Heute ist Essen (neudeutsch: Ernährung) kein Kinderspiel mehr. Alles, was schmeckt, ist belastet oder belastend. Volker Mehl, Ayurveda-Experte und Koch, bietet in seinem neuen Buch allen Genussfreunden viele neue Rezepte – nicht exotisch, sondern bodenständig und regional. So wie es Ayurveda halt mag.
YZ: Volker, wie schmeckt Glück?
VM: Sexy, rund, ausgewogen – frei von Gier auf Schoko, Chips & Co. nach dem Essen.
YZ: Du setzt ganz bewusst auf regionale Produkte: Futtern wie bei Muttern … à la Ayurveda?
VM: Ja. Im Ayurveda geht es darum, auf seine unmittelbare Umgebung und Natur zu achten. Bei Muttern gab’s schon immer ayurvedische Küche – eben jeweils das, was uns die Natur im Moment zur Verfügung stellte.
YZ: Stichwort Lebensmittelverschwendung: die Guten ins Töpfchen, der ungenormte Rest in die Abfalltonne?
VM: Der deutsche Haushalt wirft im Durchschnitt Lebensmittel im Wert von 1000 Euro pro Jahr in den Müll. Das ist pervers! Aber oft steckt gar kein böser Wille dahinter. Eher eine tragische Kombination aus mangelnder Wertschätzung für selbstgekochtes Essen und Wissen, wie es überhaupt zubereitet wird. Die häufigste Frage in meinen Kochkursen ist, wie man eine Gemüsebrühe macht – das sagt alles!
YZ: Wie bringt man verschiedene (Dosha-)Typen an einen Tisch und – was die gemeinsame Mahlzeit betrifft – unter einen Hut?
VM: Es gibt ein paar ganz einfache Grundprinzipien für alle: warm, regelmäßig, leicht verdaulich. Im Optimalfall sollten alle sechs Geschmäcker, nämlich süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb, enthalten sein.
YZ: Lässt sich das jeweilige Dosha nur über Pulsdiagnose, Fragebogen und Arztkonsultation ermitteln?
VM: Die Nummer mit den Doshas befriedigt zwar die Sehnsucht des Menschen nach Einordnung – frei nach dem Motto: „Ich kann nix dafür, ist halt meine Vata-Störung!“. Aber im Sinne des Ayurveda funktioniert die Kreuzchen-diagnose so nicht. Eher sollte man dem natürlichen Rhythmus der Doshas, die alle vier Stunden wechseln, folgen.
YZ: Wie beginnt ein ayurvedischer Tag?
VM: Mit einer Tasse warmem Wasser und einem leckeren warmen Frühstück, wie Safranreis mit gedünstetem Obst, Zimt und gerösteten Mandeln.
YZ: Weder Fleisch noch Fisch – alles tabu im Ayurveda?
VM: Laut Ayurveda gehört Fleisch in die Apotheke. Bezogen auf unsere Lebensweise gilt aber der Umkehrschluss: Der Konsument muss wegen eines hohen Fleischverzehrs in die Apotheke.
YZ: Currywurst und Pommes: Was passiert, wenn plötzlich der kleine – oder große – Heißhunger kommt?
VM: Heißhungerattacken reduzieren sich bei einer ayurvedischen Ernährung auf null. Und wenn doch mal Appetit auf Junkfood aufkommt, dann sind Pommes zwischendurch völlig okay. Aber bitte auch dann den Snack oder die Zwischenmahlzeit in Ruhe – also im Sitzen und achtsam – genießen … und nicht im Alltagstrab oder dunklen Keller, damit es nur ja keiner sieht!
YZ: Was sind die Vorzüge der ayurvedischen Ernährung?
VM: Es ist die schönste aller möglichen Methoden, seinen Körper und seinen Geist jeden Tag mit neuer Energie aufzuladen, ohne auf irgendwelche Kalorientabellen oder Ernährungs-pyramiden achten zu müssen.
Purer Genuss und Lebensfreude:
So schmeckt Glück!
KURZBIO
Volker Mehl
Volker Mehl kocht seit 2012 in Wuppertal auf großer Flamme und führt dort mit seinem Team ein Deli, ein Kochatelier, eine Yogaschule und einen Raum für Ernährungsberatung und Persönlichkeitsentwicklung. Zudem gibt er sein Wissen an Patienten und Ärzte in Krankenhäusern weiter. Live erleben kann man ihn bei Kochkursen und Workshops in Deutschland sowie bei Yoga-Retreats in ganz Europa.
www.volker-mehl.de
Volker Mehl
„So schmeckt Glück!“
€ 20,60
Kailash
Interview: Barbara Decker
Fotos: Bettina Schäfer (1), Michaela Auer (2)