21, männlich, angehender Parfümeur: das sind die Eckdaten zu Johannes Maringer. Er ist es, der der Yogapraxis eine Duft-Note verleiht. Johannes kreiert nämlich Parfüms – inspiriert von seiner Yogaerfahrung. Das allein war schon Grund genug für Florian Reitlinger, Johannes Maringer einen Besuch in seinem “Home-Labor” in Baden abzustatten – frei nach dem Motto: immer der Nase nach!
Über das Normale hinaus
Mit dem alten ganzheitlichen Übungssystem des Yoga wird viel assoziiert. Zentrierung. Entspannung. Schweißtreibende Kraft. Herzöffnung. Klang und noch vieles mehr. Aber … Duft? Olfaktorisch begegnen uns in der Welt der Asanas ätherische Öle. Ab und an Ölmischungen. Vereinzelt auch Duftstäbchen. Aber ein Parfüm auf Öl-Basis (anstelle von hochprozentigem Alkohol) findet man im Yoga so gut wie gar nicht.
Johannes Maringer, ein hochgewachsener junger Mann, kombiniert das Düfte-Kreieren mit seiner Yogaleidenschaft. Dabei lässt sich in seinem Blick eine gewisse Weite herauslesen, die über all die “normalen” Meilensteine und Ziele hinweg gehen. Alles was er derzeit braucht: den Schreibtisch im elterlichen Haus, auf dem zahllosen Fläschchen und kleine Behältnisse in Reih und Glied stehen, ätherische Öle, Essenzen und Absolues aller Art und aus aller Welt. Absolues sind übrigens meist aus Pflanzen gewonnene hochkonzentrierte ölige Duftstoffe.
Diese Rohstoffe – wie Johannes die Grundbestandteile seiner Kreationen nennt – werden hier sorgfältig aufbewahrt. Sie stehen bereit für ihren molekularen Duft-Beitrag neuer Kreationen, der oft nur aus einem Hauch eines auf ein Hundertstel verdünnten Tropfens besteht.

Der Weg zum Parfümeur
Johannes bezeichnet sich selbst als Autodidakt. Allerdings merkte er schon bald, dass es einer umfassenden Ausbildung bedarf. Den Anfang dieser Reise machte er im Corona geprägten Sommer des Jahres 2020, als er direkt an die Quelle allem Duft-Wissens zu reisen wagte, nach Grasse an das Grasse Institute of Perfumery.
Grasse, auch als Stadt des Parfüms bekannt und durch das Buch Das Parfüm von Patrick Süsskind popularisiert, ist eine südfranzösische Stadt in der Provence. Eingebettet in ihre Duftgärten, blickt diese einzigartige Stadt auf eine jahrhundertealte Parfüm-Meistertradition zurück. Dass dies nur eine der ersten Etappen von Johannes‘ Weg in seine zukunftsversprechende Welt ist, verriet mir sein Blick bei unserer ersten Begegnung.
Savasana – das erste Yoga Parfum
‚Wie kommt dieser Duft bei Dir an? Was bewirkt er bei dir?‘
Diese Frage meint Johannes ernst. Das Grundkonzept seines Schaffens und ‚In-die-Welt-Hinaustragens‘ ist mehr als einfach nur Feedback einholen. Er will es wirklich wissen! So macht er all seine Probanden nicht nur zu Mit-Kreateur*innen seiner Düfte, sondern auch zu Mitwirkenden seines Schaffens.
“Was mich auszeichnet ist die Authentizität, die ich in meiner Herangehensweise an den Tag lege. Dadurch kann ich Dinge schaffen, die genau meiner Zielgruppe entsprechen. Jedes Feedback und sei es nur ein Lächeln, hat einen enormen Einfluss auf meine Kompositionen“, verrät er mir. Das hebt ihn deutlich von mittelmäßiger Geheimniskrämerei ab. Darüber hinaus lässt er eine wichtige Grunderkenntnis von Yoga Teil seiner Duftkompositionen werden: Wir sind alle Eins.
Savasana – so hat er seinen ersten yogaspezifischen Duft genannt, der als Yoga-Parfum erhältlich ist.*
Während Johannes seine Kreation meiner Nase präsentierte, stellte er mir auch mit die Frage aller Fragen: Wie riecht Savasana für dich? Eine Frage, die mir noch niemals gestellt wurde. Eine Frage, der ich mit dem Duft des Yoga-Parfums von Johannes nachspüre. Was verbinde ich mit einer der wichtigsten Yogapositionen, die eine Essenz, ein Rohstoff jeder Yogastunde ist? Wärme. Weichheit. Ich fühle mich umarmt. Dazu kommt dieses einzigartige Gefühl, mit jedem Atemzug etwas tiefer in meine Yogamatte zu sinken … dabei jedoch gehalten zu werden … umarmt … Es ist meine Achtsamkeit, die mich dies gemeinsam mit dem Savasana erleben lässt.
Savasana ist nur der erste Duft, den Johannes gestaltet hat. Weiters zaubert er an Tadasana, dem Berg. Gletscher, Tannen, Weite, Kraft, Stabilität … das sind die Inspirationen, die Johannes bei der Auswahl seiner Essenzen führen. Noch ist das Ergebnis für ihn nicht eindeutig, nicht ganz perfekt. Der Meister lässt uns Teilhaben an der Kreation und vor allem auf seinem Weg dorthin, um dann am Ende, geführt durch seine eigene Entschlossenheit, den Duft abzurunden.

Wie lässt sich Duft beschreiben?
Die Einzigartigkeit jedes Menschen zu ergründen und zu entfalten – dies ist Johannes‘ Ziel beim Schaffen von Düften auf Anfrage. Um seinem Grundsatz der Authentizität gerecht zu werden, nimmt er sich Zeit und empfindet Projekte dieser Art als Chance und somit als Bereicherung, ein ganz persönliches Parfüm für einen ganz bestimmten Mensch zu kreieren.
Das Kreieren, sowie das Experimentieren dient ihm als Lehrstück für sich und seinen Lebensweg als Parfümeur. Zu diesem Zweck hat Johannes ein klassisch anmutendes, dunkelblaues Büchlein. In dieses kritzelt er seine Notizen hinein – ein Kunstwerk für sich! Darin finden sich Formeln, Rohstoff-Mengenangaben, kaum leserliche Schriftzeichen und Bemerkungen, und das in einem System, welches nur er versteht.
Bleibt nur zu hoffen, dass Johannes dieses persönliche Manuskript als geheimnisvollen Zeugen seiner Start-Up-Phase für die Nachwelt aufbewahrt. Johannes lebt seine Leidenschaft. Noch braucht er dafür kein eigenes Labor mit komplexen Gerätschaften, er braucht (noch) keine Logistik- und Marketingabteilung und keine Mitarbeiter*innen, um seine Visionen wahr werden zu lassen. Er kreiert einfach, um vielleicht daraus irgendwann ein größeres Unternehmen entstehen zu lassen – was aber in seinem Fall wie nebenbei und am Rande passieren wird.
Die Sinnlichkeit des Yoga
Wozu ein Yoga Parfum kreieren? Yoga ist eine sinnliche Erfahrung. Geboren aus der Atmung, entsteht die Bewegung – sei sie körperlich oder geistig. Diese Bewegung fließt wieder zurück in die Atmung. So schließt sich ein Kreis, der auch eine Schwingung erzeugt: Nada Yoga, der Yoga-Weg des Klanges. Johannes eröffnet uns mit seinen Düften noch eine weitere Dimension der Sinnlichkeit von Yoga. Man spürt, dass seine Duft-Kreationen aus seiner eigenen Praxis heraus entstehen, um wiederum unsere Yoga-Praxis für uns achtsamer und somit erlebbarer werden zu lassen. So schließt sich wieder ein Kreis und lässt eine weitere Grunderkenntnis von Yoga Teil seiner Duftkompositionen werden: Wir praktizieren nicht für uns, sondern durch uns – für andere.

*Ein großes DANKE an Johannes Maringer für die Einladung in sein duftendes “Home-Labor”. Für alle, die nun neugierig auf das Yoga Parfum sind: dieses ist unter auf Anfrage unter johannes.maringer@gmail.com oder vor Ort im Yogazentrum Mödling bei Wien um 7,50€ erhältlich.
Fotocredit: yoga.ZEIT Redaktion
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