Spielen, Lachen, Sein – Vom Wieder-Erlernen des Spiels
Wie schön können die Tage sein, wenn ich mich darauf einlasse, mit meinem Sohn durchs Leben zu fließen. Nicht auf die Uhr zu sehen oder im Kopf alle meine Termine und to do’s durchzugehen, die ich im Laufe des Tages noch zu erledigen habe. Im Spiel des Lebens. Einfach sein. Fließen. So wie in einer guten Yogasequenz, wenn ich einfach eintauche und mich selbst in mir verankere. Ohne Zeitgefühl. Ohne Ziel. Einfach im Moment.
Darin sind Kinder die größten Lehrmeister. Die Welt erforschen. Im Moment. Im Spiel. Kinder lernen nicht nur „spielend leicht“, sondern das Spielen ist auch ihre Art zu lernen. Ihre Art sich mit dem Leben auseinanderzusetzen und es zu erforschen. In all seinen bunten Facetten. Täglich lerne ich von meinem Sohn, Dinge neu, anders, aber auch immer wieder zu betrachten. Dieselben Lieder immer und immer wieder zu singen – weil gerade in der monotonen Wiederholung, wie bei Mantren, der Schlüssel zum Tieftauchen liegt. Tiefer in das Leben eintauchen. Dabei ist er voller Hingabe und hochkonzentriert und lässt sich wirklich auf das, was er gerade spielt zu 100% ein. Ohne etwas zu erwarten. Oder ein Ziel zu verfolgen. Einfach um des Spielens Willen. Und oft sitze ich daneben und denke mir: Ach wie gerne würde ich wieder dieses unbeschwerte Sein, dieses Spiel des Leben einfach mitspielen können. Die schönste Zeit im Leben ist es Kind zu sein. Ohne viel Denken, Wollen, Ziel verfolgen oder irgendwo hinwollen.
Mit dem jährlichen Wachsen ins Mama-Sein habe ich durch meinen Sohn das Spielen wieder für mich entdeckt. Mich auf Knetmasse, Holztheater, im Sand graben, mit-Fingern-malen, einfach durch den Wald spazieren ohne Ziel einzulassen. Morgens um 07:00 Kinderlieder zu singen. Und sie am Abend nochmal zu wiederholen. Immer wieder im selben Buch zu lesen und bewusst und achtsam darauf zu achten, wie mein Sohn, jene Dinge wiederholt, die er schon kennt und nach jenen fragt, die er noch lernen will. Es ist unglaublich schön zu sehen, mit wieviel Neugier, Unbeschwertheit und Verspieltheit das alles passieren darf – dieses Gefühl, sich immer wieder frisch und fröhlich Dingen zu widmen, die er schon kennt und mutig und entschlossen jene zu erforschen, die neu sind für ihn.
Spielen. Sein. Lachen. Singen. Dem Leben mit so viel Urvertrauen und Neugier zu begegnen – weil die Welt täglich zu einem neuen Spielplatz wird. Die großen Meister sagen: “Werdet wieder wie die Kinder!” Vertraut. Liebt. Spielt. Das Leben ist so kurz und kostbar, um es mit Sorgen und Ängsten zu belasten. Jeder Tag ist ein Neuanfang. Ein Neuanfang, um Geliebtes zu festigen und sich für das Neue zu öffnen. Halt im Leben zu finden und aus diesem Halt heraus, Neues zu erforschen. Man sagt, dass Kinder beim Spielen Selbstwert und Selbstvertrauen finden. Verantwortung für sich und andere übernehmen. Lernen mit Enttäuschung und Misserfolg umzugehen. Denken und Kreativität anregen. Und das alles in ihr künftiges Leben mitnehmen.
Was ich durch das Spielen lerne? Mich hinzugeben. In Beziehung zu gehen. Im Prozess zu versinken und nicht im Endziel. Einfach im Moment zu sein. Mich kennenzulernen. Meinen Humor zu entdecken. Mein Talent zu singen. Meine Freude daran. Im Spiel mit meinem Sohn vergesse ich den Ernst des Lebens – zu dem ich tendiere, leider. Denn er macht mein Leben oft viel beschwerlicher als es ist. Und deswegen ist mein Sohn einfach der besten Lehrmeister des Spielens für mich. Und jeden Tag mehr lerne ich das Leben zu spielen. Und ich liebe es.
Fotocredits: Nives Gobo
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