Wie geht aktives und wertfreies Zuhören? Nicht nur anderen zuzuhören, sondern auch uns selbst?Kommunikationstrainerin Claudia Fabian offenbart in diesem Artikel wertvolle Impulse rund um dieses wichtige Thema. Darüber hinaus hat sie drei Übungen für die zuhörende Praxis für dich!
Aktives Zuhören – eine Yogaübung
Wir wollen einer Freundin erzählen, was uns bedrückt. Doch die hat gerade nur Zeit für ihr Smartphone. Ein Bekannter erläutert uns seine Meinung – wir schieben ihn gleich mal gedanklich in eine Schublade voller Bewertungen und Beurteilungen, dass es nur so quietscht. Und diese innere Stimme, die da in uns ist – wann haben wir ihr zuletzt nochmal so richtig gelauscht?
Yoga und wertschätzende Kommunikation haben für mich eine wichtige Gemeinsamkeit: den Aspekt Körper, Geist und Seele in Harmonie zu bringen. Harmonie, die wir nur erschaffen können, wenn wir mit uns in einer inneren Balance sind. Eine wichtige Voraussetzung, um zu diesem Ziel zu gelangen, ist das Zuhören.
Äußere Stimmen – anderen lauschen
Zuhören kann ein großes Geschenk für einen Menschen sein. Wenn wir präsent und bereit sind, unsere Zeit zu geben und wertschätzend zu lauschen.
Aber sind wir offen genug, eine andere Meinung bewertungsfrei anzuhören? Sind wir bereit, unseren eigenen Standpunkt für einen kurzen Moment beiseite zu stellen und den Blickwinkel dahingehend zu verändern, dass wir für einen Moment den des Gegenübers einnehmen? Achten wir auf kleine und große nonverbale Hinweise in einem Gespräch, um verstehen zu können, was in diesem Menschen, der zu uns spricht, gerade vorgeht?
Aktives Zuhören erschafft Verbindung und ist ein Zeichen dafür, dass der Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin gerade das Wichtigste ist. So wichtig, dass wir Platz erschaffen und einen Rahmen, in dem Zuhören gut möglich ist. Ohne Hetze, Handy oder andere Ablenkungen. Dazu gehört auch, mit sich selbst vorab zu klären, ob Zeit und Raum zur Verfügung stehen. Oder aber ob es sinnvoller ist, einen anderen Zeitraum anzubieten, bei dem wir den Ausführungen und Gedanken des anderen in Ruhe begegnen können. Denn der Mensch gegenüber redet, um gehört zu werden!
Die Kunst im Zuhören besteht darin, das Gesagte zu fühlen und das Ungesagte zu spüren.
– Gedankenklang –

Zuhören braucht Empathie
Empathie ist ein wesentlicher Bestandteil im Zuhören. Empathie als Einfühlungsvermögen bedeutet, dass wir uns bewertungsfrei auf etwas Neues einlassen. Das muss allerdings nicht bedeuten, dass wir mit der Meinung anderer übereinstimmen!
Es gibt drei Aspekte eines empathischen Umgangs miteinander.
- Die Empathie, die wir anderen Menschen entgegenbringen.
- Die Empathie, die wir von anderen erhalten oder auch im Gespräch erbitten können.
- Und dann ist da noch die Empathie, die wir uns einfühlsam jederzeit selbst schenken können. Die uns mehr Verständnis für die Meinungen in uns schenkt und uns darüber hinaus unabhängiger macht von dem Wohlwollen anderer.
Innere Stimmen – sich selbst zuhören
Häufig wissen wir vielleicht, was unsere Chefs von uns erwarten. Oder was unsere Partnerin oder unser Partner schön findet. Oder unsere Kinder brauchen. Aber was ist mit uns? Die Erfahrung zeigt, dass wir oft nur wissen, was wir NICHT wollen. Das ist natürlich viel leichter als konkret zu formulieren, was wir in unser Leben integrieren möchten, was unsere ganz persönlichen Bedürfnisse sind – ganz losgelöst von den Bedürfnissen und Erwartungen unseres Umfeldes.
Mit Yoga können wir uns in die Lage versetzen, ganz bei uns zu sein und nach innen zu hören. Innere Ruhe und Stille sind Voraussetzungen dafür, dass wir uns selber (wieder) hören können. Welche Fragen haben wir? Was bewegt uns? Welche Stimmen wollen in uns gehört, erhört werden? Oft bekommen wir von unserem Innersten eine Antwort, die vor unserem geistigen Auge erscheint, oder aber die wir einfach wahrnehmen. Daneben ist unser Körper eine perfekte Resonanzfläche für alle Gedanken, die wir denken und alle Wörter, die wir sprechen. Und auch hier gilt es Gehör zu schenken, um die Botschaften unserer Seele und unseres Körpers aufzunehmen.
Die Kunst des Zuhörenkönnens kennen immer mehr nur noch vom Hörensagen.
Ernst Ferstl
Offene Ohren, offenes Herz – ein Weg, das Leben aufzuwerten
Erst wenn wir wissen und klar spüren, welche Bedürfnisse wir haben, sind wir in der Lage, diese auch nach außen zu transportieren und zu kommunizieren. Je intensiver wir uns selbst zuhören und damit zugehören, desto eher bringen wir die Energie auf, entsprechende Entscheidungen zu treffen, zu handeln und sämtliche Konsequenzen zu tragen.
Gleichzeitig bietet diese innere Ruhe die Möglichkeit herauszufinden welche Lebenssituationen oder Menschen unsere Energien rauben und welche uns energetisch aufladen.
Zuhören ist eine wichtige soziale Kompetenz, die in unserer schnelllebigen Zeit von rufenden Meinungen, schreienden Wertungen und flüsternden Bedürfnissen von zentraler Bedeutung ist! Zuhören bietet uns die Chance, aktiv das gemeinschaftliche Leben aufzuwerten. Um in Verbindung zu bleiben, um wahrhaftig zu sein, um verstehen zu lernen …
Aktives Zuhören – 3 Übungen

Übung 1: Zeit nehmen, Zeit finden
Eine Freundin ruft wegen eines Problems an. Frag nach, ob sie (nur) gehört werden möchte, oder auch, zum Beispiel zu einem späteren Zeitpunkt, deine Meinung hören möchte. Höre zu und sei präsent! Achte darauf, ob dir das Zuhören leicht fällt oder ob du zu gerne sofort deine Meinung sagen willst. Ab wann fällst du aus der Verbindung?

Übung 2: Zusammenfassen, was du hörst
Wenn eine Person bereits Gesagtes mehrmals wiederholt, ist das ein Zeichen dafür, dass sich diese Person noch nicht ausreichend gehört fühlt. Tipp: Fasse kurz zusammen was du gehört hast, um Feedback zu geben, was bei dir ankommt. Das verstärkt Empathie.

Übung 3: Geh in die Stille, lausche dir selbst
Setze dich in der Stille (Zimmer/ Wald/Parkbank…) hin und schließe die Augen. Zeit nur für dich – ohne Zeitdruck und Eile. Frage dich «Was möchte mein Herz mir heute sagen?», oder «Was sagt es zu einem bestimmten Thema?» Warte und lausche deiner inneren Stimme.
Über die Autorin Claudia Fabian
Claudia Fabian ist Trainerin für wertschätzende Kommunikation und mediale, ganzheitliche Lebensberaterin. Sie bietet Einzelsitzungen, Seminare und Vorträge für Privatpersonen und Unternehmen an.
Darüber hinaus arbeitet sie als Dozentin in der Paracelsus-Schule mit Seminaren zur »Wertschätzenden Kommunikation« nach Marshall Rosenberg sowie zu »Klientenzentrierter Gesprächsführung« nach Carl Rogers, zu »The Work« nach Byron Katie. Einfühlsamkeit, Achtsamkeit, Empathie und aktives Zuhören im zwischenmenschlichen Bereich sind ihr ein großes Anliegen.
claudia-fabian.de
Bücher von Claudia Fabian

Claudia Fabian gibt Übungen und Beispiele mit denen es uns leichter fällt, durch Zuhören Balance in unsere zwischenmenschliche Interaktion zu bringen. Auf dass wir lernen wie wir bewusst zuhören – uns selbst und anderen.
Zuhören und Hinhören – Uns selbst und anderen
Claudia Fabian, Schirner Verlag
ISBN-13: 978-3-8434-1308-4
erhältlich im Buchhandel und über den Schirner Verlag

Claudia Fabian verdeutlicht, weshalb Lob nicht nur Anerkennung ausdrückt, sondern auch manipulativ und unangenehm sein kann. Anschaulich deckt sie die vielen Arten des Lobens auf und zeigt uns Übungen und Möglichkeiten, sinnvoll und wertvoll zu loben.
Lob und Anerkennung … frei von Manipulation
Claudia Fabian, Schirner Verlag
ISBN-13: 978-3-8434-1337-4
erhältlich im Buchhandel und über den Schirner Verlag

Wie leicht das geht, respektvoll NEIN zu sagen, zeigt Claudia Fabian in diesem Buch. Es braucht hierfür nur vier Schritte, die in jeder Lebenslage möglich sind – dieses Buch ist mehr als ein Ratgeber, es ist ein Must-have für das Privat- und Berufsleben!
Mutig und respektvoll Nein sagen – mit Wertschätzung und innerer Leichtigkeit für sich einstehen
Claudia Fabian, Schirner Verlag
ISBN-13: 978-3-8434-1276-6
erhältlich im Buchhandel und über den Schirner Verlag
Fotocredits: unsplash.com, pexels.com, pixabay.com
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