In ihrer monatlich erscheinenden Kolumne schreibt Nives Gobo alias “Yogamami” über den Alltag als Yogini und Mutter. Diesmal geht es darum, wie Mami mehr und mehr in der Langsamkeit des Herbst ankommen kann …
Der Herbst ist eingekehrt. Und mit ihm verblassen die Erinnerungen an die Sonne des Sommers. An das Schwimmen im Meer mit orangefarbenen Schwimmflügeln. An das blaue Eis, das es fast täglich gab und das nach Kaugummi schmeckte. An das Bootfahrten auf dem Schoß von Opa mit Kapitänskappe auf dem Kopf. So wie alles, hat auch der Sommer ein Ende und wir bereiten uns bei uns zu Hause auf die frischen, nebeligen und blätterbunten Herbstnachmittage vor – hoffend, dass uns die Sonne doch noch ein paar Mal ihren erhellenden Besuch abstattet. Mit den ersten Herbsttagen beginnen nun die langen Nachmittage zu Hause. Basteln. Maroni backen und genießen. Zimt-Muffins rühren. Spielen. Manchmal auch Fernsehen. Spaziergänge im Wald – die Liste ist lang, was Frau mit ihrem Kind an der Seite im Herbst alles tun kann. Und, was auch sie selbst in der Stille und dem „Langsam-Werden“ des Herbstes verankern lässt. Wenn sie es zulässt.
Jede Mutter kennt das Gefühl, das viel zu oft im Alltag mit Kind aufkommt. Dieses subtile, ständig unter Druck sein, denn oft hat der Tag viel zu wenige Stunden für alles, was erledigt werden muss. Und meistens beginnt es bereits am Morgen. Als Mama kennst du das Gefühl von einfach kurz auf der Couch sitzen und nichts tun gar nicht mehr. Denn es gibt immer etwas zu erledigen. Entweder es wartet das Geschirr zum Ein- bzw. Ausräumen. Oder das Essen soll gemacht werden. Oder du hilfst deinem Kleinkind beim aufs Klo gehen. Oder du spielst. Oder du bereitest die Jause vor. Oder du planst das Nachmittagsprogramm, nachdem du am Vormittag gearbeitet hast und dein Kind im Kindergarten war. Oder. Oder. Frau kommt aus dem Tun gar nicht mehr aus und die Erinnerung an das einfach nur Sein verblasst, so wie die Sonne des Sommers. Es gibt kaum Momente der Stille, des einfach so seins.
Wir versuchen dann uns selbst als Mamas oft einzureden: Wenn er dann schläft, finde ich Zeit für mich. Wenn wir nur noch das über die Bühne gebracht haben, dann kann ich mich entspannen. In den Ferien, dann wenn der Alltag wegfällt, kann ich mehr zurück zu mir finden. Wenn der Papi nach Hause kommt, dann … Doch die Wahrheit ist: „Später“ oder „Dann“ kommen meistens nie. Sie passieren nicht, weil sie in Wirklichkeit gar nicht existieren, wenn wir sie uns so sehr herbeiwünschen. Denn mit Kindern ist es nun mal so, dass wir als Mütter immer wieder etwas finden werden, wo wir dies oder jenes machen. Und dabei oft weit über unsere eigenen Ressourcen und Kraftquellen hinausgehen – manchmal bis zur mentalen, emotionalen und körperlichen Erschöpfung.
Die Lösung dafür lässt sich jetzt in diesem Augenblick finden. Anstatt die Stille auf später zu verschieben, dürfen wir sie als Mamas in allem finden, was wir im Alltag tun. Im Kochen. Im Kind für den Tag bereit machen. Im Basteln. Im Einkaufen gehen. Im Abendritual. Es gibt gar keinen Grund, uns immer unter Druck zu setzen, weil Dinge erledigt werden müssen. Denn dieser Druck ist es, der uns am Ende des Tages ausgelaugt zurücklässt. Es sind weniger die vielen Dinge, sondern die Art und Weise, wie wir an sie herangehen. Wir können Stille in allem finden, was wir täglich mit unseren Kindern tun „müssen“. Diese Stille ist ein natürlicher Zustand des Seins unserer inneren Kraftquelle als Frauen. Es geht nur darum, bewusst einen Zugang zu ihr zu erschaffen – gerade dann, wenn uns die Aufgaben des Alltags in Stress versetzen. Zu Atmen. Anzukommen im Moment. Wahrzunehmen. Was da ist. So lässt sich die wenige Zeit für alles in alle Zeit der Welt verwandeln. Wir dürfen aufhören unsere alltäglichen Pflichten, die wir auf unserer Mama-to-do-Liste haben, abzuhacken und uns mehr auf ein intuitives Fließen im Alltag einlassen. Alltag. All Tag. Jeder Tag ist ein wunderbares Geschenk. Das zu sehen und dieser Erkenntnis achtsam und bewusst zu begegnen, wird das tägliche Mama-Sein in Genuss verwandeln und mehr Freude in den Alltag bringen. Still werden. Innehalten. Bewusst bei dem sein, was wir jetzt gerade tun, anstatt bei dem, was uns noch erwartet. Atmen. Durchatmen. Immer wieder die Hand aufs Herz legen. Spüren: Was will der Moment jetzt? Es gibt genug Zeit – wenn wir zulassen, dass unser Leben mehr wird als eine Liste der to do’s. Wenn wir lernen, wie wir uns mit der urweiblichen Kraftquelle in uns verbinden. Wenn wir lernen, wieder in den Fluss des Mutter-Seins zu finden. Ein urnatürlicher Seinszustand des Weiblichen (auch wenn Frau keine Kinder hat): Geduld. Hingabe. Stille. Verankerung. Intuition. Fluss.
So entführt uns der Herbst zum Laternenbasteln. Drachenfliegen. Honig in den Tee einrühren. Kuscheln und ganz viel Stille in den Momenten zwischen Suchen und Finden.
Fotocredit: Nives Gobo – moonbeautyrituals.com
yoga.ZEIT übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Die Inhalte dieser Plattform dienen zu informativen Zwecken in redaktioneller Art und Weise und stellen somit keine Heilaussagen oder Versprechen zu Behandlungserfolgen und dergleichen dar.