Ein atemberaubender (nein, vielmehr atemschenkender) Artikel darüber, welche Formen von Prana es gibt, ob wir unseren Atem tatsächlich kontrollieren können und warum wir am besten mit ihm tanzen sollten.
Prana als Atem
Prana ist die Energie der Erhaltung der Manifestation des Universums. Diese endliche Form der Energie, wird der Göttin Chittishakti zugeordnet, welche die unendliche, höchste, kreative, das gesamte Universum durchdringende Kraft symbolisiert. Eine ihrer Erscheinungsformen ist die Luft, die uns umgibt und die unsere Lungen füllt, wenn wir atmen. Die Luft enthält Prana und wird durch den Akt des Atmens im ganzen Körper verteilt. Demzufolge sind wir von Prana erfüllt und umgeben.
Prana ist die Lebenskraft in unseren Körpern. Es durchdringt uns durch und durch und pulsiert in jeder Zelle – lebensspendend. Prana belebt und koordiniert alle unsere Körperfunktionen. Jedes Teilchen des physischen Körpers, jedes DNA-Molekül, jede Zelle, jedes Organ und jede Drüse pulsiert mit Prana. Das Herz schlägt, das Zwerchfell hebt und senkt sich, und die bio-chemischen Prozesse fließen in einer harmonischen Symphonie, alles dank des pulsierenden Pranas in unseren Körpern. Wie Baba Muktananda sagte: “Prana ist der wichtigste Bestandteil des Körpers; es hält ihn am Leben. Ohne Prana hat das individuelle Selbst keine Kraft; es ist die alles belebende Kraft.”
Prana bewegt nicht nur den Körper, es ist auch zutiefst mit dem Geist verbunden. Wenn Prana gestört oder unruhig ist, wird auch der Geist unruhig sein. Ein gleichmäßiger, ungehinderter pranischer Fluss im Körper führt dazu, dass der Geist gleichmäßig, ruhig und ungestört ist.
Zehn Arten von Prana
Basierend auf den in unterschiedlicher Weise beeinflussten Körperregionen, wird Prana im Körper in zehn Kategorien unterteilt. Diese zehn Kategorien sind zudem in primäre und sekundäre Pranas eingeteilt, fünf in jeder Unterkategorie. Von den fünf primären Pranas, werden zwei – Prana Vayu und Apana Vayu – als zentral erachtet.
Die Primären Pranas:
Udana: kontrolliert die Kopfregion. Es ist die Energie hinter den Kommunikationssystemen. Es steuert die Sprache, die Nerven, das Gehirn und die Hormone. Es hat seinen Sitz in der Kehle. Es ist auch die Energie hinter Schlafen, Träumen, Astralreisen und die Kraft, mit der die Seele im Moment des Todes zusammen mit dem Astral- und Kausalkörper den physischen Körper verlässt.
Prana: ist die Energie hinter dem Atemsystem. Es steuert die Funktion der Lungen und der Atemmuskeln und hat seinen Sitz in der Brust. Es ist auch die Energie hinter dem Überlebensinstinkt. Verwaltet die Region vom Hals bis unterhalb des Herzens. Es ist das aufsteigende / aufwärtsfließende Prana, das die Sprache und den Atem reguliert. Es steht in Verbindung zur Einatmung.
Samana: ist die Energie hinter der Verdauung. Es kontrolliert die Verdauung und die Funktionen der Bauchorgane und Drüsen und hat seinen Sitz im Bauch. Es ist auch die Energie hinter Willenskraft, Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit. reguliert den Bereich des mittleren Rumpfs, von unterhalb des Herzens bis unter dem Bauchnabel.
Apana: ist die Energie hinter dem Ausscheidungssystem, der Sexualität, der Menstruation und der Geburt. Es steuert Enddarm und Anus, Nieren, Blase und Geschlechtsorgane und hat seinen Sitz im Beckenbereich. Es ist auch die Energie hinter Kreativität und Arterhaltung. Es handelt sich um den nach unten gerichteten Pranafluss, der Samen ausstößt, die Abfallprodukte des Körpers ausleitet und den Geburtsvorgang verwaltet. Apana wird mit der Ausatmung assoziiert.
Vyana: ist die Energie hinter dem Blutkreislauf und dem Bewegungssystem. Es steuert das Herz, die Blutgefäße und die Muskelaktivität. Sein Sitz ist im ganzen Körper. Es ist auch die Energie hinter jeder Bewegung. durchdringt den gesamten Körper und kontrolliert das Funktionieren aller Nerven, Venen, Muskeln und Gelenke.
Die Sekundären Pranas:
- Naga – bewirkt Aufstoßen
- Kurma – bewirkt Zwinkern
- Krilwra – bewirkt Niesen und Husten
- Devadatta – bewirkt Gähnen
- Dhanamjaya – bewirkt die Auflösung des Körpers nach dem Tod
Der Atem als Essenz der Aktion
Der Atem wird in einer Asana als Medium genutzt, um Geist und Einstellung des Yogis auszudrücken. Er dient als eine Brücke zwischen der Einstellung und der dynamischen Symmetrie der Ausrichtung. Der Atem verwebt die Fäden der eigenen Intention mit dem Gewebe des äußeren Körpers. Er ist die verbindende Kraft zwischen Geist und Körper – der Essenz des Herzens und dem äußeren Körper. Die Verwendung unseres Atems ist grundlegendes Element alles Handelns um das letzte Stadium einer Stellung zu erreichen. Vom Ursprung unseres Seins steigt die Einstellung mit dem Atem in uns auf. Als die wirkende Kraft hinter der Einstellung initiiert der Atem bewusst die Bewegung des inneren Körpers. Aus der Aktion des inneren Körpers bewegt sich die äußere Form des Körpers in das letzte Stadium der Stellung. Der Atem ist die Kraft, die das Pulsieren und den Fluss sowohl der Muskulären wie auch der Organischen Energie zum Leben erweckt. Der Atem ist die energetische Essenz der Aktion.
Der Atem als der Tanz der Göttin
Letzten Endes haben wir kaum, wenn nicht sogar keine Kontrolle über den Atem. Der Atem ist der Ausdruck, das Werk der höchsten Kraft, der Göttin. Wenn wir geboren werden, atmet sie aus und haucht uns damit den Atem ein, und sie atmet ein und sich damit komplett aus uns heraus, wenn wir sterben. Wir werden tatsächlich geatmet von einer größeren Kraft. Wir können die unermessliche Energie des Atems nicht auf natürliche Weise steuern. Versuchten wir beispielsweise uns selber umzubringen, indem wir die Luft anhalten, würden wir irgendwann das Bewusstsein verlieren und der Atem würde automatisch wieder einsetzen.
Die Atmung sollte als eine heilige und göttliche Gabe gewürdigt werden. Es ist so, als würde die begnadetste Tänzerin aller Zeiten auf uns zukommen und uns zum Tanz auffordern – eine unbeschreibliche Ehre! Mit diesem Verständnis atmet man in großer Demut, Sorgsamkeit und Freude. Wir lässt uns von der Meisterin des Tanzes führen, folgen so gut wir können, so dass der Tanz ein einziger Ausdruck der Harmonie und Freude wird. Anstatt zu versuchen, Kontrolle über den Atem zu gewinnen, sollten wir uns einfach dem Tanz hingeben.
Fotocredits: Photo by Smile Su on Unsplash, Photo by Andressa Voltolini on Unsplash
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