Die meisten Menschen, die mit Yoga beginnen, möchten sich einen oder mehrere Wünsche erfüllen:
– sich etwas Gutes tun
– ein wenig zur Ruhe kommen
– etwas für die Gesundheit tun
– dem Körper eine Entwicklung geben
Was auch immer die einzelnen Wünsche sind: es geht um eine Form der Heilung und um einen praktischen Weg der Selbstheilung, den man im und mit Yoga finden kann. Das deutsche Gesundheitswesen hat das inzwischen auch gelernt und fördert auf verschiedenen Wegen Yoga-Schüler/innen und Yoga-Lehrer/innen.
Doch was geschieht in der Regel von der ersten Stunde an für den Anfänger/innen? Lehrende beginnen, den Teilnehmer/innen einer Yogastunde einzelne Yoga-Übungen und dann auch Übungsfolgen beizubringen, so wie sie es gelernt haben. Das kann Yoga und seine Heilkräfte zu den Menschen bringen. Das ist ein Erfolg und verdient in meinen Augen öffentliche Förderung.
Aber: wieviel Prozent des Yoga-Potentials für Selbstheilung und Heilung werden derzeit wirklich für die Suchenden geöffnet, die nach einem leichteren und besseren Leben streben? Was wissen die Yogalehrer/innen über heilsame Kräfte des Yoga und wie gezielte Selbstheilung der Yogaschüler/innen stattfinden könnte? Was tun Yogalehrer/innen und Yoga-Schulen, damit die von ihnen ausgebildeten Lehrenden möglichst viel über heilsames Yoga wissen und lehren? Inklusive, dass sie gegebenenfalls ihre Schüler/innen an Menschen weiterempfehlen, die ihnen noch mehr helfen können als sie selbst?
Von Tempel-Heilung bis “Gymnastik-Yoga”
Als Yoga vor tausenden Jahren im Indus Tal entstand, geschah dies als ein Teil der Tempel-Heilung. Schon damals gab es das Bhajan-Singen von Mantras zur Besserung von belasteten Lebensumständen und das gezielte Praktizieren von Asanas, Mudras, Pranayama sowie frühes Ayurveda. Das in den Tempeln Gelernte wurde mit nach Hause genommen und dort praktiziert. “Yogalehrer/innen” damals waren Tempelpriester/innen und von ihnen ausgebildete Helfer/innen.
Was sich heute von uns kultivierten Westlern kaum jemand vorstellen mag: schon 8.000 vor Chr. gab es z.B. am Saraswati River Städte mit 30.000 Einwohnern, Trinkwasser-Zuleitungen und offener Kanalisation, mit Tempeln, Palmblatt-Bibliotheken und auch Yoga-Tempel-Unterricht für Yogaschüler/innen. Diese alte Yoga-Tempelkultur mit direkter Anbindung an eine ganzheitlich religiös-spirituelle Lebensform ist untergegangen. Aber an manchen Stellen lebt diese alte Kultur fort. Doch was finden wir heute von dieser hoch energetischen Praxis? Wo und bei welchen Yogalehrer/innen in unserer modernen westlich geprägten Welt, auch in Indien?
Wichtig ist die Einbettung des hier im Westen hauptsächlich bekannten Asana-„Gymnastik“-Yogas in ein viel größeres Ganzes – in spirituell ganzheitliche Heilung und Selbstheilung von Geist und Körper(n). Denn im ganzheitlichen „alten“ Yoga wird selbstverständlich der irdische (Pinda-) Körper UND die vielen anderen „subtilen“ inneren Körper behandelt, inklusive Chakren und Energiebahnen – als Bausteine einer ganzheitlich verstandenen Gesundheit und Wohlbefinden. Yoga wird aus dem Sanskrit mit „Union“ übersetzt, also mit „Einheit aus selbständigen Bausteinen”. Diese Einheit zeigt der alte Meister Patanjali (2. Jahrhundert B.C.) in seinen berühmten Yoga Sutras mit ihren 8 Ebenen der 8 Komponenten des ganzheitlichen Lebens auf. Yoga Asanas und Mudras gehören bei Patanjali in die Ebene 3 – von ganzheitlich verbundenen 8 Ebenen. Dass Yoga heute im Westen – und auch bei kommerziellen indischen Yogaschulen für Westler – oft nur aus einem Ausschnitt aus Patanjalis Ebene 3 besteht, also eigentlich ein ziemlich kastriertes Yoga ist, ist unsere verbreitete Yoga Realität.
Yoga ist nicht Yoga
Wenn du nicht nur die Werbung der nahe gelegenen Yoga Schulen anschaust, wirst du im Internet viel mehr zu den ganzheitlichen Aspekten der Heilung und Selbstheilung in einem ganzheitlicheren Yoga finden. Wenn du als Yoga Schüler/in gezielt das Yoga-Potential für Heilung und Selbstheilung auch nur ahnen willst, fang an zu recherchieren. Ein Hinweis: das englische Web ist viel ergiebiger als das deutsche. Lass dich in ein neues Denken führen zu dem was Yoga ist und was Yoga dir geben kann.
Mein Wunsch – mehr von Patanjali als von Yoga-Asana-Gymnastik inspiriert – ist, dass Yoga-Schüler und Yoga-Lehrer viel mehr auf die ja verfügbaren Yoga Qualitäten von Heilung und Selbstheilung achten, ehe sie ihre nächste Ausbildung oder Fortbildung buchen.
Über den Autor: DDr. Frank Peschanel
Atmakaya DDr.Frank Peschanel arbeitet als spiritueller Lehrer mit Praxis für alternative Heilung. Zum Thema Heilendes Yoga hält er allein und mit Yogalehrer-Lehrerin Sheyda Schreiber öffentliche Veranstaltungen und Fortbildungen. Darüber hinaus lehrt Meditation in der Yogalehrer Ausbildung “FOUNDATIONS OF YOGA”
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