Business Mama: Zwischen Vollzeit-Mama und Vollzeit-Selbständig
Manchmal ist es einfach viel. Viel zu viel. Das Mama-Sein und die Selbstständigkeit. Ich war gerade mitten im Aufbau meines kleinen Unternehmens (genauer gesagt im zweiten Jahr) als ich schwanger wurde und innerhalb von neun Monaten ein neuer, kleiner Mensch mit mir durchs Leben wandelte. Ein Mensch, der meine volle Aufmerksamkeit, mein volles Dasein brauchte.
Während der ersten 15 Monate widmete ich meine Zeit intensiv meinem kleinen Sohn, stets mit meiner Selbstständigkeit im Hinterkopf. Ich sehnte mich danach, „mehr“ zu sein als Hausfrau und Mutter und es kostete mich viel Mut, mir einzugestehen, dass mein Herz nicht nur für mein Kind brannte, sondern auch für meine berufliche Selbstverwirklichung. Oft war meine Arbeit als Selbstständige wie Urlaub von Putzen, Windeln, Kochen und Spielen – obwohl ich hier die Aufgaben einer Hausfrau-Mama auf gar keinen Fall gering schätzen will. Muttersein ist ein Vollzeit-Job. Mehr als das. Ein 24/7-Job. Ich denke, viele Menschen wissen gar nicht, was Mütter im Laufe eines Tages leisten. In einer Gesellschaft, die vorwiegend auf Leistung, Geld und Macht beruht, haben die weiblich-mütterlichen Qualitäten wie Geduld, Zeit und Hingabe oft gar keinen Platz. Ich versuch(t)e beides zu vereinen. Die Super-Mama und die Super-Geschäftsfrau, aber: ist das überhaupt möglich? Ja, ist es. Obwohl man an manchen Tagen vielleicht das „Super“ durch grad „mal mittelmäßig“ ersetzen kann, denn leicht ist es nicht. Es erfordert viel Organisation, Wille, Feuer, Geduld, Vertrauen und die Hilfe einer wunderbaren Oma und eines zauberhaften Vaters.
In meinen Augen ist jede Frau, die neben ihrer Rolle als Mutter auch arbeitet, eine Heldin. Eine Heldin des Alltags. Denn man kommt in unzählige Situationen, die großen Mut und Kraft erfordern. Zeitnot. Ständige Präsenz. To-do-Listen, die nie erledigt werden können. Und die ewige Zerrissenheit: beim Job vermisst man sein Kind, beim Kind denkt man daran, was ich noch alles erledigt werden muss. Zum Beispiel die tausend Dinge des Business-Yoga-Mama-Alltags: Kochen. Kind in die Krippe bringen. E-Mails beantworten. Blog schreiben. Kind stillen. In den Mittagsschlaf wiegen. Artikel schreiben. Yoga unterrichten. Kochen. Putzen. Die eigene Yogaausbildung vorantreiben. Marketingstrategien entwickeln. Spielen. Kochen. Wäsche waschen. (und nein, das waren nicht alle Aufgaben!) Schließlich am Abend um 20:00 ins Bett fallen, weil man so müde ist. Obwohl es oft auch passieren kann, dass ich um 22:00 erneut aufstehe, um bis 1:00 Uhr morgens noch eine wichtige Arbeit für mein Unternehmen zu finalisieren. Und wenn ich dann endlich eingeschlafen bin, weckt mein Kleiner mich zum Stillen auf. Hinzu kommt die finanzielle Unsicherheit, denn man weiß nie, was als nächstes kommt und woher der Euro auf das eigene Konto fließen wird.
Als Business-Mama gibt es gute Tage. Tage im Flow. Alles läuft wie am Schnürchen. Ich habe Energie, mein Sohn hat einen super Tag, die Geschäfte blühen. Ich vertraue. Habe um 06:00 Uhr Yoga gemacht. Meine To-do Liste erfolgreich erledigt und Zeit für den Feierabend. Und dann gibt es die Tage, an denen ich nur darum bete, dass sie schnell wieder vorbei sind. Ich wache krank auf. Muss trotzdem funktionieren. Genau an diesem Tag will mein Sohn 5x gestillt werden, weil er fühlt, dass es geht mir nicht gut. Wir stehen im Stau. Ich habe 0 € am Konto, es ist Monatsanfang. Die Rechnungen müssen bezahlt werden, die SVA will ihr Geld und ich bin nicht mehr so überzeugt davon, ob die nicht vorhandene Rollenverteilung zwischen meinem Mann und mir eigentlich eine gute Entscheidung war. Ich teile mir mit meinem Mann alles 50:50. Bei uns gibt es die Lebenseinstellung „Mann geht arbeiten“ und „Frau hütet das Kind“ nicht. Wollte ich nie, hat sich demnach auch nicht so in meinem Leben manifestiert. An solchen Tagen kreisen in meinem Kopf tausend Gedanken darüber, was ich alles noch tun muss, um den Monatsumsatz zu erreichen, während ich meinen Pflichten als Mutter Minute zu Minute nachkomme. Und eigentlich sollte ich an diesen Tagen am Computer sitzen und arbeiten, während ich koche, putze und spiele. Angst habe und nicht weiß, wie es weitergehen soll. Ich habe in den letzten zwei Jahren gelernt, auch mit solchen Tagen umzugehen. Ich versuche wirklich in meiner Kraft zu bleiben. Zu vertrauen, denn tief in mir weiß ich, spüre ich, fühle ich, dass mein großer Business-Plan aufgehen wird. Es erfordert einfach Zeit, Geduld und viel Arbeit. An solchen Tagen habe ich gelernt, tief (sehr tief!) durchzuatmen, vor allem dann, wenn die Angst mich erdrückt. An solchen Tagen, habe ich gelernt mit meinem Kind sorglos und unbekümmert zu spielen. Loszulassen. Auszusteigen aus diesem ewigen Kreislauf von Arbeit und Geldverdienen, in dem viele Mütter und Frauen heutzutage stecken und dabei den Kreislauf des Lebens selbst übersehen. An diesen Tagen sagt das Leben: „Nimm dir Zeit für dich. Tritt kürzer. Genieße und vertraue. Sei wie das Kind, das vor deinen Augen spielt. Spiele und alles wird seinen Weg finden. Alles wird sich fügen, so wie es sein soll.“
Business-Mama zu sein ist nicht leicht. Doch jedes Mal, wenn ich mich frage, wieso ich mir das alles eigentlich antue, spüre ich tief in mir drinnen eine Kraft, die mich einfach vorantreibt. Es ist die Liebe zu meinem Kind und zu meiner Arbeit. Ein Feuer, mein Leben als Frau im Jahr 2016 voll und selbstständig in die Hände zu nehmen und es so zu formen, wie ich es mir erträume. Ich wünsche mir, dass mein Kind mit einer Mutter aufwächst, die ihren Job liebt, sich selbstverwirklicht, etwas auf dieser Welt bewirkt und Spuren hinterlässt. Ob ich es richtig mache? Das weiß ich nicht. Das wird die Zeit wohl weisen. Aber eines ist sicher: Die ewig stille laute Kraft in mir – meine Yogastimme sagt: Mache weiter und gehe deinen Weg, deinen ganz persönlichen, individuellen Weg als Mutter, Frau und Business-Woman.
Fotocredits: Nives Gobo
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