Als langhaariger „Devotee“ der Gegenbewegung begaben Sie sich mit zwei Freunden auf die Suche nach Love, Peace and Happiness – mit vielen Fragen im Gepäck …
RS: Zu Beginn einer spirituellen Reise bringen uns die Fragen voran. Warum gibt es so viel Leid? Wer bin ich? Und wer ist eigentlich „Gott “? Wer solche Fragen stellt, will auf dem tiefsten Grund seines Herzens nach den Antworten suchen und sich durch nichts ablenken lassen. Wichtig ist, dass Verstand und Gefü hl im Einklang sind. Der reine Intellekt – abgekoppelt von Liebe und Empathie – bringt keine Erfüllung. Und ein liebendes, mitfühlendes Herz ohne Verbindung zum Verstand ist nicht sta- bil. Erst das Zusammenwirken von Hingabe und Philosophie ermöglicht Transformation.
YZ: „Journey Home“ schildert eine Odyssee von Prüfungen und Gefahren. Wie wichtig ist die Konfrontation mit persönlichen Ängsten und Zweifeln auf dem Weg zu einem tieferen Bewusstsein?
RS: „Suche, und du wirst finden“, heißt es in der Bibel. Wenn wir uns auf den Prozess der Suche nach liebender Hingabe und erkennender Bewusstwerdung einlassen, birgt jede Situation die Möglichkeit in sich, Gott es Gnade zu erfahren. Mein Ziel war es nie, mich gefährlichen Situationen auszusetzen, sie ereigneten sich einfach. Gefahren und Schwierigkeiten tauchen auf. Wir müssen sie nicht unnötig provozieren, aber sie bieten großartige Chancen. Es ist nicht notwendig, in den Spiegel der persönlichen Ängste und Zweifel zu blicken, um darin die Wahrheit zu erkennen. Dennoch ist es wichtig, das Wesentliche dahinter zu ergründen. Zweifel ist absolut hilfreich. Er zwingt uns, die Ursache zu erforschen. Jede Erfahrung ist eine Chance, die Wahrheit in ihrer gesamten Tiefe auszuloten. Die Todesangst ist der stärkste Antrieb auf der Suche nach Wahrheit, die in der Erkenntnis des ewigen Lebens begründet ist.
YZ: Lassen sich Ängste und Zweifel nur in einem gefestigten Glauben au?ösen?
RS: Nur durch den Glauben überwinden wir Ängste und Zweifel und verbinden uns mit der Essenz, unserer wahren Persönlichkeit. Jeder glaubt an irgendetwas. Selbst der Atheist glaubt an den Atheismus. Ein Leben ohne Glauben ist unvorstellbar. Yoga bedeutet, herauszufinden, was sich jenseits der eigenen Konzepte und Wahrnehmung befindet. Anhänger von Straßenbanden glauben an Anführer, die sie zu Zwecken der Kriminalität instrumentalisieren. Wir hingegen suchen „Anführer“, die uns zu Werkzeugen des Mitgefühls machen. Deshalb ist Satsang wichtig – dabei entsteht eine Verbindung zu Menschen, die in ihrem Glauben gefestigt sind und andere dazu inspirieren, sich mit ihrer ewigen und göttlichen Natur zu verbinden. So hilft uns der Glaube, Egoismus und Selbstsucht zu überwinden.
YZ: Im Verlauf Ihrer Reise begannen Sie, in der Stille zu meditieren: „Listening to the sound of silence“ – ist dies der kürzeste Weg zu Gott ?
RS: Jede Erfahrung, die wir machen, enthält eine Weisheit, durch die wir lernen und wachsen können. In der Stille des Gebets offenbaren alle diese Erfahrungen ihr großartiges Potenzial. Gott selbst enthüllt mir diesen Schatz.
YZ: Welchen „Reisetipp“ würden Sie einem spirituell Suchenden mitgeben?
RS: Selbst in den dunkelsten Stunden existiert die grenzenlose Hoffnung, Gott zu finden. Wer aufrichtig nach der Wahrheit sucht, findet in der äußeren Form die innere Entsprechung. Wenn wir im äußeren Raum einen Altar errichten, bringen wir den inneren Zustand von Andacht und Anbetung zum Ausdruck. Indem wir anderen dienen, erwecken wir Werte wie Empathie, Menschlichkeit, Demut und Hingabe. Bhakti ist die Kunst, sich von allem, was sich im Äußeren zeigt, zu einer tiefen Liebe im Inneren inspirieren zu lassen. Unser Inneres kommt durch die Art, wie wir sprechen und handeln, zum Ausdruck.
http://www.bhaktiyogaconference.de/
Text: Barbara Decker
Den ganzen Artikel finden Sie in der Ausgabe 13 / Oktober 2013 – Jänner 2014 oder als E-Book.