Das Recht auf Muttersein
Ich bin wütend. Wütend über all die Menschen, die immer noch glauben, dass das Muttersein ein leichter Job ist. Wütend über soziale Einrichtungen, die Frauen nicht das Geld zugestehen, das sie eigentlich bräuchten, wenn sie in Karenz und vom Arbeitsmarkt abgeschnitten sind, um sich um die Kinder – die Menschen der Gesellschaft von morgen – zu kümmern. Wütend über all die Männer, die ihren Frauen – den Müttern ihrer Kinder – nicht den Rücken stärken. Wütend darüber, dass Frauen sich selbst und auch ihre eigenen Rollen als Mütter abwerten, weil sie für sich zu wenig Zeit und Raum finden, mit vollem Herz und ganzem Seelenblut Mutter zu sein.
Ich bin wütend. Und wenn ich wütend bin, laufen, rennen, ja toben Gedanken durch meinen Kopf, die meinen Fokus auf Ungerechtigkeiten und Missstände lenken. Es frustriert mich, dass die Rolle der Mutter in den Augen vieler – eben auch der Mütter selbst – nichts oder so gut wie nichts wert erscheint. Dass die Aufgaben, die eine Mutter im Laufe ihres Alltags zu bewältigen hat, “nichts” seien. Dass sie “ein easy Job” wären, denn Mütter bleiben ja zu Hause und da verläuft das Leben sowieso gemütlich. Frauen schämen sich ja fast schon auf die Frage, was sie denn so machten, zu sagen: “Ich bin zu Hause bei meinen Kindern.”
In vielen Momenten habe ich das Gefühl, dass die Rollenbilder von Frauen, die so tief in unserem kollektiven Bewusstsein schwingen, das Bild beeinflussen, das Frauen von sich selbst haben. Und das ist allzu oft nicht das Bild der urweiblichen Kraft, zu dem das Muttersein für mich dazugehört. Natürlich kann Frau auch urweiblich sein, wenn sie keine Mutter ist. Doch ich frage mich, was ist in unserer Gesellschaft geschehen, dass viele Frauen das Muttersein schon fast als eine minderwertige Rolle betrachten? Eine Rolle, die nicht mithalten kann bei 8-5, Deadlines, To-Do-Listen, beim Modus “immer schneller-immer besser”. Ich kenne so viele Mütter, die nach der Schwangerschaft versuchen, so rasch wie möglich wieder die „alte“ Figur zu bekommen und sich schämen für die Fettpölsterchen und die Weichheit, in der sie gelandet sind. Die Kinder werden so schnell wie möglich in Betreuungseinrichtungen gesteckt, damit Frau selbst wieder arbeiten kann. Oder muss, denn mit dem Karenzgeld kann Frau sowieso nicht überleben, wenn sie keinen gut verdienenden Partner an ihrer Seite hat. Wenn eine Frau für ihre Arbeit als 24/7 Mama dasselbe Geld bekommen würde wie Betreuungspersonen, hätten wir keine alleinerziehenden Mütter, die nahe an der Armutsgrenze leben.
Wie oft erlebe ich Frauen, die gefangen sind in ihrer Opferrolle, ganz unbewusst. Oft merken sie nicht, dass sie es sich – nicht die Gesellschaft, die Männer oder der Staat – sich klein machen, runtermachen und ihren eigenen Wert eigentlich gar nicht erkennen. Wir glauben in einer Welt zu leben, in der Frauen selbstbestimmt ihren Weg gehen. Stimmt auch, wir leben in einer Zeit und in einem Kulturkreis, in dem Frauen enorme Freiheiten genießen können. Freiheiten, wie sie in vielen Ländern der Welt mehr als gar nich vorhanden sind. Doch hinter der Fassade und im Stillen, spielen sich auch bei uns leider immer noch unzählige Geschichten des emotionalen Missbrauchs, der Unterdrückung und der Gewalt an Frauen ab. Und viel zu viele Frauen lassen es einfach zu, weil sie vergessen haben, dass sie der Urquell des Lebens sind.
Ich bin wütend. Und dann atme ich durch. Und dann weiß ich, spüre ich, empfinde ich mit Gänsehaut zutiefst, worum es mir in meiner Wut geht. Nämlich darum, meine Stimme für alle Mütter dieser Welt zu erheben. Alle Frauen, die geben, sich selbst ergeben, lieben, über sich selbst hinauswachsen. Für mich sind Mütter, bist du, Mutter, die du das jetzt liest, heilig und eine Heldin. Die Mutterschaft ist ein Initiationstor, durch das du als Frau gehst und wenn du dich hingibst, verwandelt es dich in der Tiefe deines Seins. Du wirst nie wieder dieselbe sein wie früher. Musst du auch nicht. Denn du hast zu einer immensen Kraft gefunden – zu deiner Kraft. Du bist wie eine Löwin durch die Geburt eines Menschenwesens gegangen. Die rohe Lebenskraft. Ein Balanceakt zwischen Leben und Tod. Eine Frau, die Mutter ist, muss geschützt, unterstützt, getragen werden. Und eine Frau, die Mutter ist, darf sich selbst schützen, um Unterstützung fragen und sich tragen lassen. Anstatt deinen Blick auf das zu richten, das nicht passt und dagegen anzukämpfen, umarme das, was gut ist. Ich will nicht abtun, durch welche Schmerzen, Frustrationen und Momente der Hilflosigkeit du gehst, oh nein. Es gibt sie. Und gleichzeitig möchte ich dich wissen lassen, dass Mütter mit ihren Tränen nicht allein sind, dass sie mehr Kraft haben, als sie sich selbst zutrauen und dass sie es schaffen können, das Kleid der Opferrolle auszuziehen.
Frau. Du bist heilig.
Durch dich fließen die Kräfte des Lebens und des Todes.
Du bist ein Zyklus in sich. Ganz. Eins. Mit dir und der Schöpfung.
Du fließt von Monat zu Monat zwischen Leben und Tod.
Zwischen neuem Leben und Loslassen.
Zwischen Fruchtbarkeit und Reinigung.
Wenn du dich selbst kennst, hast du die Macht über dein Leben.
Denn dieses Leben ist heilig. Und es gehört nur dir.
Du bist die Schöpferin deiner Träume.
Du gebärst dich selbst in das Leben hinein.
Täglich, mit allem, was du tust, denkst, bist.
Du hast die Macht deine Träume ins Leben zu holen.
Doch dafür musst du dich kennen.
In all deinen Aspekten.
An den guten und nicht so guten Tagen.
In deinem Licht und deinem Schatten.
Du musst bereit sein, tief hinabtauchen in alles, was du bist, fühlst, denkst.
Um dich im Spiegel deiner Selbst, selbst zu erkennen.
Wenn du deinen Zyklus kennst Frau, dann bist du ganz.
Ganz du. Ganz in dir. Ganz mit der Welt. Ganz – in deinem Leben.
Du wirst nicht mehr danach suchen, dich im Außen zu befriedigen, sondern danach streben dich
im Inneren zu erfüllen. Weil du gelernt hast dich selbst in all deinen Facetten zu verstehen. Dich
selbst zu lieben. Dich selbst mit dem zu nähren, was dich berührt, erfreut, in deine Mitte bringt und
tief verankert in deinem weiblichen Sein.
Dein Zyklus Frau – ist der Urzyklus des Lebens.
Des Werdens und Vergehens.
Des Lebens.
Du bist dir selbst dein Zelt, Frau.
Dein eigenes zu Hause.
In dir ist alles Wissen, das du brauchst, um die Meisterin deines Lebens zu sein.
Lerne deine Zyklen zu verstehen und du wirst das Geheimnis des Lebens entschlüsseln, das alle
Schöpfung umgibt.
NAMASTE.
Fotocredits: Nives Gobo
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