Über Meditation gibt es einige Missverständnisse. Es heißt, dabei ginge es um Gedankenstopp, um langes Sitzen, um ernst sein. Weit gefehlt – Tobias Frank verrät die dir die “best of Missverständnisse” über Meditation und dazu 7 Tipps, wie du Meditation erlernen kannst.
Meditation hat sein Leben verändert. Und er hat die Welt verändert. Ob er das wohl geahnt hat, als er mit 21 Jahren von seiner Indien-Reise heimkehrte? Oder als er begann, das Buch „Zen Geist, Anfänger Geist“ von Shunryu Suzuki so intensiv zu studieren, dass er sogar Zen-Mönch werden wollte? Sein Name: Steve Jobs. Was viele vielleicht nicht wissen: Der ehemalige Apple-Chef – für viele der Inbegriff von Genialität und kreativer Schöpferkraft – trainierte seinen Geist mit Meditation. Sie half ihm nicht nur, Stress zu reduzieren, sondern sich mit seinem ganzen Wesen auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Einfach meditieren?
Meditation ist ein wahres Wundermittel. Eines ohne Nebenwirkungen – oder sagen wir, eines ohne negative Nebenwirkungen, denn die positiven Nebenwirkungen von Meditation sind bekannt. Sie ist es, die dafür sorgen kann, dass sich dein Stress reduziert. Sie ist es, dass ein effizienteres und konzentriertes Arbeiten für dich möglich wird. Sie ist es, die deine Beziehung zu dir selbst und deinen Mitmenschen deutlich verbessern kann. Und noch viel mehr …
Doch was hindert die Menschen daran, von diesem Wundermittel Gebrauch zu machen? Obwohl es noch dazu kostenlos und jederzeit frei verfügbar ist? Hast du auch – wie die meisten Menschen – Vorurteile gegenüber Meditation und paarst sie gerne mit Worten wie „langweilig“ oder „mühsam“? Wenn ja: schade. Denn Meditieren ist einfacher als Du denkst. Genauso, wie es nämlich Dutzende Yogastile gibt, gibt es nicht DIE EINE Meditation, sondern viele Meditationsformen. Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass auch für DICH die Passende dabei ist.
Klingt das interessant?
Dann lass uns gemeinsam die best of Missverständnisse über Meditation aus dem Weg räumen, indem wir sie uns genauer ansehen.
Gedankenfreiheit statt Gedankenstopp
Vielleicht das größte Vorurteil über Meditation lautet: „Bei Meditation muss ich meine Gedanken stoppen!“ Während ich selbst meditiere, gelingt es mir in den wenigsten Augenblicken, nicht zu denken, denn es gehört zum Menschsein dazu, zu denken! Normalerweise turnt mein Affengeist (so nennen die Buddhisten den Verstand) im Dschungel meines Kopfes unaufhörlich herum.
Meditation heißt allerdings nicht, den Affen umzubringen! Abgesehen davon, dass das nicht geht, sorgt das nur für Stress und bringt den flinken Gesellen noch mehr auf Touren.
Meditation heißt lediglich, mit dem Affen nicht mehr mitzuspielen und einen gewissen Abstand zu den Gedanken zu gewinnen. Sobald es Dir gelingt wahrzunehmen: „Ah, ein Gedanke“, ohne Dich mit dessen Inhalt zu beschäftigen, bist Du zum Beobachter Deines Geistes geworden. Das ist enorme Freiheit. Und das ist Meditation!
Bewegung statt Stillsitzen
Bereitet Dir die Vorstellung, eine halbe Stunde regungslos auf einem Meditationskissen zu verharren, Schweißausbrüche, körperliche Angstzustände und Schmerzen in Gesäß und Knien? Dann habe ich eine gute Nachricht für Dich: Du kannst im Stehen, im Gehen, im Sitzen oder im Liegen meditieren. Ja, Du hast richtig gelesen. Wenn es Dir schwer fällt, auf einem Meditationskissen zu sitzen, meditiere einfach auf einem Stuhl. Ich habe auch lange geglaubt, dass Meditation heißt, in Stille zu sitzen. Durch meinen Aufenthalt im Osho Meditation Resort in Pune wurde ich allerdings eines Besseren belehrt (einen Erfahrungsbericht davon findest du hier). Insbesondere die aktiven Meditationen wie die Gehmeditation, Kundalini-Meditation oder die Dynamische Meditation können eine kraftvolle Möglichkeit sein, Stille im Geist zu ermöglichen. Denn sie nutzen Bewegung (z. B. Schütteln, Tanzen oder Springen), um das Nervensystem zur Ruhe zu bringen.
Qualität statt Quantität
Viele Menschen haben nichts gegen Meditation (warum auch?); sie glauben nur, dass sie zu zeitaufwändig sei. Das bedeutet übersetzt, sie halten ihre eigene Zeit für viel zu kostbar, um damit scheinbar „nutzlose“ Dinge anzustellen wie zu meditieren. Dazu Folgendes: Meditation kann so kurz oder lang dauern, wie du möchtest. Du kannst nur ein paar wenige Minuten meditieren oder eine Stunde. Ich bin davon überzeugt, dass allein fünf achtsame Minuten am Morgen (wenn du sie dir täglich nehmen würdest) dein Leben nachhaltig positiv verändern können, wie du es dir wahrscheinlich nicht vorstellen kannst.
Hier einige der Vorteile von Meditation:
- Abbau von Stress und Muskelspannung
- höhere Kreativität durch Synchronisation von linker und rechter Hirnhälfte
- effektiveres Arbeiten und mehr geistige Klarheit
- Gefühl von Zentriertheit und Ausgeglichenheit
- bessere Beziehungen
- emotionale Stabilität
- weniger Schlafbedürfnis
Vielleicht willst du angesichts dieser Liste deine zeitlichen Prioritäten noch einmal überdenken? Aus eigener Erfahrung weiß ich: jede Minute, in der du meditierst, ist ein Geschenk an dich selbst, das du niemals bereuen wirst.
Veränderung statt Verdrängung
Viele verwechseln die positiven Wirkungen von Meditation, etwa die Reduktion von Stress oder das zur Ruhe kommen der Gedanken im Geist, mit dem Vorgang des Meditierens selbst. Irrtum! Manche Menschen, die mit Meditation beginnen, werden zum Beispiel frustriert, sobald sie die eigene Unruhe spüren, negative Gedanken wie Wut oder Schmerz oder das Chaos in ihrem eigenen Kopf wahrnehmen. Und sie denken vielleicht, dass sie irgendetwas „falsch“ machen.
Meditieren muss nicht immer angenehm sein. Es geht lediglich darum, Deinen Geist zu beobachten. Das bedeutet jedoch nicht, dass Du nicht unruhig sein, Frust spüren oder negative Gefühle haben darfst.
Im Gegenteil – das ist ein gutes Zeichen! Wenn es Dir mal genauso geht, sieh es als Fortschritt an, als Veränderung. Dadurch bist du einen Schritt weiter als viele Menschen. Du bist zum Beobachter/zur Beobachterin geworden, nimmst bewusst wahr, was andere krampfhaft zu unterdrücken versuchen. Fast alle Menschen sind gestresst und haben beizeiten negative Gefühle. Doch nicht alle trauen sich, sich ihnen zu stellen, flüchten sich stattdessen in Alkohol, Fernsehkonsum oder andere Verdrängungsaktivitäten.
Meditation erfordert Mut. Denn es ist ein Blick in die Schattenseiten deiner Seele. Indem du den jetzigen Augenblick voll und ganz wahrnimmst, mit allem was da ist, darf etwas in dir aufhören zu kämpfen und ein stiller Friede kehrt ein.
Erleichterung statt Erleuchtung
Habe bitte keine besonderen Erwartungen, wenn du mit Meditation beginnst. Erwarte nicht unbedingt, eine Vision zu haben, bunte Farben zu sehen oder irgendetwas in dieser Art. Manche Menschen erhoffen sich so etwas als Bestätigung dafür, dass Meditation wirkt. Doch ganz ehrlich: Meditation ist unspektakulär.
Vielleicht wirst Du beim ersten Mal gar nichts spüren. Vielleicht braucht es eine Woche oder länger. Lass Dich davon bitte nicht abschrecken. Meditation wirkt und darauf darfst Du vertrauen. Umso besser je regelmäßiger Du meditierst und je weniger Du über die Ergebnisse nachdenkst.
Ungeduld heißt die Krankheit unserer Zeit. Internet und moderne Kommunikationsmittel haben daran einen entscheidenden Anteil. Mit einem Touch auf dem Handy ist die Nachricht sofort beim anderen Menschen. Ein Klick im Internet und morgen steht die bestellte Waschmaschine vor unserer Haustür.
Ähnlich wie sie mit ihrem Finger über das Display ihres iPhones wischen, erwarten Menschen sofortige Ergebnisse, wenn sie anfangen zu meditieren. Doch so funktioniert es nicht: Wenn Du ungeduldig und verkrampft an die Sache herangehst, machst du dir das Leben unnötig schwer.
Wenn du anfangen möchtest, zu meditieren, gehe das Ganze bitte entspannt an. Bleib neugierig wie ein Kind, hab keine Erwartungen und nimm einfach alles wahr, was passiert.
Du musst nicht religiös werden
Stören Dich Buddha-Statuen? Bereiten dir Räucherstäbchen Kopfweh? Hast du keine Lust auf Glaubensgemeinschaft, weil du bereits aus der Kirche ausgetreten bist oder bist du Teil einer lebendigen Religionsgemeinschaft und hast bedenken, dass dich Meditation zu einem neuen Glauben „zwingt“?
Keine Angst. Wer meditiert ist noch lange nicht Teil einer Sekte und du brauchst nichts zu glauben, was du nicht willst. Wenn dir jemand etwas anderes erzählen möchte, halte dich von diesen Leuten fern.
Meditation ist eine sehr kraftvolle Technik, den eigenen Geist zur Ruhe zu bringen. Wenn dir Esoterik auf den Geist geht, sollte dich das trotzdem nicht davon abhalten, Meditation zu praktizieren.
Meine ersten Meditationserfahrungen machte ich in einer Gruppe mit einem indischen Guru, die mir nach einiger Zeit sehr suspekt erschien. Ich wandte mich von diesen Leuten ab und machte eine Zeit lang einen großen Bogen um Meditation.
Und wie Steve Jobs entdeckte ich für mich den Zen-Buddhismus und ich liebte das Undogmatische daran und die Tatsache, dass ich nicht irgendetwas glauben musste. So besagt ein Zen-Sprichwort: „Wenn du einen Buddha triffst, töte ihn“. Ähnlich hat auch Osho zu seinen Anhänger/innen gesprochen.
Meiner Meinung nach zeichnet sich jeder echte Lehrer und jede echte Lehrer/in dadurch aus, dass er oder sie es nicht nötig hat, sich zur Projektionsfläche anderer zu machen. Schüler/innen wird kein Dogma aufgedrückt, sondern möglich gemacht, den eigenen Weg zu gehen.
Be sincere, not serious!
Während deiner Reise in die Welt der Meditation bewahre dir bitte, bitte deinen Humor! Meditation sollte dir Freude bereiten und sich nicht wie eine Strafe anfühlen. Du musst dir keine Auszeit in einer einsamen Höhle nehmen, deine Beine in die Lotus-Position zwingen oder gar leiden. Wenn sich irgendetwas nach Selbstkasteiung für dich anfühlt, ist das ein gutes Indiz dafür, dass du vom Weg abgekommen bist.
Letztlich ist Meditation keine Technik, sondern eine Geisteshaltung. Es ist egal, für welche Meditationstechnik du dich entscheidest; mit innerer Achtsamkeit kann auch ein Spaziergang in der Natur oder das Abwaschen deines Geschirrs zur Meditation werden.
Nimm dich selbst und auch das Meditieren nicht allzu ernst.
Fazit
Meditieren ist einfach und wahrscheinlich leichter, als du bislang gedacht hast. Und es lohnt sich!
Steve Jobs hat das für sich persönlich erkannt. Meditation hat ihm das Tor zu seiner Intuition geöffnet, die er als das größte Geschenk ansah. Um andere Menschen zu einem ähnlichen Weg zu inspirieren, ließ er auf seiner Beerdigung das Buch „Autobiographie eines Yogi“ von Paramahamsa Yogananda an seine engsten Freunde verschenken.
Vielleicht wäre es im Sinne des Erfinders von iPhone und iPad, wenn du deine elektronischen Geräte häufiger mal zur Seite legen würdest, um dir Zeit für Meditation zu nehmen …
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Über den Autor:
Tobias Frank Lehrer, Body Worker und Autor des Buches “Thai Yoga – Körper & Seele berühren”. Kostenlose Leseprobe und den Gratis Videokurs “Loslassen leicht gemacht” findest Du auf www.thaiyoga.de
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