Seit 2006 begleitet Yogalehrer Patrick Broome die deutsche DFB-Nationalteam. Die Teilnahme an den Yogaklassen ist freiwillig, sagt Harald Stenger, der Pressesprecher des deutschen Nationalteams. Trotzdem zählen etwa Arne Friedrich, Jens Lehmann, Simon Rolfes, Thomas Hitzlsperger und Mario Götze zu denjenigen, die Yoga Sessions regelmäßig besuchen. yoga.ZEIT hat sich mit Patrick Broome näher unterhalten …
yoga.ZEIT: Patrick, du unterrichtest für die deutsche Fußball Nationalmannschaft Yoga. Was erwarten sich diese Sportler vom Yoga?
Patrick Broome: Was ich mit Fussballern mache ist etwas anders als das was du aus den Yoga Klassen und Workshops kennst. Das ist meist Dehnen und dann langes Entspannen. Ich bin dort nicht, um sie zu besseren Fußballern zu machen, sondern um die Fußballer zu entspannen. Einige Spieler haben Yoga wirklich für sich entdeckt, und kommen sehr regelmäßig und diszipliniert. Eine Einheit dauert ca. 45 bis 60 Minuten und hilft auch nach dem Spiel wieder etwas runter zu kommen. Ich hoffe, dass Yoga im Fussball auch ein Impuls ist, mehr Männer zum Yoga zu bringen. An einem guten Tag sind ein Drittel Männer in unseren Klassen. Das ist eigentlich schade, weil es mal eine Männerdomäne war, die wir uns da aus der Hand nehmen haben lassen.
yoga.ZEIT: Warum würde Yoga deiner Meinung nach Männern gut tun?
Männer sollte vor allem die Schwellenangst vor dem Yoga genommen werden. Über den Köder Fußball will ich die Männer ins Yoga bringen. Männer werden schon von ganz klein auf so erzogen, dass sie dafür belohnt werden, wenn sie eine Leistung bringen, sich irgendwie hervorzuheben gegenüber anderen. Im Yoga geht es gerade NICHT darum. Es kann sehr heilsam und entspannend sein, wenn es gerade nicht darum geht die tollste Asana zu machen, das längste Om zu chanten. Der Yogaweg lebt davon, dauernd an Hindernisse zu stoßen, und an diesem Widerstand zu wachsen. Umso mehr Yoga wir üben, umso mehr Hindernisse tauchen auf an denen wir uns stoßen. Das kann unser eigener Körper sein, oder unsere Umwelt. Yoga erklärt das mit Karma, Dinge die abgearbeitet werden müssen. Es ist auch mal schön als Mann sich in seinen Grenzen zu erfahren und sich auch damit auszusöhnen. Ich versuche mit Sportlern genau die Asanas zu praktizieren, die ihnen in ihrer speziellen Sportart fehlen, um das Bewegungs- und Dehnungsdefizit mit Yoga zu kompensieren.
yoga.ZEIT: Wie kann Yoga den Spitzensport ergänzen?
Ich habe festgestellt, dass intensives Yoga für viele Spitzensportler interessanter wird wenn sie dann irgendwann mit dem Sport aufhören. Denn dann kommt der Moment, wo sie oft in ein ziemlich großes Loch fallen. Sie haben gelernt, sich über den Körper zu definieren und wissen nach dem Karriere-Ende nicht mehr genau, was sie mit dem Körper anfangen sollen. Ich nehme das, was ihnen so vertraut ist – den Körper – um dieses Loch, das nach so vielen Jahren Leistungssport meistens im Kopf und in der Seele besteht, zu füllen. Dafür ist Yoga ideal, da man über den Körper den Zugang zu etwas völlig Neuem findet. Und mit diesen Sportlern mach ich dann das volle Programm. Die sind auch meistens an Meditation interessiert, an den Schriften, an Ernährung usw. Im Profisport sind die Menschen mit ihrer Betreuung meist schon so randvoll, dass sie nicht offen sind für mehr, als das Bisschen was man auf der Matte machen kann.
yoga.ZEIT: Patrick, wie bist du zu Jivamukti Yoga gekommen und was ist das Besondere an diesem Yoga-Stil?
Patrick Broome: Angefangen habe ich mit Sivananda Yoga, weil das einfach das erste Yoga Center war, das es in München gab. Eines Tages fiel mir das amerikanische Yoga Journal mit einem Bild von den beiden Gründern Sharon Gannon und David Life in die Hand. Das hat mich so inspiriert, dass ich beschloss nach New York zu gehen und sie kennen zu lernen. Gerade in Abgrenzung zum Sivananda Yoga war das für mich als würde man von Klassischer Musik auf Jazz umschwingen. Es war neu, es war inspirierend, es war bunt, es war laut, es gab Musik. Es wurde mit Hitze gearbeitet, nicht mit Abkühlung wie bei Sivananda, es ging nicht darum irgendwie in der Höhle als Mönch zu leben, sondern rauszugehen in die Welt und dort etwas zu erleben. Also es war schon was komplett anderes als das, was ich unter Yoga kannte. Es hat mich bis heute nicht mehr losgelassen.
Hier gibt es ein paar Videos für Fußballer:
Über Jivamukti Yoga:
(gesprochen Dschi-wa-muck-ti) wurde von den zwei Amerikanern Sharon Gannon und David Life entwickelt und lizensiert. Sharon Gannon kommt aus dem Tanz, ist Musikerin und setzt sich vor allem für Tierrechte ein. David Life ist Künstler, Philosoph und war Inhaber des Musik Life Cafés im New Yorker East Village. Die fünf Säulen der Lehre: Gewaltlosigkeit (Ahimsa), Hingabe (Bhakti), die Kraft des Klanges (Nada), Meditation und das Studium der Schriften sind Kernthema der Lehre und finden ihre Quelle in der Sivananda Tradition. Die Asana Praxis entwickelt sich aus der Lehre Sri K. Pattabhi Jois dessen langjährige Schüler Sharon Gannon und David Life waren. Der New Yorker Stil versucht mit intensiver und fließender Asana-Praxis, von Herzen und für ein höheres Ziel zu praktizieren. Um die Sinne einfacher anzusprechen, bringen die Jivamukti- Gründer noch die Musik ins Spiel. Zu besonderen Anlässen legt auch mal ein DJ House, Rock oder HipHop auf. Zu den prominenten Schülern gehören u. a. Christie Turlington, Madonna und Sting.
„Wir haben den Namen Jivamukti für unsere Yogamethode gewählt, um das wahre Ziel von Yoga zu verdeutlichen, welches die Befreiung des Individuums ist. Im Sanskrit heißt „Jiva“ die Seele des Einzelnen und „Mukti“ bedeutet Befreiung. Die exakte Umschreibung des Sanskrit-Wortes, aus welchem wir „Jivamukti“ abgeleitet haben, ist „jivanmuktih“, was so viel bedeutet wie „lebendig befreit“. Der Name Jivamukti Yoga verdeutlicht also den Umstand, dass es möglich ist, ein nutzbringendes und erfüllendes Leben auf dieser Welt zu führen und sich gleichzeitig spirituell weiterzuentwickeln, vielleicht sogar irgendwann Befreiung (Samadhi) in diesem Leben zu erreichen.“ SHARON GANNON UND DAVID LIFE
Fotocredit: Katrin Fischer
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