punkte. Dann bist du eine Vata Konstitution. Die leichten Elemente Wind und Äther sind bei dir ausgeprägt. Du bist von feiner Struktur und sehr sensibel und begeisterungsfähig. Alle Eindrücke dieser Welt scheinen gleichzeitig auf dich loszustürmen. Das führt dazu, dass du manchmal Probleme hast, dich selbst zu finden. Du bist kreativ, liebst das Okkulte und hasst Kälte. So wie der Wind nie Ruhe findet, so sieht es auch in deinem Leben aus. Regelmäßigkeit und Kontinuität müssen fest in deinem Tagesablauf eingeplant sein, sonst verzettelst du dich. Das ist vor allem wichtig beim Essen, welches immer zu geregelten Zeiten und heiß eingenommen werden soll, nahrhaft sein soll und genügend Flüssigkeitsanteile enthalten muss. Vermeide bitte Nahrungsmittel, die Blähungen verursachen. Die Tendenz zur Verstopfung kanst du vermeiden, indem du vor dem Schlafengehen eine Tasse heiße Milch mit einem Esslöffel Ghee darin trinkst. Achte darauf, auch während des Tages genug warme Getränke zu dir zu nehmen. Kräutertees sollten mit etwas Milch eingenommen werden. Für dich eignen sich Yogaübungen, die den Dickdarm anregen und gegen Hämorrhoiden vorbeugen. Meditative Übungen sind sehr wichtig, um den wandernden Geist kontrollieren zu können.
Pitta Konstitution:
Du hast in Spalte 2 die größte Punktezahl. In Spalte 1 und 3 hast du deutlich weniger Punkte. Dann bist du eine Pitta Konstitution. Das Feuer- und zu einem geringen Teil auch das Wasser-Element herrschen vor, denn unsere Verdauung findet in einem flüssigen Medium statt, was bedeutet, dass Feuer auch in flüssiger Form wirken kann. Du bist ein Hitzkopf. Vor Konflikten scheust du nicht zurück. Lieber schürst du das Feuer, denn nichts ist fader, als wenn es um dich herum nicht funkt. Hitze magst du nicht so gern. Deine Rhetorik ist bewundernswert. Du solltest aber auch den anderen zuhören und berechtigte Kritik nicht als persönliche Beleidigung empfinden. Du bist praktisch veranlagt, unternehmungslustig und kritisch, oft auch zu kritisch mit dir selbst. Deine Nahrung darf nicht pikant, fettig, erhitzend, sehr sauer oder zu salzig sein. Vermeide bitte starke alkoholische Getränke. Wichtige Besprechungen und Treffen um die Mittagszeit, speziell vor dem Essen, kommen für dich nicht in Frage – das geht nicht gut. Die italienische Küche mit viel Kohlehydraten wie Pasta und bittere Gemüse oder Getränke ist ideal für dich. Süßspeisen, die möglichst nicht fettig sind, gehören täglich auf den Tisch. Im Gegensatz zu den anderen Konstitutionstypen verträgst du auch rohes Gemüse und Früchte. Der Tendenz zur Übersäuerung musst du gezielt entgegenwirken. Die Atemübungen im Yoga können die große Hitze in Ihrem Körper kühlen und die aggressiven Neigungen besänftigen.
Kapha Konstitution:
Du hast in Spalte 3 die größte Punktezahl. In Spalte 1 und 2 hast du deutlich weniger Punkte. Dann bist du eine Kapha Konstitution, die aus dem Zusammenspiel des Wasser- und Erde-Elements entsteht. Du bist der Fels von Gibraltar, umspült und geschützt von den Wogen der Ozeane. Dein Chef liebt dich und nutzt deine Belastungsfähigkeit voll aus – deine Kollegen ärgern sich, dass du durch nichts aus der Ruhe zu bringen bist. Auf die Frage, welche Jahreszeiten dir denn am liebsten sind, lautet deine Antwort “Alle.” Dies entsteht auf Grund deiner Toleranz sowohl gegen Hitze wie auch Kälte. Obwohl du deiner Ansicht nach nicht viel isst, kämpfst du ständig mit Gewichtsproblemen. Du brauchst viel Bewegung, nicht nur körperlich, sondern auch im emotionalen Bereich. Überwinde deine Lethargie und vermeide Sie auf jeden Fall Tagesschlaf. Du solltest nur warme, pikant gewürzte und gekochte Speisen zu dir nehmen. Trinke bitte mäßig aber regelmäßig heißes Wasser während des Tages. Zur Abwechslung könntest du darin etwas frischen Ingwer mitkochen oder anschließend frischen Zitronensaft und Honig dazugeben. Iss bitte nur, wenn du wirklich Hunger hast und fördere diesen Hunger mit einem appetitanregenden Aperitif. Alle kurativen Übungen des Yoga sind sehr gut für dich. Die Atemübungen sorgen für das fehlende Wind Element und sind darum essenziell.
Tridosha Konstitution:
Du hast in allen Spalten genau gleich viele Punkte oder höchstens einen Punkt Unterschied. Dann gehörst du zu der selten anzutreffenden Tridosha Konstitution. Diese Menschen sind sehr ausgeglichen und besitzen eine hohe Immunität. Trotzdem ist es auch für dich notwendig, einen ausgewogenen Lebensstil zu pflegen. Beim Essen kann dies erreicht werden, indem du darauf schaust, dass alle sechs Geschmacksrichtungen enthalten sind. Das harmonisierende Yoga wird auch deine Konstitution stärken. Auf einseitiges Üben reagierst du empfindlich und schnell.
Text: Iris Weiland und Dr. Hans Rhyner
Illustrationen: Anja Gasser
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