Intuition – Pratibha
Dieser innere Drang, dich GENAU jetzt bei jemandem zu melden, oder irgendwo hinzugehen – ohne vernünftige Erklärung. Oft merkst du erst viel später, wie wichtig und sinnvoll es gerade war. Wir nennen diese tief liegende Kraft Intuition.
Du kannst dir diesen Artikel auch in unserem Podcast Om Air anhören.
Was in deiner Wahrnehmung auftaucht, ist deine Aufmerksamkeit wert!
Es kann dein Blick auf etwas fallen – jetzt ist es dir bewusst. In anderen Momenten aber hast du genau das noch nie bemerkt. Etwas erscheint in deinem Wahrnehmungsfeld und du lernst darauf zu reagieren. Manchmal allerdings wird die Intuition auf dem Silbertablett serviert und wir reagieren trotzdem nicht, weil wir es gerne anders haben wollen.
Eine Kraft die präkognitiv, und ausschließlich so, arbeitet. Ein Bauchgefühl, ein Verlangen, eine Abneigung oder eine magnetische Anziehung.
In diesem Artikel möchte ich du einen kleinen Einblick in die Lehre meiner Tradition, des Kashmir Shivaismus und auch ein wenig meiner persönlichen Erfahrung mit Intuition geben.
Pratibha – Die Kraft der Intuition

In der Tantrischen Lehre sprechen wir von Pratibha als Kraft der Intuition. Para wird die tiefste beziehungsweise höchste Struktur der Welt genannt. Para als Bezeichnung des Wesenskerns, des Bewusstseins, das allem zu Grunde liegt. Diese „Wahre Natur“ wird durch das Wort pratibha charakterisiert, für die es nicht wirklich ein äquivalentes Wort in der deutschen Sprache gibt. Etymologisch bedeutet pratibh? „auf etwas scheinen“. Frei übersetzt etwa „intuitive Einsicht“, „kreative Inspiration“ oder auch „natürlicher Instinkt“. Pratibha wird auch tantrische Manifestation von Sarasvati genannt, die Göttin der Sprache, des Lernens, des Wissens und der kreativen Inspiration.
(Exkurs: In der Schule des Kashmir Shivaismus wird Sarasvati als der exoterische, nicht-tantrische Ausdruck von Para bezeichnet. Im Gegensatz zu Sarasvati wird Para bzw. Pratibha als höchstes Bewusstsein angesehen und nicht als Teil des Pantheons von Gottheiten.)
Was ist Konditionierung? Und was ist Intuition?
Wann kannst du dir sicher sein, dass es sich um Intuition handelt und nicht um einen Mix aus Erfahrungen, Eindrücken und Wunschvorstellungen, die mein Bauchgefühl ausmachen? Hier ein paar Orientierungspunkte
- Lerne zwischen „oberflächlichen Wünschen“ und tiefem Verlangen zu unterscheiden
Wenn wir von Pratibha sprechen, sprechen wir von den tiefer liegenden Strömungen des Bewusstseins. Intuition ist (fast) immer eine wortlose Wahrnehmung, entsprechend auch nicht bewertbar oder argumentierbar. Sobald in deinem Geist Wertungen wir „gut“, „schlecht“, „Abwehr“ oder „Angst“ auftauchen, bist du nicht mehr in der Wahrnehmung der tiefen Intuition, sondern des oberflächlichen Verlangens. Und damit sind wir auch schon beim zweiten wichtigen Punkt - Die Antwort ist da, bevor du die Frage stellen kannst. Nimm die erste Wahrnehmung auf – bevor sich dein Gedankenapparat in Bewegung setzt. Intuition weiß die Antwort immer schon, bevor du danach fragst.
Das ist ganz einfach, solange die Intuition uns die Antwort gibt, die wir gerne hören wollen. Aber oft ist es auch so, dass uns die Intuition eine anstrengende oder vermeintlich nicht wünschenswerte Richtung vorschlägt. - Pratibha zieht dich immer in Richtung persönliche Weiterentwicklung – zum Wohle aller Wesen und auch zu deinem Wohle. Es braucht sowohl Vertrauen in deine tiefere Weisheit, als auch Mut, ihr zu folgen. Manchmal ist es notwendig gegen den Strom zu schwimmen und gegen die oberflächlichen Wünsche zu entscheiden. Hat dir das Leben eine Herausforderung in den Weg gelegt, die du brauchst um zu wachsena Oder ist es ein Hindernis das du besser umgehsta Oft verbinden sich die Punkte im Leben erst in der Retrospektive zu einem sinnvollen Weg.
- ICCA – der Wunsch und das Verlangen
Pratibha ist wie ein intuitiver Instinkt innerhalb des Bewusstseins. (Lass den Satz ein wenig sinken). Ein Zug in eine Richtung der unter Umständen mit einem tiefen Wunsch in Verbindung steht – aber nicht muss. Eine Frage die du dir in diesem Zusammenhang stellen kannst: Ist deine Richtung nur zu deinem Wohle? Oder zum Wohle aller? Zweiteres ist sehr viel wahrscheinlicher ein Ja der Intuition als ersteres. Deine Geschichten, Gedanken, Wünsche und Präferenzen sind nicht relevant im Zusammenhang mit Intuition. Wenn das Vertrauen in die eigene Intuition nicht tief genug ist, kann das eine schmerzhafte Erkenntnis sein. Aus eigener Erfahrung kann ich dazu nur sagen: auf dem Weg zum Erwachen gibt es das Wort „sollte“ nicht. Alles ist genauso wie es zu sein hat. Der einzige Beweis, dass etwas sein soll ist die Tatsache, dass es so ist. Lass dich also von deinen Gedanken-Konstrukten nicht ablenken, auch wenn es noch so verlockend scheint. - Entwickle verlässliche Parameter
Das braucht einiges an Übung und auch Zeit. Die Wahrnehmungen sind meiner Erfahrung nach sehr unterschiedlich.
Für manche Menschen wir es eine Sanftheit im Solarplexus-Bereich, wenn man in die Aufmerksamkeit in die richtige Richtung lenkt. Für andere fühlt es sich wie eine magnetische Anziehung im Herzen an. Für mich entsteht ein symbolisches Bild nach dem anderen, wobei die Bildgeschichte immer dann in die nächste Szene wechselt, wenn ich auf dem richtigen Weg bin.
Eine außergewöhnliche Art vonPratibha beschreibt Nicole Deadone.
Sie beschreibt, dass sie eine Pratibha -Verbindung mit ihrer Vagina etabliert hat, mit der sie jede Entscheidung trifft. Sie sagt: „I just ask my Pussy – she always knows. She feels warmer and or weather when die answer is yes.” Aus Sicht des yogischen Energiekörpers macht das durchaus Sinn, da sich dort die untere von drei Kundalini Kräften befindet, die für den Zugang zur Wahrheit ganz bestimmt angezapft werden kann.
Also: Übung macht den Meister – bei jeder Frage und jeder Antwort die Aufmerksamkeit in den Körper schicken und auf interessante Wahrnehmungen achten.
Von Shakta Upaya zu Shmbhava Upaya
Upayas werden Techniken oder Mittel genannt die zur Befreiung / Erleuchtung beziehungsweise in die Wahrheit führen.Shakta Upayas werden auch die „Asanas für den Geist“ genannt. So gehören zum Beispiel das Auflösen von Gedanken-Konstrukten und alten unverdauten Erfahrungen (aus diesem oder vergangenen Leben) zu diesen Techniken. Sie sind der Weg von der kognitiven zur präkognitiven Wahrnehmungsebene, also Intuitions-Ebene. Shmbhava Upaya nennt man die Praktiken auf einer nicht konzeptionellen Ebene, also noch bevor ein Gedanke oder ein Wort entsteht. Darunter fällt auch die „Arbeit“ mit der Intuition.
Das Ziel ist es natürlich „dauerangebunden“ in Shmbhava Upaya durchs Leben zu gehen. Ist dieses Stadium des Bewusstseins gerade nicht zugänglich für uns, ist es schwierig bei unvorhersehbaren Situationen im Vertrauen zu bleiben. Ich denke jeder von uns war schon einmal in einem Zustand der geistigen Weite und Verbundenheit – zum Beispiel in einer Verliebtheitsphase – trotzdem fallen wir im Alltag auch immer wieder heraus. Aus eigener Erfahrung kann ich behaupten: da hilft nur Vertrauen ins Leben und Praxis, Praxis, Praxis. Allmählich entwickelt man die Fähigkeit, immer wieder bewusst in diese tiefere Ebene einzusteigen. Oder besser gesagt: es passiert einfach.
Intuition braucht keine Geschichten und Meinungen

Intuition sagt dir nicht, was du glauben sollst, sie zeigt dir die Richtung.
Pratibha ist verbunden mit dem gesamten Energiefeld des Lebens – es ist kein Gedanke.
Wenn du damit verbunden bist, hast du Zugang zu Entscheidungen, die viel verlässlicher sind als deine Gedanken und dein Geist, Buddhi oder Intellekt.
Arbeitet die Intuition erst einmal, brauchst du keine Narrative, Geschichten oder Meinungen. Gerade in Zeiten der Verschwörungstheorien scheinen manche Geschichten überzeugend. Eine Mischung aus tiefsitzenden alten Erfahrungen (Samskaras), Misstrauen und Angst vor dem was sein könnte, Angst vor der Wahrheit lassen ein Gefühl entstehen, dass mit Intuition oder der Wahrheit leicht verwechselt werden kann. Intuition ist eine gute Führerin in einer Situation aber nicht die Wahrheit per se. Sie ist nicht verbal und auch nicht mental.
Sobald Angst aber auch Verlangen Teil der Wahrnehmung ist, sind Urteilsvermögen und Einsicht getrübt. Es ist wie ein dunkles Tuch, das du über das Licht der Intuition gestülpt hast. Wenn du beginnst mit der Intuition zu arbeiten, schau ehrlich hin, welche Wahrnehmung daran beteiligt ist.
Was wir auf dem spirituellen Weg nicht wollen, ist zu „glauben“. Es sollte ein Weg der Wahrnehmung und Erfahrung sein. Glauben kann sogar ein großes Hindernis auf deinem Weg zu Erkenntnis und Urteilsvermögen sein.
Die sechs Arten der Intuition
svabhava – die wahre Natur, Handlungen die der Spezies und der Persönlichkeit entsprechen
carana – Die Intuition der Weisen und Rishis (vedische Schule)
abhyasa – Praxis und das Training der Wahrnehmung (z.B. Wasseradern finden)
Yoga – in Alignement mit der Existenz leben und konzeptionelle Konstrukte ablegen
Adrsta – Unsichtbare Kraft aus unverdauten Eindrücken (Samskaras)
Visistopahita – Verursacht durch Gnade einer speziellen Person (z.B. Guru)
Intuition ist wie surfen
Pratibha ist ein umfassendes Energiefeld mit großen und kleinen Strömungen und Wellen.
Für mich ist es, als würde man sich einschwingen auf die aktuellen Energiefelder und deren Strömungen. Wie Wellenreiter:innen surfen wir auf den Energiewellen des Universums. Dazu brauchst du deinen Geist nicht, schlechtesten falls stört er sogar. So wie Dr. Joe Dispenza nicht müde wird zu sagen: „Steh dir selbst nicht im Weg, weiche aus!“ Den Intellekt brauchst du erst bei der Umsetzung deiner Intuitions-Erkenntnisse.
Ein Surfer braucht kein Hydrodynamik-Experte zu sein. Er fühlt die Wellen, die Verbundenheit und surft intuitiv. Und natürlich trainiert er das regelmäßig J
Genauso funktioniert es mit der Intuition. Wir trainieren mit Techniken im Yoga um Gedankenmustern und Samskaras (unverdauten Eindrücken der Vergangenheit) die uns von tieferem Wissen abschneiden oder fehllenken, aufzulösen.
Wir verwenden also Methoden um durchlässiger zu werden und einen direkten Zugang zur Intuition zu entwickeln.
Achtung Paradox!
Irgendwann musst du genau diese hilfreichen Techniken loslassen, um intuitiv zu arbeiten.
Mit Bemühung und Verstand erreichen wir die präkognitive Ebene nicht. Es kommt der Moment, in dem wir alle Technik gehen lassen um die Führung an Pratibha zu übergeben. So wie du einen Dorn verwendest um einen anderen Dorn aus dem Fuß zu kriegen, verwendest du Techniken und Methoden des Yoga um andere Konstrukte und geistige Muster aufzulösen.
Das innere JA!
Pratibha, die Intuition, bringt also den Weg ans Licht, der für dich und alle Wesen der Beste ist. Wenn du an einer Wegkreuzung deines Lebens stehst (groß oder winzig), dann suche eine Sanftheit im Körper die auch manchmal als „erhellend“ wahrgenommen werden kann. Es ist sozusagen ein inneres JA oder ein inneres RICHTIG. Manchmal korrespondiert es mit dem was dein Verstand möchte und manchmal nicht.
Lust auf mehr?
Wenn du mehr über die Techniken und Yoga dazu bietet wissen möchtest, komm zur Online-Vortragsreiche Tantra Yoga.
Quellen & Weiterführende Informationen: Tantra Illuminated von Christopher Wallis sowie K A Subramania Iyer
Bildmaterial: Shutterstock