Dr. Sita Silvia Sitter stellt dir im Rahmen einer Artikelserie die 7 Säulen der Resilienz vor. Hier liest du mehr über die Säule 4: die Selbstregulation.
Resilienz – sie ist die Fähigkeit, mit schwierigen Zeiten im Leben zurechtzukommen, indem wir auf eigene und sozial vermittelte Ressourcen zurückgreifen und Krisen für unsere persönliche Entwicklung nutzen. Resilienz zu trainieren heißt, unsere innere Stärke und unsere Widerstandsfähigkeit zu vergrößern. Es gibt sieben Säulen, auf denen Resilienz aufbaut.
Die vierte Säule der Resilienz, die dir dabei helfen kann, deine innere Stärke zu spüren, widerstandsfähiger zu werden und besser mit schwierigen Zeiten im Leben zurechtzukommen, ist die Selbstregulation.
Wie schon bei den beiden ersten Säulen der Resilienz – Optimismus, Akzeptanz und Lösungsorientiertheit – möchte ich auch hier wieder einige Fragen auf dich wirken lassen. Durch diese Fragen kann dein Geist wach werden, deine Selbstreflexion wird gestärkt und sie leisten einen Beitrag dazu, dass deine Selbstregulation genau dort angeregt wird, wo es gerade erforderlich ist. Lass die Fragen auf dich wirken und die Antworten finden, die für dich jetzt gerade die passenden sind, um den nächsten Schritt zu mehr Resilienz zu machen.
Wenn es für dich passt, nimm dir kurz Zeit für eine Bestandsaufnahme und führe dir mit folgenden Fragen vor Augen, welche Einstellungen und Erfahrungswerte du zum Thema Selbstregulation mitbringst:
– Bist du leicht aus der Fassung zu bringen?
– Wie viel Einfluss hast du oder nimmst du auf deine Stimmungen?
– Neigst du eher dazu, dich anzutreiben oder dich zur Ruhe zu bringen?
– Was bedeutet Selbstregulation für dich? Welche Erfahrungen, Zugänge und Blickwinkel bringst du zu diesem Thema mit?
Wir sind uns häufig nicht bewusst oder unterschätzen sogar, wieviel Einfluss wir selbst doch auf unsere Stimmung und unsere Verfassung nehmen können. Allzu oft machen wir diese von äußeren Umständen und anderen Menschen abhängig. Resilienz bedeutet in diesem Zusammenhang, uns selbst im Hinblick auf unterschiedliche Befindlichkeiten und Situationen angemessen zu steuern – uns entweder aktivieren oder beruhigen zu können, je nachdem was wir brauchen und was die Umstände fordern – um so immer wieder zu stimmiger Balance zu finden.

Selbstmotivation spielt dabei eine große Rolle. Hindernisse, Rückschläge und Niederlagen sind Teil unseres Daseins. Resilienz kann uns dabei behilflich sein, diese besser mental zu verarbeiten und wieder neuen Anlauf zu nehmen.
– Hast du einen langen Atem auf dem Weg zu deinen längerfristigen Zielen?
– Hältst du deine Absichten auch angesichts von Hindernissen aufrecht?
– Gelingt es dir auch in verzweifelten Momenten, dir wieder Mut zu machen?
Sich selbst gut motivieren zu können bedeutet keineswegs, immer gut drauf und unermüdlich geschäftig zu sein, sondern sich selbst immer wieder neu aufbauen und aufrichten zu können und nicht zu lange in Gefühlen der Enttäuschung, Verstimmtheit, Wut oder Mutlosigkeit stecken zu bleiben. Wenn wir uns Situationen in ihrem Gesamtzusammenhang vor Augen führen, kann uns das helfen, wieder neuen Schwung aufzunehmen und zu versuchen, neue Wege zu finden. Die Art und Weise, wie wir denken, beeinflusst unsere Gefühle. Wenn wir unsere Einstellungen zu Situationen neu überdenken, können sich auch die Gefühle verändern.
– Wie gehst du mit deinen Gefühlen um?
– Hast du den Eindruck, dass deine Gefühle und Impulse dir bei deinen Vorsätzen öfter in die Quere kommen?
– Findest du im Allgemeinen eine angemessene Ausdrucksform für deine Gefühle?
– Kannst du in dir Neigungen entdecken, unliebsame Emotionen abzulehnen oder zu unterdrücken?
Resilienz bedeutet auch, zu wissen, dass wir die Verantwortung für unsere Gedanken und unsere Gefühle tragen. Gefühlsregulierung nun bedeutet keineswegs, unsere Gefühle zu unterdrücken, sondern sie auf angemessene Art auszudrücken und zu berücksichtigen.
Eine wichtige Übung ist auch, Gefühl und Verstand in Übereinstimmung zu bringen und unsere Gesamtverfassung immer wieder wohltuend auszubalancieren. Um langfristige Vorhaben umzusetzen, Schwierigkeiten erfolgreich zu begegnen oder Veränderungen zu gestalten ist es wesentlich, dass Gefühl und Verstand einander ergänzen. Beim Finden dieser Balance kann es auch hilfreich sein, auf Signale unseres Körpers zu achten.
Wenn wir vehindern möchten, von Gefühlen überschwemmt zu werden, hilft es, diesen auf den Grund zu gehen. Gefühle werden nicht von anderen oder von äußeren Umständen erzeugt, sie sind – wie unsere Gedanken – Teil von uns selbst. Wir alle haben wunde Punkte, an denen wir empfindlich oder gereizt reagieren. Uns klar darüber zu werden, was diese ganz persönlichen „emotionalen Knöpfe“ sind, erfordert Aufmerksamkeit und ehrliche Selbstwahrnehmung. imm dir jetzt ein paar Momente Zeit, um herauszufinden, welche Knöpfe bei dir besonders schnell anspringen …
– Welche Vorannahmen lösen deine Gefühle aus?
– Wie kannst du deine Gedanken modifizieren, um deine Gefühle zu verändern?
Die „emotionalen Knöpfe“ hinunterzudrehen bedeutet auch, dass wir in der Lage sind, unsere Impulse und Gefühle zu kontrollieren, ohne sie zu unterdrücken. Wir verleugnen unsere Gefühle nicht, können die Form der Äußerung aber flexibel an unterschiedliche Menschen und Situationen anpassen.
Resilienz heißt auch, dass wir dazu fähig sind, uns selbst trösten und beruhigen zu können und durch den Wechsel ins bewusste Denken dafür zu sorgen, dass wir nicht im Schmerz versinken oder vor Ärger platzen. Das ist eine wesentliche Grundlage dafür, uns mit unseren Gefühlen auseinanderzusetzen.
Oft ist es der allgegenwärtige Stress unseres Alltags, der unsere Gefühle in Wallungen bringt. Wirksame Strategien zu erwerben, mit Stress und Druck umgehen zu können, unsere Selbststärkung zu pflegen, uns der eigenen besonderen Stärken bewusst machen und sie wertschätzen, uns unserer inneren und äußeren Kraftquellen bewusst sein und sie immer wieder auffüllen, all das sind grundlegende Kompetenzen der Lebensbewältigung geworden.
„Mit der Resilienz ist es wie mit dem Glück: Ein bisschen bekommt jeder als Geschenk mit auf den Weg, den Rest, das entscheidende „Mehr“, muss jeder sich selbst erarbeiten.“[1]
Wenn du dabei Unterstützung und Anregung und im Dialog die für dich passenden Antworten finden willst, freue ich mich sehr auf eine Begegnung mit dir in meiner Praxis, wo ich unter anderem individuelles Resilienztraining anbiete.
www.sita-balance.at
Weiterlesen? Hier geht es zu Säule 5: Verantwortung
Literatur :
Gruhl, Monika: Resilienz. Die Strategie der Stehauf-Menschen. Krisen meistern mit innerer Widerstandskraft. Freiburg im Breisgau: Kreuz 2014.
Heller, Jutta: Resilienz. 7 Schlüssel für mehr innere Stärke. München: Gräfe und Unzer 2013.
Rampe, Micheline: Der R-Faktor. Das Geheimnis unserer inneren Stärke. München: Knaur 2005.
[1] Rampe: Der R-Faktor: S. 19.
Fotocredit: Photo by Arek Socha from Pexels
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