Sei geduldig, atme tief und: Enjoy the Process!
Im Gespräch mit David Swenson
David Swenson ist einer der großen amerikanischen Ashtanga Yogalehrer und entdeckte vor 46 Jahren Yoga für sich als Weg. Im Alter von 19 Jahren lernte er den Ashtanga-Gründer Sri K. Pattabhi Jois kennen und wurde kurze Zeit später sein Schüler – in einer Zeit, in der Sri K. Pattabhi Jois noch gar nicht so viele Schüler hatte, doch dazu später. In 9 Fragen lernen wir diesen charismatischen Yogalehrer – der auch gerne mal seine Katze nachmacht, denn immerhin kann die sich waaaahnsinnig gut entspannen – ein bisschen näher kennen. Und wir finden heraus, was Yoga mit dem Wachstum von Bäumen zu tun hat und mit wem David Swenson gerne mal essen gehen würde. Enjoy the process;)
David, du fingst schon in sehr jungen Jahren damit an, Yoga zu praktizieren. Wie kam das?
David Swenson: Mein älterer Bruder Doug brachte mich 1969 dazu, Yoga zu machen. Die Zeit damals war eine sehr „einfache“ Zeit – kaum Yogaschulen, kaum Yogalehrer/innen. Also lernten wir von so gut wie jedem Buch, das uns in die Hände fiel.
Du hast u. a. bei K. Pattabhi Jois studiert – wie war das, von ihm unterrichtet zu werden?
David Swenson: K. Pattabhi Jois war ein wunderbarer, inspirierender und freudvoller Mann. Er LIEBTE es, zu unterrichten und im Kreise seiner Schüler*innen zu sein. Damals, in der Anfangszeit waren wir noch sehr wenige. Als ich 1977 Mysore das erste Mal besuchte, waren da nur 3 Schüler*innen (!), die mit ihm studierten. Er gab uns so viel Energie, Aufmerksamkeit und Praxis. Die Zeit damals war sehr einfach, voller Enthusiasmus, Begeisterung, Neugier und Staunen.
Inwiefern unterscheidet sich Ashtanga Yoga und anderen Yoga-Stilen oder was macht ihn für dich so besonders?
David Swenson: Ashtanga ist das Fundament für die Praxis des Vinyasa. Bevor Ashtanga Yoga in den Westen kam, gab es keine Praxis des Vinyasa. Vinyasa ist die dynamische und präzise Kombination von Atmung und Bewegung. Das ist ein Aspekt des Ashtanga. Gleichzeitig haben wir im Ashtanga Yoga festgesetzte, dynamische Sequenzen von Asanas (Yogapositionen), die wir im Lauf unserer Praxis wiederholen – ähnlich wie im Tai Chi. Wir verwenden dabei eine spezielle Atemtechnik, bekannt als Ujjayi, die uns einen ganz bestimmten Laut machen lässt, wenn wir atmen. Dieser Laut agiert wie unser Mantra, lässt uns fokussiert bleiben und hilft uns, kontinuierlich und stets auf’s Neue zum Rhythmus und zur Beschaffenheit des Atems zurückzufinden. Der Atem bildet also Zentrum und zusätzlich konzentrieren wir uns auf die innere Energie, indem wir Kontrolle über die Tore oder Verschlüsse dieser inneren Energie– auch Bandhas genannt – gewinnen und diese aktivieren. Für den meditativen Aspekt der Praxis richten wir den Blick auf festgelegte Punkte. Das hilft, den meditativen Zustand noch intensiver wahrzunehmen. All die aufgezählten Aspekte sind aber nur ein Teil der Ashtanga Yoga Praxis. Alle Methoden des Yoga haben in meinen Augen dasselbe Ziel: den Geist zu kontrollieren, innere Stärke zu gewinnen und die Selbst-Wahrnehmung zu vergrößern. Von dem Augenblick an, als ich Ashtanga Yoga entdeckt habe, liebte ich es und fühlte mich, als ob ich nach Hause gekommen wäre. Und dieses Gefühl hält bis heute an.
Welchen Rat würdest jemandem geben, der gerade mit Ashtanga Yoga beginnt?
David Swenson: Sei geduldig, atme tief und: enjoy the process! Die Entwicklung einer Yogapraxis ist wie das Heranwachsen eines Baumes – es braucht Zeit. Die stärksten Bäume im Wald wachsen am langsamsten. Dennoch, viele Menschen profitieren schon nach kurzer Zeit auf wunderbare Weise von ihrer Praxis. Der Schlüssel ist: dranzubleiben – ein Leben lang.
Welche Rolle spielt Meditation in deinem Leben?
David Swenson: Die Praxis des Ashtanga Yoga ist Meditation. Meditation in Bewegung. So wie Tai Chi. Meditation ist ein wichtiger Teil der Praxis und der Nutzen daraus überträgt sich auf viele andere Themen in meinem Leben.
Was war der schönste und dankbarste, lohnendste Moment auf deinem Yoga-Weg?
David Swenson: Es ist unmöglich, einen Moment zu wählen. Ich praktiziere seit 46 Jahren Yoga. Da waren unzählige magische Momente und sie zeigen sich immer wieder. Das ist auch der Grund, warum wir vor jeder Praxis innehalten und all jenen danken, die vor uns auf dem Weg gegangen sind, weil sie uns die Möglichkeit gegeben haben und weiterhin geben zu praktizieren.
Welche drei Dinge oder “Yoga-Utensilien” nimmst du überall hin mit?
David Swenson: Ich weiß nicht genau, was diese Frage bedeutet. Wenn von „Utensilien“ die Rede ist, sind da Dinge gemeint, mit denen ich übe? Die Schönheit des Ashtanga Yoga liegt nämlich für mich darin, dass die wirklich wichtigen Dinge oder Utensilien die sind, die wir immer bei uns haben – solange wir leben: Atem, Körper und Geist.
Angenommen, du könntest mit einer Person deiner Wahl zu Mittag essen – wer wäre das?
Meine Ehefrau! Es war ihr nicht möglich, mich diesmal auf meiner Tour zu begleiten. Also würde ich sie wählen.
David, danke vielmals für dieses Gespräch.
Weiterführende Links:
Hier erfährst du mehr über David Swenson.
Und: von 11. bis 20. März 2016 kommt „the one and only“ David Swenson, einer der weltweit bekanntesten Lehrer für Ashtanga Yoga, für seinen EINZIGEN Österreich-Termin 2016 nach Graz und wird im Yuna Place Graz einen 14-stündigen Ashtanga Yoga Workshop sowie ein 40-stündiges Teacher Training abhalten.
Infos und Anmeldung: www.yuna.at